Film? Aber bitte nachhaltig!

Marion Rossmann Portrait
Marion Rossmann (© Christian Pilsl)

Ihre ursprüngliche Karrierepläne, nämlich Restauratorin zu werden, hat Marion Rossmann ziemlich schnell über Bord geworfen. »Mein beruflicher Werdegang ist sehr individuell«, meint sie selbst. Nach der Matura kam sie nach Wien, um zu studieren,  aber ein Ferienjob brachte sie zum Film: »Die vielseitige und sehr kommunikative Arbeit hat mich nicht mehr losgelassen!« In den ersten 10 Jahren in der Branche hat sich Marion vom Setrunner zur Produktionsleiterin hochgearbeitet und diverse Fiction- und Nonfiction-Formate umgesetzt. 2011 bekam sie dann das Angebot, die Besetzung für eine große österreichische Hauptabendserie zu machen – und das nahm sie an. Seitdem hat Marion ihr Know How als Casting Director erweitert und ihre Leidenschaft im Besetzen von fiktionalen Projekten gefunden. Im April 2021 absolvierte sie zusätzlich die Ausbildung zur zertifizierten Green Consultant für Film und TV.

Obwohl (oder gerade weil) Marion Rossmann es nicht gewohnt ist, selbst im Rampenlicht zu stehen, freuen wir uns, dass wir sie vor den Vorhang holen und ihr einige Fragen zu ihrer selbstständigen Tätigkeit stellen durften:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Marion Rossmann: Meine ersten Jobs waren zeitlich begrenzte Angestelltenverhältnisse. So habe ich mich von Projekt zu Projekt gehandelt. Das war mit unterbrochenen Versicherungszeiten nicht immer einfach. 2003 habe ich dann beschlossen einen Gewerbeschein zu lösen und bin seitdem, mehr oder weniger selbstständig. Manchmal gibt es auch Projekte, bei denen die Auftraggeber:innen ihre temporären Mitarbeiter:innen anstellen muss, somit kommt man als Filmschaffende:r oft in die Situation trotz Gewerbescheins angestellt zu werden. Die Filmbranche ist eine sehr diverse Branche mit ganz unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen, das kommt immer auf das Projekt und dessen Anforderungen an die Mitarbeiter:innen an. Aufgrund dieser unübersichtlichen Arbeitssituationen haben wir in der WKO beschlossen, einen eigenen Berufsgruppenausschuss „Strategie und Struktur für EPU und KMU“ zu gründen, dessen Vorsitzende ich sein darf. Eine spannende Aufgabe mit vielen Themenfeldern.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

An der Filmbranche ist leider nicht sehr viel grün, oder wie ich es lieber nenne – nachhaltig! Da ich selbst aus einer Familie mit sehr großem Umweltbezug komme, fand ich das immer schon sehr bedauernswert. Die digitale Kommunikation, die durch die Pandemie effektiver wurde, kam mir sehr entgegen und ich konnte die Ausbildung zum zertifizierten Green Consultant für Film und TV an der IHK München online machen. Ein sehr spannendes Themenfeld, das es dringend zu bearbeiten gilt. Ein sehr prägnanter Vergleich: Die durchschnittliche Österreicherin verursacht im Jahr ca. 9 Tonnen CO2. Ein Fernsehfilm erzeugt (je nach Aufwand, Stunts, Spezialeffekten, usw.) zwischen 100 und 1000 Tonnen CO2. Das zeigt sehr deutlich, wie wenig nachhaltig in der Filmbranche gearbeitet wird. Aber das bezieht sich nicht nur auf den Film, sondern ist umlegbar auf alle Genres, die mit Bewegtbild zu tun haben, egal ob Shows, News oder Magazine.

Ich werde als Green Consultant beauftragt, die Handlungsprozesse mit allen Beteiligten einer Produktion zu analysieren und alternative Möglichkeiten zu finden – das hilft Ressourcen zu schonen und somit den CO2 Ausstoß zu minimieren. Die großen Schwerpunkte sind da Mobilität und Energieverbrauch. In meinem Unternehmen versuche ich sowohl als Casting Director sowie als Green Consultant mit gutem Beispiel voran zu gehen. Das fängt bei Grünem Strom im Unternehmen und im Haushalt an, führt über die Mobilität bis hin zur Kommunikation. Ich versuche das „Angst-Thema“ Nachhaltiges Produzieren in ein Thema mit Chancen und Vorteilen umzuwandeln – was es ja auch definitiv ist.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

Ich möchte versuchen die Filmbranche nachhaltiger zu gestalten. Nicht nur im Bereich der Ökologie. Wir brauchen Chancengleichheit und Arbeitsbedingungen, die eine langfristiges Arbeiten in der Branche möglich machen.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Annalena Goldnagl.

Links:

Website: www.rossmanncasting.com
Facebook: www.facebook.com/marionrossmann