Die Medienbehörde KommAustria veröffentlicht regelmäßig die Ausgaben für Werbeschaltungen (Inserate, TV-Spots etc.) aller öffentlichen Organisationen. Auch die Wirtschaftskammern und Fachgruppen müssen alle Werbeschaltungen ab einem Wert von € 5.000 melden. Wir haben uns die Zahlen (wie schon 2020) genauer angesehen. Eines vorweg: Die Kammer macht nicht nur munter weiter wie bisher, sondern hat ihre Werbeschaltungen gerade in Zeiten der Krise weiter erhöht.

Ausgaben der Wirtschaftskammerorganisation im Jahr 2021

Alle Wirtschaftskammerorganisationen gaben im Jahr 2021 zusammen ca. € 16,2 Mio. für Werbeschaltungen aus. Wichtig: Es müssen nur Werbeschaltungen über € 5.000 gemeldet werden – über die Schaltungen unter € 5.000 pro Quartal gibt es leider keine Informationen. Wenn wir aber eines wissen, dann, dass die Wirtschaftskammer geschickt mit den Untergrenzen der diversen Meldepflichten hantiert. Alle Wirtschaftskammerorganisationen zusammen geben ca. 1,6 % ihres Jahresbudgets für Werbeschaltungen aus. In dieser Grafik seht ihr die gemeldeten Werbeschaltungen der Kammern und Fachorganisationen pro Bundesland im Verhältnis zu deren Jahresbudget [1]:

Werbeschaltungen WKO 2021
Werbeschaltungen der Kammern und Fachorganisationen im Verhältnis zur deren Jahresbudget (nach Bundesländern)

[1] Einnahmen aus den Voranschlägen 2021 – Rechnungsabschluss 2021 ist noch nicht verfügbar.

Was macht die Kammer mit dem vielen Geld der Mitgliedsbetriebe?

Das ist die Frage, die wir uns schon seit Jahren stellen. Wir erwarten von der Wirtschaftskammer sowie den Fachorganisationen, dass sie die hart erarbeiteten Gelder der Unternehmer:innen für ebendiese verwenden und zum Beispiel Fortbildungs- und Beratungsangebote finanzieren, über gesetzliche Änderungen aufklären und bei Problemen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Was aber macht die vom VP-Wirtschaftsbund geführte Wirtschaftskammer? Sie pumpt große Beträge vor allem in den Boulevard und Hitradio Ö3, um ihr eigenes Image zu polieren und Präsident Mahrer als großen Macher zu inszenieren. Gerade im zweiten Jahr der Krise, die für so viele Unternehmer:innen eine existenzgefährdende Zeit darstellte, können wir mit Blick auf die hohen Summen, die die vom VP-Wirtschaftsbund dominierte Kammer für Werbeschaltungen locker machte, nur entsetzt den Kopf schütteln.

Hier siehst du, wie sich die Ausgaben der Kammer auf die unterschiedlichen Medien verteilen. Erneut fällt auf, dass gerade die Medien, die am häufigsten von den Unternehmer:innen konsumiert werden, deutlich unterrepräsentiert sind (Details zur Mediennutzung von Unternehmer:innen gibt’s hier.)

Werbeschaltungen WKO nach Medien 2021
Werbeeinschaltungen der WKO in den verschiedenen Medien (2021)

Die Bundeswirtschaftskammer (WKÖ) hat die Ausgaben für Werbeschaltungen seit 2019 verdoppelt

Ein bemerkenswertes Bild ergeben die gemeldeten Werbeschaltungen der Bundeswirtschaftskammer (WKÖ): Die vom VP-Wirtschaftsbund dominierte Kammer hat die Ausgaben seit 2019 verdoppelt. Nur zur Erinnerung: wir befinden uns seit Anfang 2020 in der durch die Covid-Pandemie bedingten größten Wirtschaftskrise der zweiten Republik – Unternehmer:innen, aber vor allem KMU und EPU sind besonders stark betroffen. Und genau in dieser Zeit hält es die Bundeswirtschaftskammer für angemessen, ihre ohnehin schon hohen Inseratenausgaben zu verdoppeln. Im Jahr 2019 wurden nur von der Bundeskammer rund € 2,2 Mio. gemeldet, im Jahr 2020 waren es schon € 3,3 Mio. und im Jahr 2021 dann die astronomische Summe von € 4,4 Mio.

Werbeschaltungen WKÖ 2019-2021
Werbeschaltungen WKÖ 2019-2021
Apropos Bundeswirtschaftskammer: Cashback für die eigenen Leute?

Die WKÖ hat vergangenen Herbst die Aktion WKO-Cashback ins Leben gerufen: Um den Umsatz für die vom Lockdown betroffenen Unternehmen zu steigern, konnten Kund:innen Rechnungen, die ab dem 13.12.2021 ausgestellt wurden und mindestens € 50 ausmachten, hochladen und 20 % des Umsatzes (also die Höhe der MwSt) als Gutschrift zurückbekommen (Höchstwert der Rückvergütung betrug € 60). Dafür waren ursprünglich € 1 Mio. vorgesehen – wegen der hohen Nachfrage in den ersten Stunden wurden weitere € 1 Mio. bereitgestellt.

Für einige Beobachter:innen war die Aktion bzw. das schnelle Ausschöpfen des ersten Topfes verwunderlich. Vor allem deswegen, weil die Aktion sehr kurzfristig (4 Tage davor) bekanntgemacht wurde und nur Rechnungen zulässig waren, die ab dem 13.12. – also am ersten Tag der Aktion – ausgestellt wurden. Es entsteht der Eindruck, dass das Ziel eher das Bei-Laune-Halten der eigenen Funktionär:innen, als eine Unterstützungsmaßnahme für die Betriebe war. Wie konnten sonst bei so kurzer Vorlaufzeit so hohe Summen bzw. eine so hohe Anzahl an Rechnungen eingereicht werden? Die Aktion hinterlässt zumindest einen fahlen Beigeschmack.

Trotz aller Kritik: Die WKÖ interessiert sich nur für sich selbst

Erneut müssen wir mit Blick auf die veröffentlichten Zahlen der Medientransparenzbehörde feststellen, dass sich die vom VP-Wirtschaftsbund dominierte Wirtschaftskammer offenbar nicht für die vielen für Österreich so wichtigen KMU und EPU interessiert, sondern mehr für ihr eigenes Image. Dass dafür, gerade in Zeiten der Krise, von den hart erarbeiteten Geldern der Mitgliedsbetriebe Unsummen in Selbstdarstellung und Inszenierung gesteckt werden, ist an Hochmut und Selbstgefälligkeit nur schwer zu überbieten! Wir fordern die WKÖ auf, die Geldverschwendung für Inserate zu beenden und endlich aktiv für die Interessen der österreichischen Unternehmen aufzutreten!

Quellen:

Quartal 1, 2021: RTR – Bekanntgegebene Daten im 1. Quartal 2021
Quartal 2, 2021: RTR- Bekanntgegebene Daten im 2. Quartal 2021
Quartal 3, 2021: RTR – Bekanntgegebene Daten im 3. Quartal 2021
Quartal 4, 2021: RTR – Bekanntgegebene Daten im 4. Quartal 2021