Eine Befragung unter 186 Unternehmer:innen zeigt, dass bei einem Krankenstand von wenigen Tagen bis hin zu 5 Wochen bereits  81,35% um ihre Existenz bangen

Die Grüne Wirtschaft hat im Zuge des aktuellen Themenschwerpunkts „Soziale Sicherheit“ eine Befragung unter Unternehmer:innen durchgeführt. Ziel der Erhebung war es, ein aktuelles Bild über empfundene soziale Sicherheit oder Unsicherheit von Selbständigen zu erhalten. Erhebungsschwerpunkte waren daher Absicherung im Krankheitsfall, Pension und Auftragslosigkeit. Befragt wurden dabei größtenteils Inhaber:innen von EPU oder Kleinunternehmen (94, 92 % haben 0-9 Mitarbeiter:innen). Zentrale Erkenntnis der Befragung: (Klein)Unternehmer:innen fühlen sich insgesamt überwiegend schlecht abgesichert und sehen sich im Vergleich zu Nicht-Selbstständigen einem höheren Risiko ausgesetzt, von Altersarmut und krankheitsbedingtem Verlust der Existenzgrundlage betroffen zu sein.

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Über 60 Prozent fühlen sich sozial nicht abgesichert

Bei der Frage nach der Selbsteinschätzung der sozialen Absicherung gaben über 60 Prozent an, sich nicht ausreichend abgesichert zu fühlen. Konkret bezeichnen 39,55 % ihre soziale Absicherung als „eher schlecht“ – 20,90% sogar als „sehr schlecht“. Es ist daher auch kaum verwunderlich, dass 53,67% der befragten Selbstständigen nicht damit rechnen, später einmal eine Pension zu erhalten, von der sie leben können.  Ganze 55,93 % wirken dieser Verunsicherung entgegen, indem sie zusätzlich aus eigener Tasche für die Pension vorsorgen.

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Mehr Unterstützung im Krankheitsfall notwendig

Im Zuge der Befragung wurde außerdem erhoben, in welchen Aspekten ihres Alltags sich Selbständige mehr Unterstützung wünschen. Den mit Abstand größten Unterstützungsbedarf sehen die Befragten im Krankheitsfall (76,27 %), gefolgt von Hilfestellung bei schlechter Auftragslage (50,28%). Aber auch in der Pflege von Angehörigen (28,81%) sowie in der Kinderbetreuung (17,51%) mangelt es an Angeboten.

 

Krankheit als größter Stolperstein

Warum der Krankheitsfall den größten Bedarf an Unterstützung aufweist, klärt die Auswertung der Frage, ab wann ein Krankenstand für die Befragten existenzbedrohend wird. Für 8,47% Prozent der befragten Unternehmer:innen kann bereits ein Krankenstand von wenigen Tagen das Aus bedeuten. 6.78% sehen ihre Existenz nach einer Woche bedroht; 29,94% nach 2-4 Wochen. Spätestens nach der 5. Woche Krankenstand befinden sich 81,35 % vor dem unternehmerischen K.O. Lediglich 12,43 % gaben an, einen Krankheitsfall nicht als Existenzbedrohung zu sehen.

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Ein faires Sozialsystem – in allen Lebenslagen

Unternehmer:innen verdienen es, in allen Lebensphasen abgesichert sein. Es sollte selbstverständlich sein, sich im Krankheitsfall auszukurieren, souverän Richtung wohlverdienter Pension zu blicken und Energie in laufende Projekte statt in Sorge um persönliche Absicherung zu stecken.

Die Grüne Wirtschaft setze sich als Interessenvertretung für Unternehmer:innen dafür ein, ein faires und verlässliches Sozialsystem mitzugestalten. Derzeit haben Unternehmer:innen erst ab dem 42. Krankheitstag rückwirkend Anspruch auf Krankengeld. Ein Umstand, der sich ändern muss!

„Der Unternehmergeist und die Kreativität von EPU und Kleinunternehmen sind von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort. Sie haben in den letzten Jahren vielfach mit Innovationsgeist bewiesen, dass sie rascher und flexibler auf Veränderungen reagieren können als Großunternehmen. Ihre Anliegen werden von der sogenannten „Wirtschaftspartei“ ÖVP und ihrem Wirtschaftsbund jedoch regelmäßig ignoriert.  Statt EPU und Kleinstbetriebe als Hobbyunternehmen zu verunglimpfen, sollte sich die ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer endlich ernsthaft für eine bessere soziale Absicherung für den Großteil ihrer Mitglieder einsetzen!“, unterstreicht Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.