Eine Heldengeschichte aus unserer Reihe »Geschichten des Gelingens«.

Damals

2015 studiert Thomas Winkler in Graz Umweltsystemwissenschaften und Sustainable Development (Nachhaltige Entwicklung) und bereitet sich auf sein Doktorat vor. Die Vision, ein Unternehmen zu gründen, ein Geschäft zu betreiben und vielleicht sogar als Vollzeit-Unternehmer zu arbeiten, ist nicht vorhanden. Ganz im Gegenteil. Warum kommt es aber dann doch dazu, dass Thomas heute ein erfolgreicher Unternehmer ist?

Mehrere Komponenten spielen zusammen: Thomas ist Wissenschaftler, er erkennt Probleme und möchte sie lösen. Dazu kommen jede Menge Zufälle und Ideen, grundsätzliche Offenheit für Neues sowie eine Unternehmenspartnerschaft, die auf Vertrauen beruht. Und dann noch etwas Glück.

Das ist seine Unternehmensgeschichte.

2014 gründete Thomas einen Studierenden und Absolvent:innenverein für das Studium Sustainable Development. Zur Finanzierung des Vereins entstand die Idee T-Shirts selbst zu bedrucken und zu verkaufen. Eine Idee, die so nicht verwirklicht wurde. Ein trauriges Ereignis – das Erdbeben in Nepal 2015 – führte dann zur Gründung des Labels »ApflbutznHilftNepal«. Der Gewinn aus den nachhaltig produzierten und bedruckten T-Shirts wurde für die Erdbebenopfer gespendet. Ein Studienaufenthalt Jahre davor hatte Thomas nach Nepal geführt und für diese Region sensibilisiert.

Die große Nachfrage nach fair produzierten und bedruckten T-Shirts überzeugte die drei Gründer:innen, Therese Wallner, Thomas Winkler und Josef Schöggl, das Projekt weiterzuführen und auf professionelle Beine zu stellen. Zunächst einmal mit einer Werkstatt in einem CoWorkingspace in der Wickenburggasse und einem Webshop für den Vertrieb. Josef sollte das kleine Team bald darauf wieder verlassen. Therese und Thomas behielten ihre Brotberufe und betrieben das Business weiterhin nebenberuflich. Beide wollten auch die Investitionen möglichst gering halten. Für beide galt: »Wir wollen jederzeit wieder aussteigen können, und das ganz ohne finanzielle Verluste.« Thomas absolvierte sein Doktorat an der Uni Graz und begann danach als Mitarbeiter an der FH.

Alleine sicher nicht, wenn, dann nur gemeinsam.

Thomas hätte seine Unternehmensreise nie alleine gewagt, auch Therese nicht. Für beide war immer klar, dass sie das Unternehmen nur gemeinsam betreiben. Ansonsten waren sie ziemlich auf sich gestellt, learning by doing, viel ausprobieren, viel nachfragen. Sie nahmen an der Gründungsgarage teil, das brachte zwar wichtige Impulse. Das Unternehmen war damals in einer sehr frühen Phase und konnte daher auch vieles davon noch nicht umsetzen. Es war wahrscheinlich einfach noch zu früh. Beiden ist es von Anfang an wichtig, dass ihr Gwand bio, fair und nachhaltig produziert wird und leistbar ist. Das Label »apflbutzn« sollte für stylische und durchwegs »gesunde Leiberl« aus zertifizierter Biobaumwolle stehen, die mit individuellen und auch eigens kreierten Motiven aus wasserbasierten Farben bedruckt und unter fairen Bedingungen erzeugt wurden. Der Versand erfolgte CO2 neutral.

Jetzt wurde es ernst.

Die nächste Veränderung steht an, auch jetzt wieder ungeplant und unbeabsichtigt. Der CoWorkingspace in der Wickenburggasse wurde verkauft und plötzlich standen sie ohne Werkstatt da. Zufällig bot sich ein Geschäftslokal in der Sackstraße an, für das sie sich dann entscheiden. Ab da wurde es dann richtig ernst. Mit der Verantwortung für die erste Mitarbeiterin, mit den Mietkosten und Lohnkosten war klar, dass sie nicht mehr zurück und ihr Unternehmen nicht mehr so einfach ohne Verlust wieder schließen können.

