Teuerung, fehlende Regularien und die schwierige Startphase: Sabine und Hans waren auf Tour in Wien.

 

Bundessprecherin Sabine Jungwirth und Regionalsprecher Hans Arsenovic haben sich wieder auf den Weg gemacht, um Wiens Unternehmen zu besuchen. Dabei ist es vor allem wichtig, mehr über die Sorgen und Probleme der Unternehmer:innen zu erfahren und Verbesserungsvorschläge mitzunehmen. Denn auch wenn von Seiten der Wirtschaftskammer behauptet wird, im Namen der Wirtschaft zu sprechen, werden die Forderungen oft der Vielfalt der österreichischen Unternehmen nicht gerecht. Aus diesem Grund suchen wir den direkten Kontakt. Die besten Lösungen kommen von den Unternehmer:innen selbst.

 

BAUKARUSELL

Mangelhafte Rahmenbedingungen bzw. ungenügende gesetzlichen Vorgaben waren die Themen bei Baukarusell. Das zum Netzwerk des Beratungs- und Planungsunternehmen pulswerk zählende Social Urban Mining Unternehmen ist auf Re-Use von Baustoffen und Bauteilen spezialisiert und trägt somit einen wichtigen Teil zur Kreislaufwirtschaft bei. Die fehlenden Vorgaben im Bereich des Rückbaus, aber auch des Neubaus, verhindern oft eine kreislauforientierte Wiederverwendung von Bauteilen. Roman Borszki und Christian Pladerer von BauKarussell sehen neben der notwendigen Bewusstseinsbildung auch die Notwendigkeit von regulatorischen Vorgaben.  Z.B. könnten gesetzliche Re-Use Quoten im Neubau wichtige Impulse hin zur Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft bewirken.

 

VELOBIS

Nachlassende Kauflust und Arbeitskräftemangel beschäftigen Anthony Chira von Velobis, dem Bike-Bistro. Nach der Pandemie, in der Fahrradhändler:innen zu den Profiteur:innen der Wirtschaft zählten, gibt es nun wegen der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Teuerung steigende Zurückhaltung beim Fahrradkauf. Anthony Chira, der sich auf die Eigenproduktion von nachhaltigen Fahrrädern spezialisiert hat, erzählt bei unserem Besuch, dass die Inflation bei vielen Menschen dazu führt, hochpreisigere Anschaffungen zu verschieben. Auch wenn sich Erwartungshaltungen und die damit einhergehenden Konsumgewohnheiten schnell wieder drehen können, spüren Unternehmen, die sich für regionale Produktion entschieden haben, den Kaufkraftrückgang als Erstes. Mit Kostenwahrheit und positiver Diskriminierung können wir die vielen jetzt schon nachhaltig und sozial agierenden österreichischen Unternehmer:innen unterstützen.

 

B-TURTLE

Ein an oben geschildertes anschließendes Problem vieler nachhaltiger Unternehmen mit kreativen Ideen ist gerade deren Vorreiter:innenrolle: Der Zeit voraus zu sein hat im unternehmerischen Bereich definitiv Vorteile, es kann aber auch zur Herausforderung werden die Startphase einer Produkteinführung zu meistern. Das Start-up B Turtle, das aufblasbare Mikrowohnwägen für Fahrräder entwickelt, trifft den Puls der Zeit: lokal und nah an der Natur, mit wenig Gepäck reisen liegt im Trend. Georg Rammer und Gunnar Keller haben die passende Idee und das passende Produkt dazu. Trotzdem ist es gerade für nachhaltige Start-ups ohne großen Investor im Hintergrund schwer, gleichzeitig zu produzieren, die notwendige Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und das Unternehmen liquide zu halten. Mehr öffentliche Angebote für Liquiditätshilfen sowie Förderinstrumente könnten nachhaltig, lokal und kleinteilig organisierten Unternehmen die nötige Absicherung bieten und sie im Markteinführungsprozess vor internationalen Konzernen schützen.

 

MARKHOF

Innovation und Kreativität leben vom Austausch mit Gleichgesinnten. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im unternehmerischen Bereich verstärkt ein Nebeneinander von ganz unterschiedlichen Ideen, Konzepten und Zukunftserwartungen den kreativen und somit auch unternehmerischen Output. Stefan Leitner-Sidl hat mit seinem Markhof ein Ort geschaffen, der mit Coworking Räumen, einem Kreativzentrum, sowie mietbaren Veranstaltungsräumen ein Dorf in der Stadt symbolisiert. Die Lösung vieler Probleme bedarf einer interdisziplinären und kreativen Herangehensweise. Orte wie der Markhof können die Infrastruktur für genau diese Art von Lösungen bieten. Trotz all der guten Energie an diesem Ort, beschäftigen auch Stefan die spürbaren Veränderungen in diesem Jahr: Seine Mieter:innen und Seminargäste kämpfen wie viele andere Unternehmen mit den insgesamt steigenden Kosten und der nachlassenden Zahlungsmoral der Kund:innen – ein Anzeichen dafür, dass die Liquidität nachlässt.

 

Als Interessensvertretung der nachhaltigen und kreativen Unternehmen motiviert es uns sehr, die Geschichten von so innovativen Unternehmer:innen zu erfahren. Auch für unsere politische Arbeit ist der Austausch mit ihnen essentiell und regt dabei an, den Status Quo zu hinterfragen und der Nachhaltigkeit, Kreativität und Vielfalt eine Stimme zu geben. Danke für den Austausch!

 

Ein paar Eindrücke:

 

 

Fotos: Grüne Wirtschaft