Gudrun Winklhofer fährt mit ihrem Renault vor der Hoteltür auf. „Schade“, sagt sie und meint die dicke Nebeldecke, die sich an diesem Morgen über Salzburg legt, „die letzten Tage waren so schön sonnig.“
An diesem Morgen geht es in die Innenstadt. Gudrun nimmt uns mit auf eine Führung durch Salzburg: Mozarts Geburtshaus, der imposante Residenzbrunnen, das schmalste Haus Salzburgs, der Festspielbezirk. Gudrun kennt die Stadt und ihre Geschichten gut – als Taxifahrerin ist sie quasi auch City Guide. Deshalb und aufgrund vieler Jahre im Taxigewerbe kennt Gudrun die besten Fotoplätze in der Stadt. Denn zu ihrem Beruf ist Gudrun schon vor knapp 30 Jahren durch ihren
Ex-Partner gekommen: „Der ist sehr viel Taxi gefahren und hatte wenig Zeit. Deswegen habe ich irgendwann angefangen, ihm im Büro zu helfen. Irgendwann wollte ich dann selbst Taxi fahren und habe die Ausbildung zur Taxilenkerin gemacht. Drei Jahre später folgte dann auch die Konzessionsprüfung.“ Gemeinsam mit ihrem Ex-Partner hat sie ein großes Taxi- und Autobusunternehmen aufgebaut.
2010 hat sie sich selbstständig gemacht und genießt die Flexibilität und die Selbstverantwortung, auch wenn, so räumt Gudrun ein, diese Dinge oft gar nicht so einfach zu managen sind. Das erzählt sie am Weg zum Flughafen – einem Ort, den Gudrun gut kennt. Ihre Firmenkund:innen buchen immer wieder Flughafentransfers. Ihren Zeitplan kann das ganz schön durcheinanderwirbeln: „Da hat ein Flug Verspätung – und schon kannst du alles umplanen.“ Eine der wichtigsten Fähigkeiten als Taxiunternehmerin sei, improvisieren zu können.
Zwischen Straße und Büro
Gudruns Kalender ist voll, ihre Tage sind dicht getaktet. Wenn gerade keine Fahrten anstehen, dann geht es mit der Arbeit im Büro weiter: Tagespläne schreiben, Fahrten abrechnen und Angebote legen. Statt hinter dem Lenkrad sitzt Gudrun dann also hinter dem Computer.
Auch hier ist es ihr wichtig, so gut sie kann, auf die Umwelt zu achten. Deshalb wird in ihrem Büro plastik- und papiersparend gearbeitet. Für 2023 hat Gudrun einen neuen Plan: Für die pro Jahr gefahrenen Kilometer möchte sie einen gewissen Beitrag an Naturschutzprojekte spenden. „Am besten ein Baumpflanzungsprojekt in Österreich. Heimisch soll es auf jeden Fall sein!“, erzählt sie.
Wer bei Gudrun ins Taxi steigt, merkt jedenfalls schnell: Sie lebt für das Taxifahren und für die Menschen, denen sie damit helfen kann: Kranken Personen im Rahmen der Patient:innenbeförderung, Frauen, die lieber eine Chauffeurin hätten, oder Kund:innen mit tierischen Begleitern. Auch wenn die Mitnahme von Hunden, bis auf Ausnahmefälle, eigentlich nicht abgelehnt werden darf, entscheiden viele Lenker:innen sich trotzdem gegen den Transport.
Generell ist das Taxigeschäft für viele Menschen wie eine fremde Welt. Um eine Brücke schlagen zu können und taxifremde Personen über viele unbekannte Dinge aufzuklären, aber auch lustige und kuriose Geschichten zu erzählen, hat Gudrun vor einiger Zeit ihren Blog „Gedanken in Fahrt“ begonnen. Hier geht sie ihrer zweiten Leidenschaft nach, dem Schreiben.
Wieder zurück in der Stadt fällt auf, dass die Innenstadt nicht mehr einfach so einfahrbar ist. Gudrun erklärt, dass nur bis 11 Uhr Fahrzeuge für Ladetätigkeiten einfahren dürfen, danach ist Schluss damit und die Innenstadt wird weitgehend autofrei.
Ab dann ist die Zufahrt nur Altstadtbewohner:innen, Hotelgästen mit Reservierungsbestätigung und natürlich Taxilenker:innen gestattet. Gudrun und ihre Kolleg:innen dürfen also weiter Kund:innen abholen und an die Wunschorte bringen, denn Taxis zählen nicht zum Individualverkehr: „Wir dürfen in die Fußgängerzone einfahren“, sagt Gudrun und zeigt die kleine Fernbedienung, welche die silbernen Poller im Boden verschwinden lässt und damit die Einfahrt in die Innenstadt frei macht.
Am Nachmittag verabschiedet Gudrun sich pünktlich: Sie muss eine Kundin im Krankenhaus abholen. Die Patient:innenbeförderungen sind ein großer Teil ihrer Arbeit. Sie bringt Leute zur Dialyse, zur Bestrahlung oder zur Chemotherapie und holt sie danach wieder im Spital ab.
Ein wichtiges Angebot, welches laut Gudrun aber zu wenig etabliert ist: „Viele Patient:innen wissen gar nicht, dass sie diese Fahrten mit dem Taxi erledigen können.“ Bezahlt werden diese von den Krankenkassen, allerdings weit unter Tarif, wie Gudrun erklärt. Außerdem gibt es zu wenige Taxiunternehmen, welche diese Dienstleistung anbieten: „An manchen Tagen muss ich sechs oder sieben Anfragen ablehnen.“ Nicht aber an diesem Tag. Mit einem Winken in den Seitenspiegel düst Gudrun davon. Danke und weiterhin gute Fahrt!