Der Ausbau der A9 ist nicht »alternativlos« – Beteilige dich an unserer Umfrage.

Wieder einmal vertritt die Wirtschaftskammer Steiermark nicht alle ihre Mitglieder. Seit Monaten kampagnisiert die Wirtschaftskammer Steiermark für den Ausbau der A9 im Süden von Graz und fordert den Bau einer dritten Spur. Laut Wirtschaftskammer sei der Ausbau einfach »alternativlos«. Dabei werden wieder einmal jene Unternehmer:innen einfach ignoriert, denen ein zukunftsfähiges und umweltverträgliches Wirtschaften wichtig ist.

Wir laden daher zur Beteilung an einer Umfrage zum Ausbau der A9 ein ==> Umfragelink: https://www.umfrageonline.com/c/7ttwkcz9

Landessprecherin Andrea Kern – Foto: Philipp Podesser

In einer Aussendung der Wirtschaftskammer Steiermark an alle steirischen Unternehmer:innen wurde Anfang Februar 2024 wieder einmal rückschrittliche und klimafeindliche Politik bewiesen.

»Eine dritte Fahrspur würde für mehr Sicherheit, aufgrund flüssigeren Verkehrs zu weniger CO2-Ausstoß und zu einer Entlastung der staugeplagten Pendlerinnen und Pendler sowie der angrenzenden Bevölkerung und der vielen Unternehmen in der Region führen«, heißt es in der Aussendung.

So schön es sich anhört, so einfach funktioniert es aber nicht:
Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts ist eines klar und nebenbei auch von Verkehrsexpert:innen wissenschaftlich bewiesen: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Eine zusätzliche Spur auf der Autobahn entlastet den Verkehr – allerdings nur kurzfristig. Der Ausbau des Verkehrssystems führt mittel- bis langfristig dazu, dass es mehr Verkehr gibt, nicht weniger. In der Fachwelt nennt man das induzierten Verkehr. Der Effekt wäre, dass wenige Jahre nach dem Ausbau der A9 wieder alle im Stau stehen und dann eine weitere Spur fordern werden – ganz zu schweigen, dass der Anreiz für mehr Pendler:innenverkehr nichts mit der Reduktion von CO2-Emmissionen zu tun hat!

Das Problem wird verlagert. Jener motorisierte Individualverkehr, der durch den Ausbau der Autobahn zusätzlich erzeugt würde, muss auch irgendwo einmünden. Im Konkreten bedeutet das, dass die meisten Autofahrer:innen nach Graz hinein oder auch hinaus wollen. Dafür gibt es aber keine Kapazitäten. Die Verkehrsüberlastung wird also vom Süden von Graz in die Stadt und hier in die südlichen Außenbezirke transferiert. An die dortigen Anrainer:innen, hat offensichtlich niemand gedacht. Die Belastung durch schlechte Luft, Verkehrslärm und Staus wird für jene, die in Graz leben und arbeiten wieder steigen. Und das, obwohl bereits jetzt klar ist, dass Graz die neuen Feinstaubwerte der EU nicht erfüllen wird können!

Es gibt Alternativen. Wir sprechen hier von einer Region der Steiermark, die außerordentlich gut mit einem eng getakteten S-Bahn-System und Buslinien ausgestattet ist. Zudem kommt mit der Fertigstellung der Koralmbahn im Dezember 2025 eine weitere Bahnverbindung hinzu. Mit diesem Zeitpunkt werden auch der Fahrplan auf den S-Bahnlinien S5, S6 und S7  und der Busverkehr nach Deutschlandsberg verdichtet.

Geld für zukunftsweisende Maßnahmen ausgeben. Wie in der Studie, in der der Ausbau als „alternativlos“ bezeichnet wird, auch erwähnt wird, könnte man statt einem Autobahnausbau auch auf Maßnahmen setzen, die zum Ziel haben den gesamten Verkehr in der Region nachhaltig und zukunftsweisend zu verändern.

Daher sagen wir: Ein klares Nein zum Ausbau der A9!

Im Zuge der Aussendung fällt wieder einmal auf, dass sich die Wirtschaftskammer Steiermark sehr gerne für Themen einsetzt, die nur einen kleinen Teil der Mitglieder betreffen.

Viel lieber würden wir auch einmal von Kampagnen und Ideen hören, die sich zum Bespiel mit Vorschlägen zum Arbeitskräftemangel, der Verbesserung der Wirtschaftslage, der Unterstützung bei der Energiewende oder der besseren sozialen Absicherung von Ein-Personen-Unternehmen beschäftigen. Denn das sind Probleme, die viel mehr Unternehmer:innen in der Steiermark täglich beschäftigen.