Bundessprecherin Sabine Jungwirth und Regionalsprecher Hans Arsenovic auf Betriebsbesuchstour in Wien

Die aktuellen Schwierigkeiten im Bereich der Energieversorgung, aber auch der Lieferketten sind ein großes Thema für die österreichischen Unternehmer:innen. Ob große Industrieunternehmen oder EPU, die aktuellen Krisen verschonen nur die Wenigsten. Für die Unternehmer:innen gilt einmal mehr: Innovative Ideen rund um das Thema Energie und Ressourcenverbrauch, aber auch hinsichtlich ihrer sozialen Verantwortung gegenüber Mitarbeiter:innen und Lieferant:innen sind gefragt und sprießen überall. Viele Unternehmen zeigen durch ihr Engagement, dass sie Teil der Lösung sein können und wollen.

Im Rahmen unsere Betriebsbesuche in Wien haben wir ganz unterschiedliche Unternehmen besucht, die trotz der Verschiedenheit in ihren Geschäftsmodellen mit ähnlicher Motivation und Elan in ihrem Bereich vorangehen. Wir wollten aber auch erfahren, wo der Schuh drückt; in welchen Bereichen gerade bei ökologisch und sozialem Unternehmer:innentum regulatorische Hürden und falsche Anreize das Fortkommen erschweren.

 

Ottakringer Brauerei

Der erste Stopp unserer Betriebsbesuchstour fand in der Ottakringer Brauerei statt. Auf Einladung von Aufsichtsrat Sigi Menz wurden wir zuerst durch die Produktionsanlage geführt und haben einiges über die über 150-jährige Geschichte des Unternehmens erfahren.

Das anschließende Gespräch war vor allem von der angespannten Lage der Energieversorgung und Lieferketten geprägt. Auch wenn es in der Industrie für den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien noch technologische Entwicklungen braucht, setzt Ottakringer in den ihnen möglichen Bereichen bereits wichtige Maßnahmen wie z.B. die Eigenstromproduktion mittels Photovoltaikanlagen. Für den Fall einer Versorgungskrise bei Gas, mit dem derzeit die Prozesswärme erzeugt wird, hat Ottakringer mittels eines Back-ups mit Ölkesselanlagen vorgesorgt.

Relevant für die Ottakringer Brauerei – aber auch ein zentrales Thema der Grünen Wirtschaft – ist die Regionalität; vor allem in der Lebensmittelproduktion. Wir waren uns darüber einig, dass regionale österreichische Unternehmen vor der Billigproduktion von großen internationalen Konzernen geschützt werden müssen – so bleiben Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land.

 

Vereinigte Eisfabriken

Die genossenschaftliche Organisation von Unternehmen erfährt gerade eine Renaissance – auch deshalb war der Besuch bei den Vereinigten Eisfabriken Wien hochinteressant. 1898 – als es noch keine Kühlschränke gab – wurde die Genossenschaft der Vereinigten Eisfabriken gegründet, um Unternehmen in Wien mit Eis zu versorgen. (Auch die Ottakringer Brauerei zählt bis heute zu den Genossenschafter:innen der Eisfabrik). Neben der spannenden Geschichte und Organisationsform, sind die Vereinigten Eisfabriken auch im Bereich der ökologischen Transformation engagiert: Ein Teil des verbrauchten Stroms wird mit Photovoltaik Anlagen auf den eigenen Dächern produziert, der Rest des Energieverbrauchs mit Ökostrom und Wasserstoff gedeckt. Geschäftsführer Roland Spitzhirn erzählte im Gespräch, dass laufend an zusätzlichen Stellschrauben gedreht wird, um den Fußabdruck des Unternehmens weiter zu reduzieren und somit einen Teil zur Transformation beizutragen. So wird z.B. gerade an einer Gemeinschaftssolaranlage mit anderen Betrieben aus der Umgebung gefeilt.

