Die Kunstvermittlerin

Irmtraud Eberle-Haertl
Irmtraud Eberle-Härtl (© MusicArtsGraz)

Schon als Studentin an der Kunstuniversität Graz hat sich Irmtraud Eberle-Härtl für Künstler:innen engagiert. Es war ihr wichtig, eine Stelle zu haben, die Studierende und Veranstalter:innen zusammenbringt und ein gegenseitiges Verständnis füreinander fördert.

»Leider musste ich feststellen, dass gerade junge und nichtdeutschsprachige Künstler:innen sehr oft regelrecht unmenschlich behandelt wurden, dass Musiker:innen noch dafür zahlen mussten, wenn sie für Veranstalter:innen in Lokalen auftraten und ähnliches«, erzählt Irmtraud.

Nach Lehraufträgen an der Kunstuniversität und Projektleitungen an der Karl-Franzens-Universität hat sie beschlossen, sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für die Branche Künstler:innenvermittlung einzusetzen – als logische Folge gründete sie die Agentur MusicArtsGraz.

Ein Schwerpunkt der Agentur ist neben der musikalischen Begleitung exklusiver Events wie »Opernredoute Graz« oder des »Ball der Technik« die Beratung von Kongressveranstalter:innen, Firmen und Privatpersonen, denen die große Bandbreite an künstlerischen Möglichkeiten noch nicht bekannt ist. Auch Komponist:innen, Arrangeur:innen und bildnerische Künstler:innen sind in der Agentur vertreten.

»Derzeit bauen wir gerade die Homepage und die Social Media Kanäle um, denn wir haben durch Corona auch gelernt!«, sagt Irmtraud augenzwinkernd über aktuelle Herausforderungen.

Wer schon so früh weiß, was sie beruflich möchte und diesem Weg treu bleibt, hat bestimmt eine interessante Geschichte zu erzählen – und genau dafür sind wir hier. Deshalb unsere drei Fragen an Irmtraud:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Irmtraud Eberle-Härtl: Es hat sich eigentlich »einfach so« ergeben, da ich im Bereich Kunstvermittlung sowohl an den Universitäten als auch als selbständige Musikerin tätig war. Nach Beendigung der Projektleitung an der KFU musste ich mich neu orientieren – und das ist das Resultat. Vor allem bei internationalen Kongressen, Firmenevents und Privatveranstaltungen benötigen die Kund:innen eine gute individuelle Beratung, welche Möglichkeiten die Kultur bietet, um ihr eigenes Event unvergesslich (im positiven Sinn) zu machen. Sich von anderen Firmen und Kongressen auch im Social-Event-Bereich abzuheben ist für viele Kund:innen heutzutage auch überlebenswichtig.

Was ist grün an deinem Unternehmen?

Für mich ist ein Punkt sehr wichtig und der nennt sich bei MusicArtsGraz »fairpay«. Ich nehme keine Aufträge an, bei denen ich die Künstler:innen nicht angemessen honorieren kann. Auch Herkunft und Geschlecht spielt keine Rolle. Man sollte meinen, dass das im Kulturbereich schon Standard sei. Das ist schon richtig. Aber bei manchen Kund:innen ist das noch nicht angekommen.

Wir haben auch einen eigenen Proberaum, der von unseren Künstler:innen unentgeltlich genutzt werden kann und auch Auftrittscoaching und Werbeberatung ist in unserer Agentur selbstverständlich. So, wie wir uns auch außerhalb des Geschäftlichen um unsere Künstler:innen kümmern. Gerade in der Corona-Krise haben wir auch als Psychotherapeut:innen und Klagemauer gedient, Informationen bezüglich Unterstützungen und Förderungen weitergeleitet und alle entsprechend vernetzt.

In Wirklichkeit ist es nicht einfach, diese Frage zu beantworten, denn Gleichbehandlung, Familienfreundlichkeit, Ehrlichkeit, Zusammenhalt, Gemeinsamkeit und Eintreten für die anderen sollten für jeden Menschen auf der ganzen Welt selbstverständlich, und das Ausnützen von Ressourcen jeder Art ein NoGo sein.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

Ich fühle mich für meine Künstler:innen, Kund:innen und Mitarbeiter:innen auch abseits des »Jobs« verantwortlich. Wir sind, wenn erwünscht, wie eine Familie – und unterstützen und ergänzen uns auch gegenseitig. Ich vertrete als Grüne Unternehmerin vor allem auch diejenigen, die in keinem Angestelltenverhältnis stehen, auf die im täglichen Kampf um Aufträge und Unterstützung in ihren speziellen, nicht alltäglichen Allgemeinsituationen, oft vergessen wird.

 

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Annalena Goldnagl.

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Fotocredits Titelbild: © MusicArtsGraz