WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken …

 


STEP BY STEP

Ich hab da so eine schöne Idee, wie das Jahr 2050 aussehen sollte … 

Ich sitze im Kreis meiner Familie und wir erzählen uns Geschichten von früher.

2022 war da so ein Wendepunkt für die Menschheit. Eine fiese Pandemie hatte uns zwei Jahre auf Trab gehalten, die Wirtschaft lahmte, Läden hatten geschlossen und viele Menschen wussten echt nicht so recht, wie es weitergehen sollte.

2020 lernten wir, dass nicht einmal ein weltweiter Lockdown reicht, die Emissionen soweit zu senken, dass wir auch in Zukunft noch ordentlich durchatmen können. Nein, es brauchte viel, viel mehr und letztendlich ist es uns doch noch mit vereinten Kräften gelungen, die Kurve zu kriegen.

Wenn ich jetzt durch meine Heimatstadt spaziere, sehe ich auf jedem Dach eine Solaranlage und viele Häuser haben auch noch eine begrünte Fläche darunter. Wir sammeln das Regenwasser, und überall zwischen den Häusern gibt es schattige Plätze unter Bäumen. So halten wir sogar die paar Grad mehr aus, die sich letztendlich doch nicht vermeiden ließen.

Dass viele Stadtbewohner um die Mittagszeit Siesta halten, lässt sie getrost den Fernurlaub vergessen. Irgendwie ist das Leben viel ruhiger und entspannter geworden. Schon drei Jahre nach Corona wurden Verbrennungsmotoren verboten und heute kann sich kein Mensch mehr vorstellen, dass wir einmal Erdöl verbrannt und den Dreck eingeatmet haben, anstatt es für wirklich wichtige Produkte, zum Beispiel für den medizinischen Bereich, zu verwenden. Überhaupt ist das Auto etwas aus der Mode gekommen. Selbstfahren ist gerade noch am Fahrrad lässig. Ansonsten nutzen wir jede Minute Fahrzeit, also auch unsere Reisezeit, für weit sinnvollere Dinge: Uns mit Freund:innen auszutauschen oder noch schnell einen kleinen Bericht fürs Büro zu schreiben, erscheint uns mittlerweile viel erstrebenswerter.

Am Wochenende besuche ich die ehemals großen Parkplätze am alten Flughafenareal und staune, wie schnell sich dort die Natur erholt hat. Heute summen nur noch die Bienen und Hummeln. Manchmal gönne ich mir sogar noch einen Blick vom alten Flughafen-Tower, um das endlose Grün zu bewundern. Natürlich fliegen auch heute noch Menschen in weit entfernte Länder. Dafür braucht es aber ein bisschen mehr Zeit. Die wenigen großen Flughäfen sind nun Heimat großer Solarflieger – ja tatsächlich, wir fliegen mit der Kraft der Sonne. Reisen ist also wieder ein Abenteuer geworden, wer hätte das gedacht?

Viele meiner Altersgruppe haben das hohe Alter leider nicht so fit erreicht, wie ich. Zu hoch war der Leistungsdruck in jungen Jahren und die Ernährung war ja auch noch komplett auf Fleisch und Milch ausgerichtet. Umso erstaunlicher war es, wie schnell sich plötzlich die Jungen einer bewussteren Ernährung zugewandt haben. Es hat eigentlich nur ein paar gute Vorbilder gebraucht und schon war der Trend nicht mehr aufzuhalten. Und obwohl ich mich noch fit wie ein Ökoleder-Turnschuh fühle, werde auch ich demnächst auf eine Pflegekraft zurückgreifen. Mit 80 Jahren kann man sich diesen Luxus gönnen. Pflegekräfte werden mittlerweile echt anständig entlohnt – wahrscheinlich gibt es deshalb so viele. Nur gut, dass wir uns dazu entschlossen haben, unser Geld lieber in staatliche Unterstützung für Pflege zu stecken, statt in Straßen. So haben wir schlussendlich unsere Alters- und Krankenvorsorge in den Griff bekommen.

Wir haben vieles ganz leicht erreicht, was vorher total mühsam wirkte. Unsere Städte sind endlich wieder lebenswert geworden. Kinder spielen auf den Straßen und vor den Häusern sitzen lachende Menschen und genießen das herrliche Wetter. Weitere Wege schaffen wir mit dem Fahrradtaxi, die kürzeren Wege nutzen wir, um ein wenig durch die Baumalleen zu schlendern. Zersiedelung und Versiegelung sind somit kein Thema mehr. Kaum jemand mag auf den Luxus verzichten, vor der Tür ein E-Auto, ein E-Fahrrad oder sogar E-Werkzeuge zum Leihen vorzufinden. Städte sind mittlerweile echt coole Smart-Citys geworden.

Neulich habe ich übrigens einen alten Stadtentwicklungsplan meiner Heimatstadt, den sogenannten STEP 2030, in die Hand bekommen. Ich konnte es kaum fassen – Seite um Seite liest man da, was sie damals nicht alles baggern, betonieren und versiegeln wollten. Sonst nix!

Wow, denke ich, da haben wir aber echt nochmal Glück gehabt, dass wir diesen STEP dann doch nicht vollzogen haben.

August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft NÖ