IKEA – zwischen Hurra und Naja

Selten sind wir so hin- und hergerissen wie in der Position zum neuen IKEA-Hüs am Westbahnhof. 

Denn wenn sich ein Konzern auf Anregung des damaligen grünen Planungsteams auf das Experiment eines nicht autotauglichen Innenstand-Gebäudes einlässt, kann man schon den Eindruck bekommen, unseren unternehmerischen Visionen etwas näher zu kommen: Verantwortung für die Umwelt, Entwicklung schwächerer Bezirke und vor allem, Eindämmung des CO2-Schleuderers Kleinverkehr.

Und genau da liegt auch der Hund begraben.

Wie viel Greenwashing und Botschaften, die wir nachhaltig Denker:innen hören wollen, verstecken sich hinter dem Konzept?

Laut Pressemeldung von IKEA soll das Konzept des nur Schauens und (mittels E-Fahrzeugen) beliefert Werdens jährlich 1.000 Tonnen CO2 reduzieren.

Wissen wir aber nicht auch, dass IKEA einen sehr wesentlichen Teil seines Umsatzes mit genau diesem unnötigen Kramuri Teelichter, Servietten, Geschenkpapier & Co macht? Im Konzern-Sprech heißen die übrigens BTI für breathtaking items. Natürlich brauchen wir »Schauer:innen« dafür das Rundherum von Billy, Ivar und Co.

Klar, auf so einen Konzern, der seine Lieferketten mitnichten unter Kontrolle hat, hinter dessen Erfolgsgeschichte einige sehr dunkle Flecken unbearbeitet verborgen liegen und der sich hinter der trendigen Du-Anrede versteckt und trotzdem miserable Arbeitsbedingungen bietet, lässt sich leicht eindreschen. Feststeht: IKEA spürt Trends, bevor sie überhaupt so heißen, und genau das macht dann doch auch irgendwie Hoffnung.

Die Blau-Gelben halten Wien und uns Wiener:innen für offen genug, so ein neues Konzept anzunehmen. Sie spüren, dass hier ein guter Boden für ein nachhaltiges und neues Konzept liegt, sie versprechen dem Grätzl mithilfe von 160 Bäumen eine Abkühlung von rund 1,5 °C und bieten auf der 2.600 m2 Dachterrasse einen konsumfreien Raum für alle.

Wir können das verteufeln, anprangern und schlecht reden. Oder wir nutzen die Chance und nehmen den blau-gelben Schwung und zeigen, welche vielen weiteren Möglichkeiten nachhaltiges Wirtschaften noch haben kann.

Eine saubere Lieferkette ist zum Beispiel ein nächster, dringend anstehender Schritt.

Übrigens viele wichtige Aspekte zum Thema bietet der neue Falter 34/21