Zum Weltfrauentag:
2023 haben sich in Österreich mehr Frauen als je zuvor selbstständig gemacht – warum das kein Anlass zum Jubeln ist

2023 haben in Österreich 17.347 Frauen den Schritt in die Selbständigkeit gemacht. Somit war im vergangenen Jahr die Geschlechterverteilung unter den Neugründer:innen erstmalig annähernd gleich. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Jahr 2004, lag der Anteil der Frauen unter den Neugründer:innen bei rund 35 Prozent. Die Zahlen zeigen, dass sich hier ordentlich etwas getan hat.

Dennoch keine Gleichberechtigung

Umso wichtiger ist es, diese Frauen abzuholen und fördernde Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn: Geht man bei diesen zunächst positiv stimmenden Zahlen in die Tiefe, sehen wir, dass es noch einiges gibt, wofür wir uns engagieren wollen. Anlässlich des Weltfrauentages 2024 möchten wir aufzeigen, warum Unternehmer:innen in Österreich schlechter aussteigen als Ihre männlichen Mitstreiter und was es braucht, um diesen Umstand zu verbessern!

Geschlechtergefälle bei der Preisgestaltung

Unternehmerinnen verdienen ca. um die Hälfte weniger als Unternehmer. Der Gender-Pay-Gap ist also unter Unternehmer:innen noch einmal deutlich größer als unter unselbständig Beschäftigten. Die Gründe dafür sind vielfältig und bedürfen einer strukturellen Veränderung und Förderung.

Gründungsalter und Familienplanung

Die Gründe der deutlich höheren Verdienstunterschiede unter Selbstständigen sind vielschichtig und komplex. Studien und Erhebungen dazu liefern bislang keine exakten Daten. Einzelne Punkte sind aber dabei zentral:

  • Frauen gründen im Schnitt später als Männer
  • Frauen gründen meist weniger profitable Ein-Personen-Unternehmen
  • Frauen gründen teils in Reaktion auf Kündigung
  • Frauen sind neben ihrer selbstständigen Erwerbstätigkeit häufiger zusätzlich in Angestelltenverhältnissen
  • Frauen gründen am häufigsten in der Dienstleistungsbranche (Kosmetik, Beauty und Fashion)
  • Frauen leisten mehr unbezahlte Arbeit in Haushalt, Pflege und Betreuung
  • Frauen verfügen über weniger Vermögen und Mittel als Startgrundlage und Absicherung

Unternehmerinnen und die Altersarmutsfalle

Der Umstand, dass Unternehmer:innen deutlich schlechter verdienen als Männer, schlägt sich auch in der Pension nieder und bedeutet für einen großen Teil jener mutigen Frauen, die den Schritt zur Selbständigkeit gewagt haben, dass sie später von Altersarmut betroffen sind. Die durchschnittliche Pension von selbstständigen Frauen liegt bei 830 Euro netto und damit unter der Mindestpension. Hier braucht es ein Pensionssystem mit existenzsichernder Sockelpension.

Die eigenen beruflichen Chancen sollten nicht vom Geschlecht abhängen. Oder davon, ob jemand Kinder hat oder viel Vermögen besitzt. Die Grüne Wirtschaft will Unternehmerinnen fördern und unnötige Hürden für ihren wirtschaftlichen Erfolg beseitigen. Dieses Engagement gilt nicht nur am Weltfrauentag, sondern auch an jedem anderen Tag im Jahr und ist zentrales Thema in unseren Bemühungen hin zu einer fairen Wirtschaft.

„Von einem fairen Wirtschaftssystem profitieren wir alle. Deshalb braucht es gemeinsame Anstrengungen, um für Unternehmerinnen einen Rahmen zu schaffen, in dem sie gleich viel verdienen wie männliche Selbständige. Diese Ungleichheit muss beseitigt werden“, so Sabine Jungwirth, Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft.

In unserem Newsletter sowie am Instagram-Kanal finden Frauen und darüber hinaus alle Interessierten und Engagierten wichtige Informationen zu aktuellen Fokusthemen. Zudem werden spannende Einblicke in die weibliche Wirtschaft geboten und Unternehmerinnen vor den Vorhang geholt.

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