Erneuter Rekord bei den Inseraten-Ausgaben der Wirtschaftskammer

Die fetten Jahre sind vorbei? Nicht bei der Wirtschaftskammer! Dort hat der ÖVP-Wirtschaftsbund 2023 beim Werbebudget noch einmal deutlich nachgeschraubt und für stolze 18 Mio.€ inseriert – ein neuer Rekord.

Quelle: RTR-Daten 2020-2023

Mehr ist mehr

Die vom ÖVP-Wirtschaftsbund geführte Wirtschaftskammer hat 2023 zumindest 18 Mio. € – genau genommen 18.011.858,26 € für Inserate ausgegeben. Das geht aus den Zahlen der RTR (Rundfunk- und Telekom-Regulierungs GmbH) hervor. Dort müssen all jene Inserate gemeldet werden, die pro Medium und Quartal geschaltet wurden und mit über 5.000 € zu Buche geschlagen haben.
Finanziert werden diese Inseraten-Festspiele der WKO durch die Pflichtmitgliedsbeiträge der Unternehmer:innen!
Vergleicht man die 18. Mio. € mit der Summe aus dem Vorjahr geht hervor, dass der Budgettopf für Inserate im Jahr 2023 um über 20 Prozent aufgestockt wurde (2022: 14,99 Mio. €). Der größte Teil der Summe wanderte nach dem ORF an den Boulevard – nämlich beispielsweise an die „Kronen Zeitung“. Gemäß Umfragen also genau dort, wo sich die Zielgruppe Unternehmer:innen NICHT bevorzugt informiert.

Quelle: RTR-Daten 2023

Auffällig ist, dass in Wien, Kärnten und österreichweit das Werbebudget 2023 im Vergleich zum Vorjahr besonders stark zugelegt haben. Wie viel die einzelnen Kammern und Fachorganisationen in deinem Bundesland für Inserate ausgeben siehst du hier im Detail:

Quelle: RTR-Daten 2022 & 2023

 

Eine Frage der Relation

Die Wirtschaftskammer ist Interessenvertretung der Unternehmer: innen und zählt derzeit 584.448 Mitglieder. Pro Person hat sich die Wirtschaftskammer die Inseraten-Ausgaben allein also 2024 knapp 31 € kosten lassen. Zum Vergleich: bei der Arbeiterkammer mit knapp 4 Mio. Mitgliedern lag das Pro-Kopf-Budget für Inserate vergangenes Jahr bei 1,23 €.

Quelle: RTR-Daten 2023

Hilft‘s nix, schadt‘s nix?

Vielleicht verfolgt die Wirtschaftskammer in ihrer Inseraten-Strategie aber auch einfach andere Ziele. Zielgruppe scheint derzeit aktuell ohnehin alles und jede:r zu sein. Gegenüber dem Standard wurde in einer Stellungnahme erklärt, dass man mit einem breiten Mediamix alle relevanten Zielgruppen im erwerbsfähigen Alter erreichen wolle. Für eine Interessenvertretung der Unternehmer:innen ein kostspieliges Unterfangen mit geringer Treffsicherheit. Sorgen braucht man sich um die Wirtschaftskammer allerdings nicht. Die horrenden Rücklagen ermöglichen eine „Hilft‘s nix, schadt‘s nix“-Haltung auf Kosten der Unternehmer:innen in Österreich.

Bestens vorbereitet

Dass auch im neuen Jahr munter weiter inseriert wird, lassen erste Vergaben von Werbeleistungen für das Kalenderjahr 2024 erahnen. Insgesamt wurden bereits jetzt Aufträge im Volumen von über 8 Mio. € eingemeldet. [1] Zwei Beispiele:

  • der Ausbau des TikTok-Accounts der WKÖ wurde gerade um 750.000 € beauftragt. [2]
  • Eine einzelne Agentur freut sich schon jetzt über Vergaben im Wert von über 2,3 Mio. € für das Jahr 2024.

Im Hinblick darauf, dass 2025 die Wirtschaftskammerwahlen anstehen, gehen wir davon aus, dass wir auch 2024 über einen neuen Rekord bei den Inseraten-Ausgaben erwarten können. Wir freuen uns schon jetzt auf Unternehmer: innen-finanzierte TikTok-Tanzvideos! 🤦‍♀️

 

[1] https://offenevergaben.at/suchen?suche=wirtschaftskammer

[2] https://offenevergaben.at/auftr%C3%A4ge/184767

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