Die Grüne Wirtschaft Wien wird seit Anfang 2022 von einer Doppelspitze aus Regionalsprecherin und Regionalsprecher vertreten. Ziel ist es, die Wiener Unternehmer:innen wirksamer und strategisch breiter zu repräsentieren und Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt zu ermöglichen.

Gemeinsam noch wirkungsvoller

© Katarina Lindbichler

Die Grüne Wirtschaft Wien steht für einen gelebten Pragmatismus, der für eine ökologische Wirtschaft alle Hebel in Bewegung setzt. In dieser Funktion haben wir unser Programm klar definiert: mehr Wirtschaft in die Partei und mehr Grün in die Wirtschaft.

Grün zu wirtschaften bedeutet, Ökologisches und Ökonomisches vereinbar zu machen. Nicht außer acht lassen wir dabei die gesellschaftliche und solidarische Verantwortung als Unternehmer:innen.

Wir treiben Klimathemen in der Stadt voran und zeigen Umsetzbarkeit sowie Grenzen von nachhaltigem und klimafreundlichem Arbeiten konkret in den einzelnen Branchen auf. Wir wollen Lust auf Veränderung machen und zum Mitmachen einladen: Denn die Neuausrichtung der Wirtschaft in allen Bereichen steht nicht erst seit der Corona-Pandemie auf unserem Plan.

Grüne Wirtschaft in Vorreiter:innen-Rolle

Die Grüne Wirtschaft ist stets Vorantreiberin neuer Modelle des Zusammenarbeitens und innovativer Organisationsformen. An oberster Stelle steht, Frauen in der Wirtschaft gleichrangig einzusetzen, also sowohl echte Parität in allen Organisationen herzustellen als auch Frauen immer mehr in Führungsrollen zu implementieren.

Viele dieser Themen und Modelle werden im Shared Leadership umgesetzt. Denn auch wenn Gleichberechtigung aus keiner modernen Organisation mehr wegzudenken ist, Führungspositionen sind noch weit entfernt davon, paritätisch vergeben und gelebt zu werden. Die Grüne Wirtschaft ist davon überzeugt, dass Shared Leadership das Modell der Zukunft ist.

Wir wollen nicht nur theoretische Impulse für eine bessere Welt geben, wir leben sie einfach: Deshalb hat die Generalversammlung der Grünen Wirtschaft beschlossen, dass die Regionalsprecher:innen-Rolle ab sofort auch als Doppelspitze gelebt werden kann.

Die Regionalversammlung Wien hat den Wunsch von Hans Arsenovic und Sonja Franzke, als Doppelsitze die Sprecher:innen-Rolle auszufüllen, einstimmig bestätigt. Hans und Sonja kooperieren seit zwei Perioden überaus erfolgreich in der Regionalleitung Wien, seit Anfang 2022 teilen sie sich also die Aufgaben und tragen die Verantwortung gemeinsam.

»Dieses Miteinander ermöglicht uns, die vielfältigen, wichtigen Aufgaben besser aufzuteilen. Wir befinden uns an den Ausläufern einer Pandemie, die viele Schwächen der alten Wirtschaft aufgezeigt hat und natürlich für viele Unternehmen existenzbedrohend war und ist. Damit jetzt die Stellschrauben in Richtung nachhaltige Wirtschaft gedreht werden, muss die Grüne Wirtschaft viel Stärke und Kraft zeigen. Zu zweit bringen wir da weitaus mehr voran. Wir freuen uns außerdem, das zukunftsweisende Modell Shared Leadership mit Leben zu füllen und dabei jeden Tag dazuzulernen. Wir verstehen eine Doppelspitze auch als Chance, mehr Frauen für Führungsrollen zu gewinnen. Nicht selten wird der weibliche Drang, ganz vorne zu stehen, von anderen – altruistischen – Aufgaben wie z. B. (unbezahlter) Care-Arbeit – überlagert. Werden die professionellen Führungsaufgaben geteilt, werden deutlich mehr Frauen diese auch wahrnehmen. In einem gemeinsamen Auftreten und Agieren liegt also viel Raum für Entwicklung« sind Hans Arsenovic und Sonja Franzke überzeugt.