Mittendrin im Unternehmensalltag.

Richtig herausfordernd war die neue Situation. Thomas erzählt, dass sie sich jetzt mit vielen Regelungen, u.a. dem Kollektivvertrag herumschlagen mussten. Neu gestalteten sich jetzt auch die Lieferant:innenverhandlungen, das Produktmanagement und die Logistik. Auch mit dem neuen Shop in der Sporgasse, den sie 2021 beziehen, gehen die Herausforderungen weiter. Jetzt auch verstärkt im Hinblick auf den Herbst mit dem Thema »Teuerung«. Was bedeuten die gegenwärtigen Krisen für das Kauf- und Konsumverhalten der Kund:innen?

Unternehmensalltag

Entscheidende Situationen.

Es gab zwei Situationen, an denen Apflbutzn fast gescheitert wäre. Beide Male stand der Unternehmensstandort in Frage, durch glückliche Fügung konnten wieder Geschäftslokale gefunden werden. Zwei Weltereignisse hatten ebenfalls Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens: das Erdbeben in Nepal und Corona. Das Erdbeben in Nepal hatte überhaupt erst zur Gründung und Corona mit dem ersten Lockdown hatte letztlich zur Erweiterung und zum Shop in der Sporgasse geführt. Im ersten Lockdown hatten viele Menschen Apflbutzn durch T-Shirt-Bestellungen unterstützt. Für Thomas war das ein Zeichen, dass Apflbutzn bewusst wahrgenommen wurde und wagte den Umzug – begleitet von einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne – in die Sporgasse.

Belohnung und Ankommen.

Heute ist Thomas Vollzeitunternehmer, das Unternehmen hat wieder drei Gesellschafter:innen und mehrere Mitarbeiter:innen und ist in der Grazer Innenstadtwirtschaft angekommen. Thomas resümiert: »Wir haben uns gut eingerichtet, auch die Arbeitsbereiche intern gut aufgeteilt. Sicher ist auch, dass es diese Unternehmensreise, die vielen Schritte mit den Herausforderungen, Umwegen, den Zufällen und den nicht umgesetzten Ideen gebraucht hat, damit wir heute so da stehen. Ohne die wären wir heute wo anders. Eine Belohnung für mich ist die Freude darüber, dass es gelungen ist. Vor ein paar Jahren haben wir noch T-Shirts im Wohnzimmer gedruckt, heute haben wir unseren schönen Shop in der Sporgasse. Und die Tätigkeit für Apflbutzn erfüllt mich mit Sinn. Wenn ich für Apflbutzn etwas machen, dann weiss ich, warum ich das mache. Ich mache auch Dinge, wie die Abrechnung, obwohl mich die gerade nerven, trotzdem gerne, weil es wichtig für das Unternehmen ist. Ich bin gerne im Shop, rede mit den Menschen und freue mich, wenn sie sagen, was für ein schöner Shop.«

Neue Abenteuer.

Thomas Winkler Heldenreise

Und es rufen neue Abenteuer: ein Forschungsprojekt, das beide Interessen (Wissenschaft und Unternehmertum) verbindet. Dann die Idee eines Onlineshops für Merchandising für kleine regionale Bands und und und. Die Zukunft ist offen.

Zum Schluss noch eine Frage: was hat es mit dem Namen Apflbutzn auf sich? »Das Wort hat für uns einen sehr regionalen Aspekt – es wird in ganz Österreich, und auch in Süddeutschland verwendet, aber immer etwas anders ausgesprochen.«

Der Held: Thomas Winkler
Die Erzählerin: Helene Zand
Das Unternehmen: Apflbutzn FaireModeGraz.

Thomas Winkler gründete 2015 zu dritt, u.a. mit seiner Geschäftspartnerin Therese Wallner Apflbutzn FaireModeGraz. Heute findet ihr den Shop für faire Biomode, Vintagemode und regionale Accessoires in der Sporgasse 24 in Graz.

September 2022