WAS UNS BEWEGT #WUB
Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken …
Neue Regionalgruppe Niederösterreich & Burgenland
Minus 5° und ich stehe in St. Christoph am Arlberg. Es ist früher Morgen, der Himmel blitzblau und die klare Sicht auf die frisch präparierte Skipiste macht mir den Griff zur Kameraausrüstung schwer. Ich bin aus Wien angereist, um das frisch renovierte Sporthotel St. Christoph vor seiner Inbetriebnahme zu fotografieren. Heute ist der letzte Tag, an dem dies möglich ist. Morgen beginnt die Saison und abertausende Wintersportbegeisterte werden das kleine Dorf in den Bergen überlaufen.
Für diesen Job war ich insgesamt zwölf Stunden auf Achse. Dass mich der Baukonzern für die Aufgabe ausgesucht hatte, fand ich bemerkenswert, denn die Fahrtspesen waren enorm. Gut, ich hatte mir als Architekturfotograf schon einen gewissen Namen gemacht, aber, so ehrlich muss man schon sein, es gibt mindestens ein Dutzend Fotograf:innen in Vorarlberg und Tirol, die den Job genauso gut hinbekommen hätten.
Ein paar Wochen später bekam ich den Geschäftsbericht des Baukonzerns als Belegexemplar zugesandt. Es ist für mich immer etwas ganz Besonderes, wenn ich meine Werke das erste Mal abgedruckt sehe, deshalb kann ich gar nicht schnell genug durchblättern, bis ich die Seiten mit meinen Bildern finde. Diesmal blieb ich aber ein paar Seiten davor schon hängen. Da waren Bauwerke in Sopron, Budapest und Bratislava im besten Lichte abgebildet. Ein eigenartiges Gefühl beschlich mich. Warum wurde ICH mit diesen Aufträgen nicht betraut? Hat man bereits einen billigeren oder gar besseren Fotografen gefunden? War man mit meinen Leistungen unzufrieden? Ich wollte mich mit Mutmaßungen allein nicht abfinden und deshalb rief ich mutig meine Kontaktperson beim Baukonzern an: »Woran liegt es? Was ist da schiefgelaufen? Was kann ich besser machen?« Ich überhäufte die arme Frau mit Fragen über Fragen. Sie wirkte verwundert. Die Antwort überraschte mich und sie war ernüchternd einfach: »Sie sind unser Fotograf in Österreich. In Osteuropa bedienen wir uns anderer Dienstleister – tut uns leid.«
Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Grenzen sind bescheuert, irrational und sie kosten viel Zeit und Geld. Was wäre, wenn Ober- und Niederösterreich fusionieren würden – einfach so – weil sie es satt haben, zwei Landesregierungen zu haben. Hätten das Volk oder der Staat ein Problem damit? Würden sich die Lebensumstände und der Alltag der Ober- und Niederösterreicher dadurch ändern? Hast du nicht auch das Gefühl, wir könnten uns da einiges an Ressourcen ersparen?
Vor Jahren beschloss die Grüne Wirtschaft, in Regionen zu denken. Wir gründeten Regionalgruppen, gaben uns vorauseilend die Titel von Regionalsprecherinnen und Regionalsprechern und waren überhaupt durch und durch davon beseelt, die unleidlichen Mehrfachstrukturen der Wirtschaftskammern aufzubrechen. Bis vor Kurzem war das der ultimative Höhepunkt im Kampf gegen den Föderalismus. Nun, die Kammer hat sich nicht verändert, wen wundert es? Zehn Präsidien, zehn Kontrollausschüsse und eigentlich eh alles einfach zehnmal – vor allem zehnmal Gehälter und zehnmal so teuer.
Umso mehr freue ich mich, dass wir bei der letzten Generalversammlung einen zukunftsweisenden Beschluss gefasst haben. Wir werden ab nun unsere Kräfte bündeln und Niederösterreich und Burgenland zu einer Regionalgruppe vereinen. Längst ist es an der Zeit, das alte Wirtschaftsbund-Kammersystem aufzubrechen.
Der öden Betonwüste und dem ewig Gestrigen folgt die blühende, grenzenlose Wiese, offen für das Neue und offen für alle: die Grüne Wirtschaft eben.
August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft NÖ