Selbstausbeutung ist kein Zeichen von Erfolg

Um den Weg der Gleichberechtigung zu gehen, hilft ein Blick auf das Arbeitspensum. Viel zu wenige Menschen in Führungspositionen erlauben sich, Teilzeit zu arbeiten (also nicht 50–60 Stunden, sondern 25–35 Stunden pro Woche). Woher stammt die Behauptung, das müsse so sein? Das Argument, dass eine verantwortungsvolle Tätigkeit nur mit mindestens 50 Wochenstunden ausgefüllt werden kann, stimmt nämlich nur teilweise. Sicher, manche Arbeitspakete sind größer, manche kleiner. Manche Rollen verlangen viel Netzwerkarbeit, manche weniger.

Mit einer kooperativen Führungsweise, einer ausgebildeten Teamkultur und mit der Fähigkeit zu delegieren ist eine 60-Stunden-Aufgabe auch für Eltern kleiner Kinder vorstellbar, eben als Shared Leadership.

Doppelspitze macht Grüne Wirtschaftskultur sichtbar

Natürlich hat ein neues Modell auch Tücken, nicht zuletzt bei der Entscheidungsfindung. Doch gerade ein Verein wie die Grüne Wirtschaft bietet einen guten Boden, repräsentative Aufgaben gemeinsam wahrzunehmen: strategische Zielsetzungen, Entscheidungen und Planungen sind echte Teamarbeit. Die Regionalleitung ist das Leitungsgremium, die Sprecher:innen sorgen für die Umsetzung der Inhalte und tragen deren Botschaften nach außen.

Das ist eine gute Basis für eine Shared Leadership. Denn die verlangt einen gelebten Wertewandel in unseren Köpfen und in unserem Selbstverständnis. Es braucht Vertrauen in Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen und die Einsicht, dass jeder und jede ersetzbar ist. Auch wenn diese Einsicht im ersten Moment hart, in der Politik nahezu unaussprechbar ist. Wir müssen als Gesellschaft Kooperation vor Konkurrenz stellen und besser zusammenarbeiten. Auch und vor allem an den Positionen der Macht. Das befördert auch die Transparenz!

Unternehmens-Vertreter:innen können weiter auch Unternehmer:innen sein

Shared Leadership bedeutet auch, dass nicht eine:r alle Last auf den Schultern trägt und dass wir die Sprecher:innenfunktion ernst meinen: Wir sprechen für viele Unternehmer:innen, das kann man mit zwei Stimmen weit ausbalancierter, wenn der Grundton stimmt. Es macht also auch sichtbar, wovon wir reden. Themen und Beschlüsse werden gemeinsam erarbeitet, der und die Sprecher:in verkörpern sie nur und tragen sie an möglichst viele Stellen.

Shared Leadership in der Wirtschaft wird vor allem unter dem Gedanken der Vereinbarkeit von Job und Familie gesehen. Bei dem:r ehrenamtlichen Unternehmens-Vertreter:in kommt auch noch der Aspekt der Branchen-Politik aus der Praxis dazu. Es wird in diesem Modell Unternehmer:innen noch möglich gemacht, sich für Kolleg:innen einzusetzen und ihr:sein Unternehmen weiterzuführen.

Wenn zwei sich ergänzen

Laut Studien funktioniert Shared Leadership nur dann, wenn die passenden Charaktere zusammenkommen. Die Grüne Wirtschaft ist deshalb sehr froh, zwei sich gut ergänzende Personen gefunden zu haben, die gerne die Sprecher:innen-Rolle ausfüllen. Hans und Sonja sind kommunikative Menschen, deren Kompetenzen sich gut ergänzen. Sie sind sich einig, dass es notwendig ist, zur Durchsetzung nachhaltiger Wirtschaft gleichermaßen nach innen und außen zu wirken. »Wir beginnen einen Prozess und sind neugierig darauf, wieder neue Impulse und Erfahrungen in die Wirtschaft zu bringen.«

Das Modell der Doppelspitze kann eine offene, wertebasierte und motivierende Vereinskultur fördern, die Innovationsfähigkeit ankurbeln und als gutes Beispiel für Gender Diversity auf Führungsebene vorangehen.