Faszination Glas

Patrick Roth Portrait
Patrick Roth

»A thing is meaningful as long as it has to do with glass.« Das Credo des Wahlvorarlbergers Patrick Roth, der seit 2016 in der Kirchstraße mitten im schönen Bregenz am Bodensee sein Glasstudio betreibt, lässt tief blicken.

Die Leidenschaft und Faszination für diesen außergewöhnlichen Werkstoff wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Aufgewachsen an der bayrisch-böhmischen Glasstraße in direkter Nachbarschaft einer Glashütte, bedurfte es jedoch anfänglich ein paar kleinerer Umwege, bevor der nun 45-jährige Roth vor rund 25 Jahren endgültig zu seiner Bestimmung fand.

»Kreatives, bildhauerisches Arbeiten war schon immer mein Traum – jedoch war ich mir dabei auch stets bewusst, dass sich das entsprechende kunsthandwerkliche Rüstzeug dafür nicht mal eben schnell nebenbei erlernen lässt«, erzählt Patrick.

So absolvierte er von 1997-2000 die Glasfachschule in Zwiesel, arbeitete über Jahre hinweg in einigen Glashütten und Glasverlagen mit diversen Designer:innen und Künstler:innen (u. a. von 2006-2009 als workshopmanager glass bei J&L Lobmeyr in Wien), erwarb 2005 zwischenzeitlich noch den Industriemeister Glas und lehrte schließlich bis 2016 am staatlichen Berufskolleg Glas-Keramik-Gestaltung in Rheinbach (NRW).

Warum sich Patrick selbst nicht als klassischen Unternehmer bezeichnet, was er am Werkstoff Glas so faszinierend findet und was er als seine persönliche Mission versteht, liest du hier:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Patrick Roth: Inspiriert hat mich eigentlich gar nichts, bzw. war die Entscheidung vom sichersten Job der Welt (verbeamtet/pragmatisiert auf Lebenszeit) hin zum unsichersten Job (freischaffend tätig) psychologisch betrachtet schlicht und ergreifend eine gesundheitliche Notbremse! Für jemanden wie mich, der so sehr für eine Sache brennt, war der Frustfakor einfach zu groß. Die Hohlglasveredelung, wie ich sie noch partiell betreibe, ist definitiv ein aussterbendes Stück Kulturgut. Diesen Prozess zumindest ein Stück weit aufzuhalten ist sozusagen Teil meiner Mission und somit auch zumindest als »Nebenverdienst« Teil meines Schaffenskonzepts. Im Fokus steht bei mir jedoch stets das skulpturale Arbeiten mit Glas. Ein Werkstoff, der es mir in seiner Komplexität, Diversität und Divenhaftigkeit erlaubt, mir und meiner Gedankenwelt Raum zu schaffen bzw. mich gegenüber der Außenwelt auszudrücken.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

Am Arbeiten mit Glas ist erstmal relativ wenig grün, außer vielleicht manchmal die Farbe! Aber Spaß beiseite – zumindest versuche ich so gut wie möglich auf Nachhaltigkeit bezüglich Erhaltung, sprich Restauration, Verpackung sowie Produktion zu achten. Was ich meinen Kund:innen gegenüber stets sehr stark propagiere, ist »weg vom blinden Konsum, hin zum bewussten Sich-etwas-Leisten. Weniger ist mehr! Aktuell bin ich zum Beispiel dabei mich neu zu organisieren, was die Mobilität betrifft. Das eigene Auto wurde mit dem Jahreswechsel abgeschafft.

Wofür brennst du als Unternehmer?

Um eines mal ganz klar vorwegzuschicken: Ich fühle mich absolut nicht als klassicher Unternehmer! Ich brenne für den Werkstoff Glas in all seinen Facetten und den Erhalt der menschlichen Fähigkeit mit einfachen Mitteln nicht nur Dinge zu erschaffen, sondern Emotionen zu transportiern bzw. hervorzurufen. Ein römisches Diatretglas z.B. übt auf mich eine wesentlich größere Faszination aus, als eine hochtechnisierte, menschenleere Produktionshalle. Ich bin bei Weitem kein Technikverweigerer, aber »höher, schneller, weiter« darf absolut nicht auf Kosten der Menschheit und deren kulturellen Verständnisses gehen. Nix für unguad! 😉

Hier noch einige Einblicke in Patricks Arbeit und Werk:

PR Glas-Kunst-Werk
Kirchstraße 19
6900 Bregenz

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Annalena Goldnagl.

Links:

Website: www.pr-glas.com
Facebook: www.facebook.com/pr-glas-kunst-handwerk
Instagram: www.instagram.com/patrick.roth.glass