Die Zukunft der Mode

Kathrin Haumer #vordenvorhang
Kathrin Haumer

Kathrin Haumer war nach ihrem Modedesign-Studium im Textilbereich tätig und erlebte hautnah, wie negativ sich der Trend zur Fast Fashion auf die ganze Branche ausgewirkte. Sie merkte bald, dass es der falsche Weg war: »Nähereien in Europa wurden geschlossen, weil sie zu teuer waren, und viele Einzelhändler:innen konnten mit den großen Textilketten nicht mehr mithalten und mussten schließen.«, erzählt Haumer. »Nicht nur die Preise von Kleidungsstücken sind rapid abgesunken, sondern auch deren Qualität! Denn es wurde immer mehr und immer schneller produziert. Über die schrecklichen Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen auf die Umwelt wurde damals nicht gesprochen.« Da wollte die junge Designerin nicht mehr mitmachen und beschloss, die Zukunft der Mode, die sie selbst tragen wollte, auch selbst in die Hand zu nehmen. Sie gründete den ersten Shop für nachhaltige Mode in Wien: das Green Ground.

Es braucht viele, um Schritt für Schritt die Welt zu verändern – Kathrin Haumer ist definitiv eine davon. Deshalb haben wir die junge Unternehmerin #vordenvorhang gebeten und uns mit ihr über ihre Selbstständigkeit und ihr Unternehmerinnentum unterhalten:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Kathrin Haumer: Vor dreizehn Jahren war Nachhaltigkeit und Fairtrade noch kein Thema in der Modebranche. Ganz im Gegenteil, Fast Fashion wurde immer populärer. Aber das war keine Option für mich. Ich habe nach Marken Ausschau gehalten, die ich guten Gewissens anziehen konnte. Ich war Mitte 20 und wollte natürlich trotzdem weiterhin schöne Sachen tragen. Das war wirklich eine Herausforderung! Ich bestellte das Meiste online, da es keine Shops in Wien gab. Da habe ich angefangen, über einen eigenen Shop nachzudenken. Im September 2008 war es dann so weit: Ich eröffnete das Green Ground. Zunächst mit kleinen Kollektionen von zwei, drei Marken, denn es gab noch nicht so viele Labels, die ökologisch und fair produziert haben. Jetzt führt das Green Ground etwa 25 Marken und bietet eine sehr breite Auswahl an »Fashion that feels good« für Damen und Herren.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

Also nicht nur der Name Green Ground und die stilisierten Bäume im Logo, sondern das ganze Unternehmen und die Idee dahinter! Im Green Ground finden sich nur Waren aus ökologischer Produktion und fairem Handel, von Unterwäsche, Basics, Jeans, Shirts, Pullovern, Kleidern, Jacken oder Mänteln bis Schmuck oder Taschen und vieles mehr. Die Stoffe müssen zertifiziert sein, sofern es Zertifikate für das Material gibt, zum Beispiel GOTS bei Biobaumwolle. Bei Hanfstoffen und Tencel muss die Transparenz gewährleistet und das Vertrauen zum Lieferanten da sein. Ebenso müssen die Sozialstandards in den Fabriken hoch sein. Ab der Färbung der Stoffe bis zur Konfektion sind die Betriebe dann zumeist wieder zertifiziert. Das bedeutet, sie werden regelmäßig begutachtet und müssen strenge Auflagen erfüllen. Das hat natürlich alles seinen Preis und kann, aber will auch nicht mit der üblichen »Wegwerf-Mode« verglichen werden. Denn dort zahlen die Menschen in der Produktion und die Umwelt drauf!

Zunehmend gibt es auch recycelte Materialen in den Kollektionen. Hier verzichten wir aber weitgehend auf Kleidung aus recycelten Kunststoffen. Denn hier besteht das Problem des Faserabriebs vor allem beim Waschen und damit auch die Erzeugung von Mikroplastik in der Umwelt. Recycelte Polyesterkleidung ist somit nicht öko, wie das gern als »grüne« Maßnahme der konventionellen Modeketten verkauft wird. Aber Schuhe und Jacken aus recyceltem Plastik – aus bestehenden Produkten, aus den Abfällen in den Weltmeeren, Küstenregionen und Flussmündungen etc. – finde ich eine gute Idee. Denn diese werden nicht oder nur äußerst selten gewaschen.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

Die Modeindustrie ist ein ziemlich schmutziges Geschäft. Aber es geht auch anders! Mit dem Green Ground zeige ich, dass es möglich ist, schöne und aktuelle Mode zu vertreiben und dabei mit gutem Gewissen zu handeln. Denn Klima- und Umweltschutz sowie Menschenrechte und fairer Handel sind die Voraussetzung für qualitätsvolle Mode. Ich möchte mit meinem Shop den Menschen, die Möglichkeit bieten, sich zu fairen Preisen mit gutem Gefühl einzukleiden. Ich brenne dafür, meinen Teil zu einer Trendwende in der Modebranche beizutragen.

 

Green Ground
Porzellangasse 14-16
1090 Wien

Öffnungszeiten:
Di-Fr: 10-19 Uhr
Sa: 10-17 Uhr

 

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Annalena Goldnagl.

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