Regionalsprecher Bernhard Seeber im Gespräch mit Unternehmerinnen in Linz

Anlässlich des Weltfrauentags 2024 hat Bernhard Seeber die Gelegenheit genützt mit Unternehmerinnen über Geschlechtergleichstellung und Gendergerechtigkeit zu sprechen. Bei seinem Rundgang durch Linz begleiteten ihn abwechselnd LAbg Dagmar Engl und StRin Eva Schobesberger, Thomas Stadlbauer und Evi Gmach.

Christina Huber-Prunthaller, Masi

„Gerade für Schulkinder ab der 5. Schulstufe wäre eine gute Ganztagsschule mit Lernbetreuung und Aktivprogramm ideal.“

Unser erster Halt führt uns zu Christina Huber-Prunthaller, Gründerin des Linzer Modelabels Masi. Christina feiert heuer ihr 20 jähriges Firmenjubiläum. Gut gelaunt erzählt sie ihre Gründungsgeschichte und von den spannenden Gründungsjahren. Heute führt sie das Geschäft mit ihrem Mann Fritz und einer Mitarbeiterin. Angesprochen auf die Geschlechtergleichstellung und ihre Erfahrungen als Unternehmerin, meint Christina schmunzelnd: „In der Modebranche ist alles ein wenig anders. Da wird mein Mann oft nach der Chefin gefragt.“ Aber Christina ist auch Mutter von zwei Kindern. Die Firma und Ihr Familienglück unter einen Hut zu bringen, war eine echte Herausforderung. „Das geht nur, wenn man das zu zweit macht. Fritz ist Feminist und darum sag ich auch immer, wir brauchen die Männer!“. Die Strukturen der Kinderbetreuung in Oberösterreich findet sie generell verkrustet und wenig bedarfsgerecht. „Gerade für Schulkinder ab der 5. Schulstufe wäre eine gute Ganztagsschule mit Lernbetreuung und Aktivprogramm ideal“, meint Christina abschließend.

 

Nora Stinglmayr, Lepoldistüberl

„Wären die Kinder noch kleiner gewesen, hätte ich das nicht gemacht!“

Weiter geht’s zu Die Wirtsleut im Leopoldistüberl. Nora Stinglmayr erwartet uns schon. Sie ist seit 2020 selbständig und Gastronomin. Davor war sie beim Wirt am Graben in Linz angestellt, und als der Betrieb geschlossen wurde, wollte sie, dass es weiterhin so ein Lokal gibt in Linz. Das Konzept war fertig und erprobt, Pierre in neuer Rolle mit dabei und los ging’s. „Aber das hat für mich als alleinerziehende Mutter nur funktioniert, weil meine Kinder schon größer waren. Wären sie noch kleiner gewesen, hätte ich das nicht gemacht,“ erzählt sie uns rückblickend. Zu Beginn hatten sie keinen Koch, es war mitten im Lockdown und obwohl sie deutlich über „Kollektiv“ bezahlt und eine 4-Tagewoche bietet, sind auch heute noch gute Mitarbeiter:innen schwer zu finden. Für sie dauert daher eine Arbeitswoche immer sechs, mitweilen auch sieben Tage, abwechselnd im Service, als Springerin und zum Abschluss im Büro.

 

Erika Beck, Steinbichler Mineralien

Nachdenklich und auch eifrig diskutierend gehen wir weiter zu Erika Beck, Inhaberin von Steinbichler Mineralien. Wir treffen sie in Ihrer Werkstatt bei der Armbandproduktion. Sie ist rüstige 68 Jahre und längst in Pension. Ärgern muss sie sich aber über die doppelten Krankenkassenbeiträge als Pensionistin und als Unternehmerin. „Ich muss Tag und Nacht arbeiten,“ erzählt uns Fr. Beck, „ich arbeite tagsüber im Geschäft und dann weiter am Abend zu Hause.“ Angestellte findet sie für samstags kaum noch, daher bleibt das Geschäft an diesem Tag geschlossen. Dennoch, ans Aufhören denkt sie nicht, denn sie liebt ihr Geschäft. „Ich kann mir schon vorstellen, dass jemand irgendwann das Geschäft übernehmen möchte. Aber es gilt auch ein großes Warenlager zu übernehmen und gerade für Neueinsteiger:innen oder Gründer:innen wird das schwer zu finanzieren sein,“ erzählt uns Fr. Beck.

