Medientransparenz-Daten 2022
Seit Jahren purzeln bei den Inserate-Ausgaben der Wirtschaftskammer die Rekorde. 2022 sind die WKO-Ausgaben für Werbeschaltungen leicht gesunken – doch sie sind weiterhin auf ungeheuer hohem Niveau. Wie es anders geht, zeigt ein Vergleich.
Offiziell hat die Wirtschaftskammer im Jahr 2022 mindestens 14.999.788,76 Euro für Werbeschaltungen ausgegeben. Das geht aus den Zahlen hervor, die die WKO an die Rundfunk- und Telekom-Regulierungs GmbH (RTR) gemeldet hat. Nicht in diesem Betrag enthalten sind Werbeschaltungen, die pro Quartal und Medium weniger als 5.000 Euro ausmachen und daher nicht gemeldet werden müssen.
Damit sind die WKO-Ausgaben für Inserate im Vergleich zu 2021 (16,2 Mio. €) zum ersten Mal seit Jahren gesunken. Erleben wir nun eine Trendwende? Das muss sich erst noch zeigen. Fest steht: Auch 2022 verschießt die Inseraten-Kanone der WKO enormen Summen.
Hohe Kosten, wenig Ergebnisse
Wie hoch die Ausgaben für Inserate sind, zeigt der Vergleich mit einer Organisation, die traditionell als Gegenpol der Wirtschaftskammer gilt: Die Arbeiterkammer (AK) hat im Jahr 2022 rund 4,2 Mio. Euro an Ausgaben für Inserate gemeldet – und damit 10,8 Mio. Euro weniger als die WKO. Für Werbeschaltungen gab die Arbeiterkammer 2022 also nur knapp 28 % dessen aus, was die Wirtschaftskammer dafür ausgab.
Noch gar nicht berücksichtigt ist bei diesem Vergleich, dass die Arbeiterkammer die Interessen von fast 3,9 Mio. Mitglieder vertritt, also siebenmal so viele wie die Wirtschaftskammer.
Am meisten profitieren von den WKO-Inseraten auch in diesem Jahr der Boulevard (namentlich die Kronen-Zeitung) und der Radiosender Ö3. Warum die Wirtschaftskammer ihre Werbung ausgerechnet dort konzentriert und die laut Umfragen bei Unternehmer:innen wesentlich häufiger konsumierten Medien ignoriert, bleibt ein Rätsel. Doch angesichts der immensen Rücklagen scheint es für die WKO-Spitzen kein Problem zu sein, dass hier ein riesiges Werbebudget ohne Plan oder konkrete Ergebnisse aus dem Fenster geworfen wird.
Was wäre wenn …?
Die Grüne Wirtschaft fordert seit langem, dass die Wirtschaftskammer ihr Geld nicht für teure (und zum Teil peinliche) Werbekampagnen mit zweifelhafter Wirkung ausgibt – und stattdessen für konkrete Interessen der Unternehmer:innen. Die WKO könnte ihre Ausgaben für Werbeschaltungen ohne größere Auswirkungen um 10 Mio. Euro verringern. Sie würde damit immer noch mehr Geld ausgeben als die Arbeiterkammer.
Was Unternehmen für dieses Geld stattdessen bekommen könnten, wenn sie es der Wirtschaftskammer nicht in Form von Pflichtbeiträgen überlassen müssten? Einige Beispiele:
- 2.220.000 Stunden Kinderbetreuung für unternehmerisch tätige Eltern
- 30.120 m2 Photovoltaik-Anlagen für eine CO₂-freie Energieversorgung von Unternehmen
- 2.083 Lastenfahrräder für Kurztransporte ohne Stau und Abgase
- 1.176.000 Deutsch-Stunden für neue Arbeitskräfte
- 9.132 Klimatickets für nachhaltige Mobilität von Unternehmer:innen
- 77.000 Stunden Steuerberatung
Sollten die WKO-Ausgaben für Inserate weiterhin in gleichem Maße sinken wie zwischen 2021 und 2022, dann würde es ungefähr 15 Jahre dauern, bis wir ein nachvollziehbares Niveau erreicht haben.
Als Unternehmer:innen glauben wir daran, dass wir unsere Zukunft gestalten können. Und wir tun alles dafür, dass die Wirtschaftskammer zu einem Ort wird, an dem nicht nur teure Imagekampagnen, sondern in erster Linie konkrete Ergebnisse für die österreichischen Unternehmer:innen entstehen.