Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden – darauf haben sich die politischen Parteien festgelegt. Auf EU-Ebene soll dieses Ziel spätestens 2050 für alle Mitgliedsländer erreicht werden. Klimaneutralität, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Co2-Neutralität – Begriffe, die wir in den Medien, aber auch im Marketing von Waren und Dienstleistungen tagtäglich aufschnappen. Doch was bedeutet „Klimaneutral“ per Definition überhaupt? Das Europäische Parlament hat im Zuge des Pariser Klimaübereinkommens (Green Deal) den Begriff als „Gleichgewicht zwischen Kohlenstoffemissionen und der Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre (…)“ definiert.
Nachhaltigkeit war gestern, Regeneration ist heute
Ein Weg zur Erreichung von Klimaneutralität ist die Reduktion von Co2-Emissionen, gekoppelt an die Kohlenstoffbindung. Dabei wird vorhandener Kohlenstoff in unserer Atmosphäre gebunden. Ein System, das Kohlenstoff bindet, nennt man Kohlenstoffsenke. Bislang gibt es keine künstlichen Kohlenstoffsenken, die genügend Kohlenstoff binden können, um bei der Bekämpfung der globalen Erwärmung ausreichend gegenzusteuern. Glücklicherweise gibt es aber von jeher natürliche Kohlenstoffsenken. Wir präsentieren: Böden, Wiesen, Wälder und Ozeane. Neben der Reduktion von Emissionen ist also der Schutz und Wiederaufbau von unversiegelter Fläche und Wäldern essenziell, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Fazit: Es reicht nicht, zu reduzieren. Der Raubbau an unserer Umwelt ist zu weit fortgeschritten und unserer Ziele können nur dann erreicht werden, wenn wir zurückgeben, wiederherstellen – REGENERIEREN.
Der Wille und die Wege
Große Veränderungen gibt es nicht auf Knopfdruck, und schon gar nicht auf Rezept – was es sehr wohl gibt, sind jedoch Ansätze und Konzepte, an denen man sich orientieren kann.
Ein Konzept, auf das wir als Grüne Wirtschaft in unserer Auseinandersetzung mit dem Erreichen der Klimaziele setzen, ist der von Stephan Hankammer formulierte Ansatz des regenerativen Wirtschaften. Dieser fokussiert neben der gesamtgesellschaftlichen Relevanz nämlich verstärkt auf die Wirtschaft sowie die Handlungsoptionen und mögliche Anreize für Unternehmen.
Was bedeutet regenerativ Wirtschaften für Unternehmen?
In der Praxis würde das für ein Unternehmen so aussehen, dass als erster Schritt die komplette Wertschöpfung eines Unternehmens untersucht und identifiziert wird: An welchen Stellen stiftet das Produkt oder die Dienstleistung Nutzen und für wen? Im Gegenzug darf aber auch nicht vergessen werden, welcher Schaden damit verursacht wird.
Im Gegensatz dazu fokussiert der Nachhaltigkeitsansatz darauf, Schaden zu reduzieren, akzeptiert aber, trotz aller Bemühungen, einen Schaden angerichtet zu haben, der nicht mehr gutgemacht werden kann. Der Gedanken der Regeneration steht dafür, gezielter danach zu suchen, an welchen Stellen trotz der Logik des Mehrwerts Schaden entsteht. Das geht so weit, auch das eigene Produkt, die eigene Dienstleistung oder das Geschäftsmodell zu hinterfragen, ob es vor dem Hintergrund der zu drohenden Überschreitung der planetaren Grenzen noch tragbar ist.
Was braucht es seitens der Politik?
Als Grüne Wirtschaft stehen wir für die Förderung einer nachhaltigen und ökologisch-sozialen Wirtschaft ein und vertreten die Interessen alle jener Wirtschaftstreibenden, die sich der Grün-Alternativen Bewegung zugehörig fühlen. Unser Ziel ist es also, Unternehmer:innen bei Ihren Bemühungen nicht alleine zu lassen. Einerseits wollen wir ein starkes Netzwerk für gemeinsame Veränderung bieten, anderseits wollen wir die dafür benötigten Umstände mitgestalten. Im Kontext des regenerativen Wirtschaftens bedeutet das, faire Rahmenbedingungen herzustellen. Regenerative Unternehmenstätigkeit soll gefördert, subventioniert und unterstützt werden. Unternehmer:innen sollen aufgeklärt und informiert werden. Wir fordern Wirtschaftspolitik, die zukunftsfähig ist und schon heute Maßnahmen setzt, damit Österreich als Wirtschaftsstandort, aber auch als Lebensmittelpunkt bestehen kann.