Ein Beitrag aus unserer Blogreihe »Zukunftsfähig Wirtschaften«

Was ist Social Business?

Grüne Wirtschaft im Gespräch mit Rüdiger Wetzl-Piewald, Vorstand des Social Business Club Styria.

Was verstehst du unter Social Business?

Social Business
© Lupi Spuma

Social Business ist die Möglichkeit auf unternehmerische Weise gesellschaftliche und/oder ökologische Herausforderungen anzugehen, zu lösen oder zumindest zu verbessern. Der aus dem Englischen übernommene Begriff »social« reduziert sich nicht auf das naheliegende deutsche Wort sozial, sondern wird korrekt mit gesellschaftlich übersetzt. Wir sprechen hier auch vom Social Impact, mit dem eine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt erzielt wird. Wichtig ist, dass über das Kerngeschäft eines Social Enterprise, also über dessen Produkte und Dienstleistungen am Markt, gesellschaftlicher Mehrwert – Wirkung – erzielt wird. Mittlerweile ist Social Business eine weltweite Bewegung, hinter der eine Methodik steht, die auch beforscht wird.

Was sind Kernkriterien eines Social Enterprise?

Unter einem Social Enterprise verstehen wir eine betriebliche Einheit, die mit unternehmerischem Ansatz in ihrem Kerngeschäft gesellschaftlichen / ökologischen Mehrwert erzeugt. Ein Social Entrepreneur ist eine unternehmerische Persönlichkeit, die ein Social Enterprise gründet und leitet. Das sind Menschen, die die Lösung der Probleme unserer Zeit zu ihrem Beruf und damit zu ihrer Berufung machen. Gerade dieser persönliche Zugang ist für ein Social Business evident. Dazu kommt, dass mit neuen, innovativen, unternehmerischen Lösungen gesellschaftliche Verbesserungen erzielt werden sollen.

Kernkriterien sind dem zufolge:

1. Die Lösung bzw. Verbesserung von gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen entlang der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) spielt eine zentrale Rolle im Unternehmen.

2. Der Lösungsansatz beruht auf unternehmerischer Aktivität und schließt ehrenamtliche bzw. nicht gewerbliche Tätigkeit aus. Dabei ist jede Rechtsform möglich.

3. Ein Social Enterprise ist wirtschaftlich erfolgreich. Das ökonomische Betriebsziel ist die möglichst vollständige Aufwandsdeckung aus leistungsbasierten Markterträgen. Signifikante Gewinne werden im Sinne der Wirkungsorientierung reinvestiert. Für ein Social Enterprise sind Anschubförderungen, Startup-Förderungen möglich, grundsätzlich aber gilt, dass Social Enterprises von Investor:innen, Spenden etc. unabhängig sind.

Worin liegt der Unterschied zu Sozioökonomischen Betrieben?

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass sozioökonomische Betriebe (SÖB) sich fast ausschließlich als Trainings- und Ausbildungsbetriebe für Menschen verstehen, die am ersten Arbeitsmarkt aus diversen Gründen nicht Fuß fassen. Sie übernehmen damit ein gutes Stück weit staatliche Verantwortung, werden daher meist umfangreich von der öffentlichen Hand gestützt und müssen damit nicht unternehmerisch erfolgreich sein. Die SÖB erfüllen damit einen wichtigen gesellschaftlichen Part, sind von ihrer Ausrichtung und Konzeption aber nicht mit Unternehmen aus dem Social Entrepreneurship Sektor vergleichbar.

Was sind eure Kernaufgaben im Social Business Hub Styria? Was ist euer Angebot?

Der Social Business Hub Styria ist ein Social & Green Business Inkubator und Netzwerk für Menschen, die gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen auf unternehmerische Art und Weise lösen. Wir entwickeln, fördern und unterstützen Innovationen, inspirieren und beraten Gründer:innen und Unternehmer:innen, verbreiten unsere Expertise und bauen lebendige Netzwerke, um die Vision einer Wirtschaft zum Wohle aller zu verwirklichen.

Social Business Hub
© Social Business Hub Styria

Hier unsere (noch) kostenlosen Angebote:

Jährlicher Ideenwettbewerb zum Motto »Wir retten die Welt, bist du dabei?« Dabei suchen wir innovativ-nachhaltige Ideen aus den Bereichen:

– Erziehung / Bildung
– Gesellschaft / Zusammenleben
– Gesundheit / Pflege
– Klimaschutz
– Nachhaltig innovative Landwirtschaft / Lebensmittelproduktion
– Ressourcenschonung / Kreislaufwirtschaft
– Tech for Good (Technologie)
– Wirtschaftliche Entwicklung (z.B. nachhaltige Lieferketten)
– andere

Beim Impact Basistraining entwickeln die Teilnehmer:innen im Rahmen von mehreren Ganztages-Workshops ein Geschäftsmodell für ihre Idee. Ziel ist es, eine solide Grundlage für eine Unternehmensgründung zu schaffen.

