Einnahmen der WKO steigen 2023 auf 1,2 Mrd. Euro
Während die Unternehmen in Österreich mit Kostenexplosionen kämpfen, sprudeln bei der vom ÖVP-Wirtschaftsbund dominierten Wirtschaftskammer die Einnahmen. Finanzieren müssen das die Unternehmen mit ihren Pflichtmitgliedsbeiträgen.
Die verpflichtenden Abgaben setzen sich aus drei Säulen zusammen: der Grundumlage (für alle Wirtschaftstreibenden), der Kammerumlage 1 (abhängig vom Umsatz) und der Kammerumlage 2 (Abgabe auf die Löhne). 2023 werden diese WKO-Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 11% steigen, wie die Voranschläge zeigen.
Es geht auch anders
Die Grüne Wirtschaft kritisiert seit Jahren die Systematik und die Höhe der Pflichtmitgliedsbeiträge und hat zahlreiche Vorschläge gemacht, wie die Wirtschaftskammer verschlankt und die Beiträge gesenkt werden könnten. Dass es auch anders geht, zeigt nämlich der Vergleich: Die IHK, die Interessenvertretung der Unternehmen in Deutschland, belastet ihre Mitglieder mit deutlich niedrigeren Beiträgen.
Stellt man die durchschnittlichen Beiträge der Mitgliedsunternehmen in Österreich zum Beispiel denen der IHK Hamburg gegenüber (siehe Abbildung 1), sticht sofort ins Auge: Ein Hamburger Unternehmen zahlt im Schnitt € 232,76 – bzw. € 417, wenn der Durchschnitt nur für die zahlenden Mitglieder berechnet wird (mehr dazu weiter unten). In Österreich zahlt jedes Unternehmen dagegen durchschnittlich € 1.102,98 an die Wirtschaftskammer – fast das 5-fache eines vergleichbaren Hamburger Unternehmens.
Österreichische Unternehmen dürften im Vergleich zur deutschen Konkurrenz auf keinen Fall stärker belastet werden, heißt es oft aus der Wirtschaftskammer – zuletzt im Zusammenhang mit dem deutschen Modell der Gaspreisbremse. Andernfalls würden sie durch den intensiven Wettbewerb benachteiligt. Dass die Kammer selbst die Unternehmer:innen deutlich stärker belastet als die Schwesterorganisation im benachbarten Ausland, scheint dagegen keine Rolle zu spielen.
Wir fordern die ÖVP-geführte Wirtschaftskammer dazu auf, sich zum Wohl der österreichischen Unternehmen ein Vorbild an der Hamburger IHK zu nehmen und die Beiträge substantiell zu senken.
Details der WKO-Voranschläge für 2023
Aus den Voranschlägen 2023 ergeben sich Einnahmen von rund € 1,22 Mrd. Davon fallen ca. € 242 Mio. auf die Fachorganisationen und € 980 Mio. auf die Wirtschaftskammern. Aus Abbildung 2 ergibt sich die Aufteilung der Summen auf die Kammer- bzw. Grundumlagen und die sonstigen Einnahmen.
Wer es noch genauer wissen will: In Abbildung 3 sind die Einnahmen unterteilt in KU1, KU2, Grundumlage & sonstige Einnahmen für die jeweiligen Bundesländer dargestellt. Ebenso ersichtlich ist die Abweichung zum Voranschlag 2022. In Summe erwarten sich Wirtschaftskammerorganisationen eine Steigerung der Einnahmen um ca. 11,29%.
Nicht alle müssen bezahlen?
Im Vergleich zur österreichischen Wirtschaftskammer glänzt die IHK Hamburg übrigens nicht nur mit weit niedrigeren Beitragssätzen. In Deutschland müssen nicht alle Unternehmer:innen automatisch Beiträge bezahlen. Es gibt großzügige Ausnahmen für Kleinstunternehmen und für Neugründer:innen.
Die Wirtschaftskammer Österreich sollte sich auch diesbezüglich ein Beispiel nehmen und den für Österreich so wichtigen Kleinstunternehmen mehr Luft zum Atmen lassen. Für Gründer:innen fordert die Grüne Wirtschaft drei statt wie bisher nur ein beitragsfreies Kalenderjahr. Das wäre eine echte und leicht umsetzbare Unterstützung.