»Die ganze Welt als Salon«
Das magdas HOTEL ist das erste Social-Business-Hotel Österreichs. Angefangen hat seine Geschichte bereits 2015 in einem ehemaligen Senior:innenwohnheim beim Wiener Prater. Gut sechs Jahre und 220.000 Gäste später ist das magdas in die Ungargasse umgezogen. Seit dem Umzug hat das Social Business das soziale Konzept noch um ökologische Aspekte erweitert und stellt nun das Thema Nachhaltigkeit mit ins Zentrum. Das zeigt sich beispielsweise am kreativen Design des Hotel-Interieurs, wie uns Hoteldirektorin Gabriela Sonnleitner an einem Beispiel verrät: »Unsere Barverkleidung wurde aus einem ehemaligen Beichtstuhl gefertigt. Wenn du also etwas auf dem Herzen hast, ist unsere Bar ein guter Ort, es loszuwerden.«
Gabriela Sonnleitner führt das magdas HOTEL Vienna City als Hoteldirektorin. Die gebürtige Kärntnerin bringt allerhand Erfahrung mit: Sie arbeitete jahrelang in der Kommunikationsbranche, von NGOs bis große Kaufhausketten war alles dabei. 2015 fand sie ihren Mittelpunkt in der magdas Social-Business-Gruppe (Caritas Services GmbH), die sie gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Michael Kleinbichler leitet und zu der auch magdas HOTEL gehört.
Gabriela gibt uns im Interview Einblicke in das spannende Konzept hinter der Fassade des magdas HOTEL und verrät uns, was sie sich für die Zukunft ihres Social Business wünscht:
Nachhaltigkeit hat viele Gesichter – ihr habt ein spannendes soziales Konzept in eurem Hotel einfließen lassen. Wie sieht das aus?
Gabriela Sonnleitner: Das magdas HOTEL ist Teil der – von der Caritas der Erzdiözese Wien im April 2012 gegründeten – Social-Business-Gruppe magdas. Ziel ist es soziale Fragen, wo immer es sinnvoll und möglich erscheint, unternehmerisch zu lösen. Für Menschen mit Fluchthintergrund ist es in Österreich nach wie vor schwierig, Arbeit zu finden. Anfängliche Unkenntnisse der deutschen Sprache, Ressentiments vieler Arbeitgeber:innen sowie der Umstand, dass erst nach Erhalt eines positiven Asylbescheids (was oft Monate oder sogar Jahre dauern kann) die Aufnahme einer Arbeit erlaubt ist, erschweren die Integration.
Wir sind überzeugt, dass gerade jene Menschen, die aus dem Ausland zuziehen, den Hotelbetrieb stärken, da sie Fähigkeiten, Talente, Sprachen und vielfältige kulturelle Backgrounds einbringen und damit eine besondere Positionierung am Hotelmarkt ermöglichen. Was wir durch die Vielfalt an Mitarbeitenden bieten können, fassen wir gerne in unserem Motto »Die ganze Welt in einem Salon« zusammen. magdas ist bunt und weltoffen und wir glauben an die Potenziale der Menschen. Die Erfahrungen seit unserer ersten Hoteleröffnung im Jahr 2015 bestärken uns tagtäglich darin.
Was hat euch motiviert, Menschen mit Fluchterfahrung bei euch einzustellen?
Es ist Teil unseres Auftrags, Menschen Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu ermöglichen, die es schwerer am Arbeitsmarkt haben als andere. Nicht, weil sie keine gute Arbeit leisten können, sondern aus einer Vielzahl anderer Gründe. Geflüchtete Menschen waren vor allem zum Zeitpunkt der Eröffnung unseres ersten Hotels 2015 eine dieser Personengruppen. Auch wenn sie die rechtlichen Hürden hin zur Arbeit überwunden haben, haben es viele nicht geschafft, langfristig am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Etwa aufgrund anfänglicher Sprachbarrieren oder ganz einfach aufgrund von Ressentiments mancher Arbeitgeber:innen.
Das magdas HOTEL war die Reaktion unserer Mutter, der Caritas, auf diese Tatsache. Wir sollten schauen, was es braucht, damit die Integration am Arbeitsmarkt gelingen kann. Und dass ein Hotel ein ziemlich naheliegender Ort ist, viele Nationen zu vereinen, lag irgendwie in der Natur der Sache.
Warum macht es Sinn bei euch zu übernachten, statt bei einer internationalen Hotelkette?
Bei uns kann man im Schlaf die Welt verändern. Was gibt es Besseres? Unsere Gäste verbringen bei uns eine tolle Zeit in einem unserer schönen und gemütlichen Zimmer. Sie genießen Essen und Trinken im magdas LOKAL. Sie plaudern sich mit unserem Team durch die ganze Welt.
Bei uns herrscht stets ein reger Austausch an verschiedenen Kulturen, rührenden Lebensgeschichten, lustigen Anekdoten und großer Herzlichkeit. Und bei der Abreise wissen unsere Besucher:innen: Ich habe geholfen, die Welt zu ändern.
Was bräuchtet ihr, damit euer Konzept in Zukunft weiter aufblühen kann? Wohin soll es für euer Unternehmen gehen?
Wir glauben, dass die Welt noch das ein oder andere magdas HOTEL vertragen kann. Wir träumen von einem zweiten magdas HOTEL in Wien und auch ein wenig davon, über die österreichischen Grenzen hinaus aktiv zu werden. Aber eigentlich würde ich mir wünschen, dass jedes Hotel im Herzen ein bisschen magdas wäre und Menschen mit Fluchthintergrund den Zustieg ins Arbeitsleben leichter machen würde.
Vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Vanessa Zwieb
Links:
Website: magdas-hotel.at
Facebook: magdasHOTEL
Instagram: magdashotel
LinkedIn: magdas-social-business
Fotocredit Titelbild: Walter Luttenberger