Das Impact_Gründungsprogramm bietet individuelle Beratung, Zugang zu Expert:innen und Unterstützung durch Mentor:innen, Know-how Aufbau, das Start-up Netzwerk, die Social Business Community und die Möglichkeit eines Büroarbeitsplatzes für einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten. Ziele sind die Gründung eines Social Enterprise und mit ersten Produkten auf den Markt zu kommen. Das Gründungsprogramm richtet sich an Personen, die in den letzten 12 Monaten ein impactorientiertes Unternehmen gegründet haben oder dies in den nächsten 12 Monaten vorhaben.

Beim Social Business Praktikumsportal finden impactorientierte Unternehmen und werteorientierte Praktikant:innen zusammen.

Im Social Business Co-Founding-Portal verbinden wir ambitionierte Menschen, die Ideen für eine bessere Zukunft verwirklichen wollen. Das Portal ermöglicht es, Co-Founder:innen zu finden, die die gleiche Vision teilen.

Wachstumsprogramme für etablierte Unternehmen: »Wirkung ist gut, mehr Wirkung ist besser.« Ziel unserer Angebote ist es schon, dass die Unternehmen Wachstumspotential haben, und dass sie dieses auch verwirklichen wollen. Es sollte der Wille vorhanden sein, das Unternehmen zu vergrößern. Die Lösung sollte großflächig, breit eingesetzt werden. Dabei unterstützen wir unter anderem mit einem umfangreichen Workshop-Programm und bei Bedarf auch mit professionellem Einzelcoaching.

Das Crowdfunding der Stadt Graz hat exklusiv für impactorientierte Unternehmen und Start-ups im Stadtgebiet eine neue Crowdfunding-Förderung aufgesetzt. Ziel ist die qualitativ hochwertige Unterstützung von bis zu 10 Projekten pro Jahr. Die Spezialist:innen von Social Business Hub Styria und Crowdstrudel unterstützen dabei mit wertvollem Know-how zu Impact und Projektarbeit und setzen die Kampagnen richtig in Szene.

Und ganz neu: das Verified Social Enterprise-Label: Bis dato war es in Österreich nicht möglich, sich als Social Enterprise öffentlich und mit staatlicher Anerkennung ausweisen zu lassen. Mit dem Verified Social Enterprise-Label soll das geändert werden. Alle Social Enterprises, die bestimmten Kriterien entsprechen, können das Verified Social Enterprise-Label bei der aws beantragen.

Was bedeutet für dich »zukunftsfähig wirtschaften«?

Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet für mich, dass Wirtschaft nicht auf Kosten von Mensch und Umwelt erfolgt. Unternehmen, die in ihrem Kerngeschäft, mit ihren Produkten und Dienstleistungen gesellschaftliche und ökologische Verbesserungen anstreben, wirtschaften zukunftsfähig. Viele Unternehmen, die bereits jetzt so wirtschaften, zeigen, dass Nachhaltigkeit und Profitabilität kein Widerspruch sind. Sie sind Pionier:innen am Markt, weitere folgen, die das ursprünglich gar nicht so gesehen haben. Und das ist gut so.

Rüdiger Wetzl-Piewald im Gespräch mit Helene Zand im März 2023

Links:

Rüdiger Wetzl-Piewald war nach seinem Studium der Germanistik und Kulturmanagement, Gründer und langjähriger CEO von Compuritas, einem Pionierunternehmen im Bereich IT
refurbishment. Als Vorstandsmitglied des Social Business Hub Styria, dem regionalen Kompetenzzentrum für Social Impact Entrepreneurship in Südösterreich, unterstützt Rüdiger Wetzl-Piewald mit seinem Team angehende und etablierte Sozialunternehmer*innen mit umfangreicher Beratung in den Bereichen Geschäftsmodellierung, Wirkungsdefinition und professionelles Networking. Zudem ist er Vorstandsmitglied in der nationalen Interessenvertretung Social Entrepreneurship Network Austria (SENA).

Social Business Hub Styria: https://socialbusinesshub.at

Steirische Impact Enterprises: https://socialbusinesshub.at/community/social-businesses/

Verified Social Enterprise-Label: https://www.aws.at/verified-social-enterprise-label/