Besonders beeindruckt hat uns das Engagement des Unternehmens in Sachen Blackout-Vorsorge. Nicht nur die Sicherung der Stromversorgung des Betriebes, sondern auch die Versorgung der Mitarbeiter:innen im Ernstfall wird geplant und entsprechendes Equipment zur Verfügung gestellt. Sehr vorbildlich!

 

Weatherpark 

Unser nächster Stopp führte uns zum Unternehmen Weatherpark, dass sich auf Stadtklimatologie und meteorologische Simulationen spezialisiert hat. Zu den Arbeitsfeldern zählen u.a. Stadtklimaanalysen, sowie Windklimasimulationen für neue Stadtviertel und Gebäude. Geschäftsführer Matthias Ratheiser betonte, dass es gerade für Bauprojekte in Städten immer wichtiger wird, die stadtklimatischen Auswirkungen in die Planung miteinzubeziehen. Die Kühleffekte des Windes in den Nächten heißer Sommermonate gewinnen an Relevanz. Mit intelligentem Bauen und der Optimierung von Windkomfort kann das Stadtklima reguliert werden, um im heißen Sommer die Lebensqualität zu verbessern. Weatherpark ist ein wunderbares Beispiel dafür, welch herausragende Rolle kreative und innovative Unternehmen für die ökologische Transformation spielen.

Dass die Klimakrise immer drastischer zu spüren ist, führt zu einer stärker werdenden Nachfrage der Leistungen des Teams. Wie viele andere Unternehmen beschäftigen aber die hohen Personalkosten, vor allem die sogenannten „Lohnnebenkosten“ die Geschäftsführung und erfordern sorgfältige Planung beim Unternehmensausbau.

 

BioBalkan 

Zum Abschluss des Tages trafen wir uns mit Hans-Jörg Hummer, Geschäftsführer von BioBalkan, der uns die beeindruckende Geschichte seines Unternehmens erzählte. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit in der Entwicklungshilfe in der Balkanregion, war der Wunsch nach einem Tapetenwechsel der Auslöser für die Selbstständigkeit. Durch die persönliche Verbundenheit mit der Region und seine soziale Überzeugung wurde mit BioBalkan ein Unternehmen gegründet, dass ökologische und soziale Verantwortung in die Tat umsetzt. Das Unternehmen vertreibt biologische Lebensmittel, die von Sozialunternehmen in entlegenen Landstrichen in Serbien, Nordmazedonien und Bosnien-Herzegowina produziert werden. Die enge Partnerschaft mit den Produzent:innen, sowie Beratung und finanzielle Unterstützung, sind Kern der Unternehmensphilosophie. Die kleinen Manufakturen vor Ort beschäftigen alleinerziehende Mütter, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderungen und Minderheiten. BioBalkan ist ein hervorragendes Beispiel, wie Unternehmer:innentum, soziale Verantwortung und ökologische Aspekte Hand in Hand gehen können.

Zu spüren bekommt Biobalkan allerdings bereits, dass die Inflation und die Verunsicherung der Konsument:innen die Kaufkraft bremsen. Deshalb wünscht sich Hans-Jörg Hummer rasch Maßnahmen zur Stabilisierung der Lage.

P.S.: Die Produkte sind köstlich. 😉

 

Danke an alle Unternehmer:innen, die wir besuchen, bzw. mit denen wir uns austauschen durften. Immer wieder bestätigt sich, dass die österreichischen Unternehmen durch ihr hohes Engagement und Knowhow überzeugen. In ganz unterschiedlichen Bereichen sind sie auf der Suche nach Lösungen für die anstehenden gesellschaftlichen und ökologischen Probleme. Sie bringen sich ein, sind politisch interessiert und erwarten sich eine Interessensvertretung, die die Vielfalt und Kreativität der Unternehmer:innen erkennt und wertschätzt.

 

Ein paar Eindrücke:

Fotos: Grüne Wirtschaft