»Unsere Matratzen landen nie am Müll«

MATR Verena Judmayer © Lea Fabienne Dörl

Im Hotel schlafen und zugleich die Kreislaufwirtschaft unterstützen? Mit MATR®-Matratzen geht das. Das österreichische StartUp, das 2022 von Frauen gegründet wurde, sorgt dafür, dass seine Matratzen immer wieder in den Materialkreislauf zurück gelangen.

Jährlich landen rund 30 Millionen Matratzen auf dem Müll. Diese schockierende Zahl war der Antrieb für die beiden Gründerinnen Verena Judmayer und Michaela Stephen, es besser zu machen, wie Verena erzählt: »Diese Zahl, gepaart mit der Leidenschaft für Nachhaltigkeit und Schlaf, ließ uns nicht mehr los, und so entstand MATR. Heute kann ich stolz sagen, dass ich in völliger Übereinstimmung mit meiner Mission lebe: Meine Zeit und Energie zu nutzen, um einen positiven Beitrag für eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.«

Die Innovationsberaterin war geübt darin, mit Unternehmen aller Art Probleme zu lösen. Mit ihrem StartUp machte sie einen Schritt in die Selbstständigkeit und damit in eine Branche, die ihr und Michaela komplett fremd war: » Als junges, weibliches Team standen wir vor der Herausforderung, in einer konservativen und von Männern dominierten Branche zu arbeiten. Das für die Matratzenindustrie und Hotellerie erforderliche Fachwissen und Netzwerk mussten wir uns erst aneignen und aufbauen.« Mittlerweile haben sie sich eine gute Basis geschaffen und das diverse Team hinter MATR® hat ihre Motivation nur noch gesteigert. Von einer gar nicht so leichten Vorreiterrolle erzählt Verena im Interview:

Auf eurem Konzept der Nachhaltigkeit schläft es sich gut. Wie geht grüner Schlaf?

Verena Judmayer: Mit MATR® haben wir die erste Matratzenlösung der Kreislaufwirtschaft geschaffen. Wir haben eine Premium-Matratze aus nur zwei hochwertigen Materialien – nämlich Stahl und Polyester – entwickelt, die langlebig und zu 99% recycelbar sind. Darüber hinaus schaffen wir ein einfaches Matratzenmanagement und kommen unseren Kund:innen mit flexiblen Finanzierungsoptionen, wie zum Beispiel Mietmodellen, entgegen.

MATR® Matratzen landen nie im Müll, sondern werden dank ihrer Wiederverwendbarkeit und vollständigen Recyclingfähigkeit immer wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt. Dadurch haben sie nachweislich einen rund 50 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als herkömmliche Matratzen – und das ganz ohne Kompensation mit CO2-Zertifikaten.

Um sicher zu stellen, dass der ganze Prozess auch wirklich funktioniert, kümmern wir uns mit unseren Partner:innen um die Abholung und das Recycling der Matratzen, auch nachdem sie jahrelang im Hotel genutzt wurden. Das Wichtigste ist allerdings, dass man ausgezeichnet schläft und erholt in den Tag startet – wir bekommen hier immer wieder tolles Feedback von Hotelgästen, die auf unseren Matratzen geschlafen haben.

MATR® Gründerinnen Michaela (links) & Verena (rechts) ©Lea Fabienne Dörl

Leihen statt besitzen – wie ist die Idee entstanden ausgerechnet bei Matratzen ein Leihmodell anzubieten?

MATR® folgt den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, wo das Konzept des „Leihens“ eine entscheidende Rolle spielt. Die Idee entstand angesichts der massiven Verschwendung von Matratzen. Wir möchten sicherstellen, dass Matratzen recycelt werden und der Wert ihrer Materialien erhalten bleibt, anstatt als Abfall zu enden.

Ein Leihmodell geht diese Problematik an. Dadurch schaffen wir es, die Lebensdauer der Matratzen zu verlängern und die Rückführung in den Kreislauf sicherzustellen.

Wir sind gerade dabei, dieses Modell zu entwickeln und zu testen, um gleichzeitig einen Mehrwert für unsere Kund:innen zu schaffen, während wir aktiv dazu beitragen, die Matratzenabfälle zu reduzieren. Unser Ziel ist es, ganzheitliche Nachhaltigkeit und Komfort ohne Kompromisse miteinander zu verbinden. Das Leihmodell ist definitiv ein Schritt in diese Richtung.

Wo seht ihr eure Branche 2030? Und wo seht ihr euer Unternehmen?

MATR-Matratzen sind zum Wiederverwenden konzipiert © Lisi Specht

Bis zum Jahr 2030 sehen wir unsere Branche und MATR® auf einem revolutionären Weg. Unsere Vision ist es, die Bedeutung von Schlaf in der Beherbergungsindustrie in den Vordergrund zu rücken. Wir haben das Ziel, die führenden Anbieterinnen von innovativen und regenerativen Schlaferlebnissen in Europa zu werden.

Als Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft in der Hotellerie setzen wir uns aktiv dafür ein, die Bedeutung dieses Systems zu vermitteln und ein größeres Bewusstsein für die Kreislaufwirtschaft zu schaffen.

Wir beobachten bereits Veränderungen in unserer Branche, wo unterschiedliche Konzepte für umweltfreundlichere Matratzen erforscht und getestet werden. Unser Ziel ist es, bis 2030 kreislaufwirtschaftliche Matratzen zum neuen Standard zu machen. Bis dahin erwarten wir aber bereits eine verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Schlafprodukten und wachsende Akzeptanz und ein breiteres Verständnis für Kreislaufwirtschaft in der Hotellerie. Beides ist sozusagen Teil des Weges.

Wir sehen uns mit MATR® weiterhin als treibende Kraft für positive Veränderungen in unserer Branche, setzen dabei stark auf Partnerschaften und wir sind uns sicher, dass wir so ein Antrieb Richtung mehr Nachhaltigkeit sein können.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Vanessa Zwieb

Links:

Website: matr.eco
Facebook: MATR
Instagram: MATR
LinkedIn: MATR & Verena Judmayer


Fotocredit Titelbild: Deepnoise Studio