Der Faktencheck der Grünen Wirtschaft nimm kursierende Mythen aus dem Kosmos der österreichischen Wirtschaft und stellt sie auf den Prüfstand.
In dieser Ausgabe widmen wir uns den E-Fuels.

Mythos:

Mit E-Fuels lösen wir alle Probleme im Verkehr.

Fakt:

E-Fuels sind enorm energieintensiv, darum braucht es für den Großteil der Fahrzeuge eine effizientere Lösung.

„Kein anderer Sektor in Österreich benötigt so viel Energie wie der Verkehr. Ein Drittel des österreichischen Energiebedarfs `frisst` der Verkehr, davon wiederum 90 Prozent der Kfz-Verkehr. Und dieser ist fast zur Gänze, nämlich zu 92 Prozent, von Erdöl abhängig. Kfz-Motoren verbrennen 75 Prozent des gesamten verbrauchten Erdöls in Österreich.“[1]

Dieses Zitat vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) beschreibt die Relevanz des Verkehrssektors für den Klimaschutz bzw. die Energiewende eindringlich. Auch wenn es langsam Anzeichen dafür gibt, dass auch im Verkehrssektor die Emissionen nachhaltig sinken, so tun sie das doch von einem sehr hohen Niveau aus: Der Verkehr ist der einzige Sektor, dessen Emissionen noch immer über denen von 1990 liegen[2]. Um die vereinbarten Klimaziele bis 2030 zu erreichen, müssen wir von 20 Mio. Tonnen CO2 im Jahr 2023 auf rund 6 Mio. Tonnen reduzieren – ein Kraftakt. Aber wie kann das gelingen?

Sind E-Fuels oder andere synthetische Energieträger die Lösung?

E-Fuels und andere synthetische Brennstoffe werden von vielen Seiten (in erster Reihe von der vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierten Wirtschaftskammer) als Lösung ins Spiel gebracht. Es wird behauptet, man könne damit die bestehende Fahrzeugflotte weiternutzen, weiterhin auf die bestehende Tankstellen- und Zulieferinfrastruktur zurückgreifen und dass das alles auch noch klimaneutral wäre.

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch. Denn: Der Mythos von E-Fuels und Co ist nicht mehr als ein Mythos. Ein genauer Blick auf die alternativen Brennstoffe zeigt sehr klar, dass sie deutlich ineffizienter sind als Elektroantriebe, das breite Ausrollen für den Individualverkehr aufgrund der geringen Verfügbarkeit und des komplexen Herstellungsprozesses illusorisch ist und dass wir das Wenige, was wir an E-Fuels, Wasserstoff und Co zur Verfügung haben werden, dringend für die Industrie und nicht (oder nur schwer) elektrifizierbare Bereiche im Verkehr (z.B. Schifffahrt, Flugzeuge, Schwerverkehr) brauchen werden.

„Das Trugbild von E-Fuels als breit anwendbare Lösung in der Mobilität entbehrt jeglichen wissenschaftlichen Einordnungen und verschleppt die notwendige Transformation in Richtung Klimaneutralität“[3], steht dazu in einem aktuellen Papier von Kontext, dem Institut für Klimafragen.

Warum werden E-Fuels und Co dann so breit diskutiert?

Wie so oft geht es auch in der Diskussion um die Ökologisierung des Verkehrssektors um wirtschaftliche Interessen. Die ÖVP und ihr Wirtschaftsbund zeigen einmal mehr ihre Bremser:innenmentalität und die Loyalität gegenüber den fossilen Großkonzernen. So finanziert die vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierte Wirtschaftskammer z.B. die eFuel Alliance Österreich, ein Verein, der über Medien- und Öffentlichkeitsarbeit versucht, E-Fuels als für die Transformation notwendig zu positionieren. Ein genauerer Blick verrät aber schnell, dass die handelnden Personen alle aus dem Verkehrs- und Transportgewerbe sowie dem Energiehandel kommen und mit dem Propagieren der vermeintlichen Vorzüge von E-Fuels den fossilen Status Quo so lange als möglich festschreiben wollen. Wie so oft: Die vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierte Wirtschaftskammer steht nicht auf der Seite der ökologischen Transformation, sondern verwässert, verhindert und verzögert den dringend notwendigen Umstieg im Verkehrssektor.

Was es wirklich braucht!

„Zur Erreichung der Klimaziele muss der Verkehr so schnell und so effizient wie möglich auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Das kann nur aus der Kombination von Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern gelingen.“[4]

Wie das Zitat vom VCÖ nahelegt, geht es um mehr als nur die Ökologisierung der Antriebstechnologie – anders gesagt, das Umstellen aller Autos auf Elektroantrieb wird die CO2-Emissionen im Verkehrssektor nicht ausreichend senken. Was wir neben der Elektrifizierung der wirklich als notwendig betrachteten Fahrzeuge machen müssen ist unser Mobilitätsverhalten zu überdenken. Ja, in einer modernen Gesellschaft soll allen Menschen eine bequeme, kostengünstige und flexible Möglichkeit zu Verfügung stehen um von A nach B kommen. Das geht aber nicht nur mit dem privaten PKW. Es braucht einen ambitionierten und schnellen Ausbau des öffentlichen Verkehrs, den Ausbau von Radwegen, vermehrtes Car-Sharing aber auch verstärkte Berücksichtigung von Mobilität in der Raum- und Stadtplanung.

Zusammenfassung:

Der Verkehrssektor ist jener Bereich, in dem in den letzten Jahrzehnten die Emissionen am wenigsten gesunken sind. Es braucht klare Vorgaben, den Ausbau von Infrastruktur im öffentlichen Bereich und auch ein allgemeines Umdenken in Mobilitätsfragen. Scheinlösungen, wie das von der vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierten Wirtschaftskammer verbreitete Märchen der E-Fuels, werden uns nicht weiterbringen.

Du willst mehr?

Hier gelangst zu unserem ersten Faktencheck, welcher dem Mythos nachgeht, ob sich die Wirtschaftskammer tatsächlich zu den Klimazielen bekennt. Und hier zum Faktencheck über die vermeintliche Abwanderung der Industrie.

 

Quellen:

[1] https://vcoe.at/themen/energie-und-klimaschutz

[2] https://vcoe.at/presse/presseaussendungen/detail/vcoe-co2-emissionen-des-verkehrs-im-vorjahr-erneut-gesunken#:~:text=Der%20VC%C3%96%20weist%20darauf%20hin,40%20Prozent%20mehr%20klimasch%C3%A4dliche%20Emissionen.

[3] https://kontext-institut.at/uploads/202403_KONKLUSIO_Technologieklarheit-als-Schluessel-zu-einer-wirksamen-Klimapolitik.pdf

[4] https://vcoe.at/themen/energie-und-klimaschutz