Im Verkaufsraum treffen wir noch eine junge Mitarbeiterin. Sie war früher Kindergärtnerin, „doch heute“ schwärmt sie „ist das der schönste Arbeitsplatz, den ich mir vorstellen kann!“. Bei so viel Leidenschaft für den Beruf, fragen wir uns beim Verabschieden, ob wir nicht gerade die neue Chefin kennen gelernt haben.

 

Eva Höller, Kinderkram

“In den Männergruppen fühlte ich mich als Frau oft etwas isoliert.“

Am Volksgarten besuchen wir nun Eva Höller in ihrem Laden Kinderkram, einem gelungenen Mix aus skandinavischer Mode, charmanten Spielsachen und ökofairen Kinder-Produkten. Zu unserer Überraschung erzählt uns Eva, ihr Geschäft deshalb gegründet zu haben, weil sie Kinder bekommen hat. Auf unsere erstaunten Blicke klärt sie uns aber umgehend auf. „Dieses Angebot an schicken, aber zugleich ökologisch und fairen Kindersachen gab es in Linz noch nicht. Darum habe ich 2011 mein Geschäft eröffnet.“ Als Unternehmerin ist ihr der Austausch mit anderen Unternehmer:innen wichtig, aber das richtige Angebot zu finden, war nicht einfach. Begonnen hat sie ihre Suche in der Wirtschaftskammer. „Es gab dort unverhältnismäßig viele Männergruppen, die in sich sehr geschlossen wirkten. Das offene, niederschwellige Netzwerken auf Augenhöhe hat mir gefehlt.“ Inzwischen hat sie ein passendes Netzwerk gefunden, aber es stimmt schon nachdenklich, wie schwierig die Sozialisierung als Unternehmerin in Österreich immer noch ist.

 

Iris Mayr, Hauptplatz23

„Es muss doch für Gründerinnen die Möglichkeit geben Dinge einfach einmal auszuprobieren.“

Abschließend besuchen wir noch Iris Mayr im Hauptplatz23, vom Kunst- Geschäftshaus. Ein Raum der Möglichkeiten. Bei Kaffee und Kuchen plaudern wir mit ihr und zwei weiteren Unternehmerinnen über dies und das, sprechen aber vor allem über „Frauenthemen“. Aus ihrem Unternehmerinnenalltag erzählt uns Iris, dass es manchmal, sogar für sie als Frau in ihrem eigenen Unternehmen schwierig ist, als Geschäftsführerin wahrgenommen zu werden und nicht als „Assistentin“.
Viele ihrer Nutzerinnen, Mieterinnen und Co-Workerinnen sind Gründerinnen. Darum ist ihr die Unterstützung von Frauen, die gründen wollen, ein besonders Anliegen. „Es muss doch für Gründerinnen die Möglichkeit geben Dinge einfach einmal auszuprobieren, ohne gleich von Sozialversicherung, Finanzamt oder neidigen Mitbewerben bedrängt zu werden, und auch um von anderen zu lernen. Eine Anlaufphase, wo der „Prototyp“ der Geschäftsidee entwickelt und getestet und erste Erfahrungen gesammelt werden können.“, erklärt sie uns ihre Überlegungen. Auch ein Buddy System für Frauen schwebt ihr vor und „wir Frauen sollten von Unternehmerinnen und Unternehmern lernen, vor allem, was Selbstwert, Erfahrungen und Risikobereitschaft betrifft“, ist Iris überzeugt.

mehr Support für Gründerinnen

Im Gespräch mit den beiden Unternehmerinnen Claudia Werner und Eva Maria Dreisiebner zeigt sich, wo denn der Fehler im Detail liegt. Selbstwert und Netzwerk sind enorme Herausforderungen, gerade bei Frauen, die gründen. Viele tun sich schwer ihren Marktwert zu erkennen und richtig einzuschätzen, die Stundensätze richtig zu kalkulieren und diese dann auch in Verhandlungen durchzusetzen. Für Claudia ist es aber auch ein schwerwiegender Irrtum, dass gleichzeitig selbstständig und zu Hause beim Kind sein eine gute Lösung ist. „Frauen können Arbeit und Familie in den eigenen vier Wänden nicht so einfach und gut trennen wie Männer. Es ist wichtig woanders hingehen zu können und Raum zum Arbeiten zu haben“, so Claudia und ergänzt, „Es braucht auch mehr Support für Gründerinnen. Denn gerade am Beginn sind Kompetenzerwerb und Informationen wichtig.“
Nach diesem guten Austausch sind wir uns alle einig: Frauen sind oft vorsichtiger und genauer als Männer, und sie müssen mutiger werden! „Da haben wir noch viel Potential!“, so Iris Mayr.