WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken …

 


Von Kaufkraftschwund und Geldentwertung …

Da fragt mich doch tatsächlich die dreizehnjährige Tochter eines Freundes, was es mit dieser Inflation so auf sich hat. Beim Beantworten solcher Fragen heißt es für mich immer, gut zu überlegen und den Faden bloß nicht zu verlieren. »Nun ja, die Inflation – lass mich mal nachdenken. Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Lass es mich mal so erklären: Wenn die Preise für Dinge, die wir kaufen möchten, immer höher werden, nennt man das Inflation. Anders gesagt: Durch Inflation verliert unser Geld seinen Wert.«

Das war’s dann schon. Mehr wollte sie eigentlich gar nicht wissen. Dabei wäre es an dieser Stelle gerade interessant geworden, denn die Inflation hat enorme Auswirkungen auf unser Leben und es macht durchaus Sinn, sich Gedanken darüber zu machen.

Stellen wir uns doch einfach einmal vor, wir hätten ein bisschen was auf die Seite gelegt, um uns damit neue Klamotten oder neue Möbel leisten zu können. Aber plötzlich werden die Preise für all die schönen Dinge teurer. Was passiert dann? Wir können uns weniger davon leisten. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Gehälter mit den steigenden Preisen Schritt halten sollten. Denn wenn die Preise steigen und unsere Gehälter nicht, dann können wir uns noch weniger leisten.

Manchmal hört man auch, dass die Inflation alle ärmer macht. In vielerlei Hinsicht ist das richtig. Bis vor kurzem importierten wir fast unsere gesamte Energie in Form von Gas und Öl aus anderen Ländern. Auch heute ist der Anteil noch extrem hoch. Wenn die Preise dafür steigen, dann wird dadurch unser ganzes Land ärmer. Das liegt daran, dass mehr Geld ins Ausland fließt und weniger bei den Menschen in unserem Land bleibt. Aber werden dadurch wirklich alle Menschen im Land ärmer? Nein, denn es ist immer noch nicht klar, wer auf den Kosten sitzen bleibt.

Schauen wir uns mal eine große Tischlerei an. Wenn die Produktionskosten steigen, kann der Tischler die Preise für seine Produkte erhöhen. In diesem Fall wären nur die Käufer davon betroffen. Der Tischler würde in diesem Fall nicht ärmer werden. Aber wenn die Preise zu hoch werden, könnte es sein, dass der Tischler weniger Produkte verkauft. Das bedeutet, dass er weniger Geld für die Produktion hat und möglicherweise Gehälter senken oder sogar Mitarbeiter:innen entlassen müsste.

Die Inflation trifft normalerweise Menschen mit den niedrigsten Gehältern am härtesten. Sie müssen einen viel größeren Teil ihres Geldes für lebensnotwendige Dinge wie Essen ausgeben. Wenn die Preise für diese Nahrungsmittel steigen, geraten sie schnell in eine prekäre Situation. Menschen mit höheren Gehältern dagegen geben – relativ gesehen – weniger von ihrem Einkommen für diese Produkte aus. Sie haben einen gewissen Spielraum.

Aktuell profitieren vor allem die großen internationalen Öl- und Gaskonzerne! Sie machen enorme Gewinne, während andere unter der steigenden Inflation leiden. Ein Beispiel ist der italienische Öl- und Gaskonzern Eni, der allein im ersten Quartal 2022 einen Nettogewinn von 3,58 Milliarden Euro erzielt hat. Das ist viel Geld im Vergleich zum Vorjahr, da waren es gerade mal 856 Millionen Euro.

Nun haben wir eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Die Inflation betrifft uns alle, aber manche mehr als andere.

Es ist wichtig, dass wir uns für gerechte Lösungen einsetzen und sicherstellen, dass alle Menschen genug haben, um gut zu leben. Hätte Österreich in der Vergangenheit bereits genügend Geld für den Ausbau erneuerbarer Energien in die Hand genommen, wären die hohen Energiekosten vermieden worden. Selbst höhere Schulden hätten damit als präventiver Schutz gegen Inflation gedient. Trotz anfänglicher Schulden wären die Gesamtkosten am Ende deutlich niedriger.

Die richtigen Investitionen zur rechten Zeit sind die beste Maßnahme, um Ursachen einer Inflation zu bekämpfen und für die Zukunft vorzusorgen. Um Investitionen zu ermöglichen, sind niedrigere Zinsen und vor allem auch der Mut, neue Staatsschulden aufzubauen, erforderlich.

August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft NÖ