Lebendige Vorstadt

Grätzl-Werk-Stadt NO. 31: Das Dornbach-Neuwaldegg Grätzlnetzwerk

Christine Ruckenbauer ist die treibende Kraft hinter dem Grätzlnetzwerk Dornbach-Neuwaldegg. Stephanie Rank unterhielt sich mit ihr über ihren Antrieb, mit welchen Schwierigkeiten sie sich konfrontiert sieht und welche Pläne sie für die Zukunft hat.

 

Es begann alles 2017, als Christine ihrer Tätigkeit als Obfrau des Elternvereins der Volksschule Knollgasse beendete. Ihr und einigen anderen Eltern ging es wie wohl vielen nach der Volksschule. Die Kinder und Eltern, die vier Jahre gemeinsam verbracht hatten, hatten sich angefreundet, dadurch entstand eine Community und ein gemeinsames Netzwerk, das über eine kleine gemeinsame Facebookgruppe und einen Email-Verteiler innerhalb der Schule funktioniert hatte. Dann kam der Schulwechsel der Kinder in die weiterführenden Schulen und diese Freundschaften verliefen sich. Genauso hatte es Christine schon bei ihrer älteren Tochter erlebt.

Christine Ruckenbauer
© MARINA PROBST-EIFFE

 

Um das zu verhindern, haben sich Christine Ruckenbauer und Karl Portele, der Kassier des Elternvereins entschlossen, das bestehende Netzwerk, das für alle so wertvoll war, zu bewahren und sogar noch weiter zu entwickeln und auszuweiten auf ganz Dornbach-Neuwaldegg. Gestartet wurde damals mit rund 40 Personen in einer eigenen Facebookgruppe. Informationen und Content wurden gesammelt und ausgetauscht. In den letzten Jahre ist diese Gruppe gewachsen. Gewachsen um Menschen in und um das Grätzl Dornbach-Neuwaldegg. Gewachsen um Menschen, denen ihr Grätzl am Herzen liegt, die gemeinsam zu mehr Lebensqualität und Austausch beitragen wollen und sich auch aktiv daran beteiligen. Heute umfasst die Initiative rund 1.200 Menschen.

Um mehr Nachbar*innen zu erreichen, wurde zusätzlich zu Facebook ein Newsletter etabliert, der die zahlreichen Infos zusammenzufasst und verbreitet. Auch dieser hat schon 300 Abonnent*innen. Dazu kommt dann noch die Webseite.

So wächst das Netzwerk immer weiter, die Community wird bunter und vielfältiger. Und es wird immer spannender, wie dadurch Lösungen, Inspirationen und neue Ideen gefunden werden.

Gerade in den Wochen, in denen das Coronavirus und der Shutdown Wien dominierten, war das Netzwerk aktiv wie nie zuvor. Hilfe wurde angeboten, es wurde getauscht, gegenseitig motiviert, Know How ausgetauscht und, wenn schon nicht offline, dann zumindest virtuell der Grätzlspirit weitergelebt. Einmal mehr zeigte sich, wie wichtig gerade in solchen Zeiten ein Miteinander ist. Das schließt wieder den Kreis zu der ganz ursprünglichen Idee von Christine und Karl: „Es gibt im Grätzl so viele Menschen mit tollen Ideen, Know-How und so viel Potenzial! Das alles muss einfach genützt und vernetzt werden.“ Zumal die beiden von Anfang an sahen, dass die Bereitschaft da ist, dieses Know-How und Wissen untereinander zu teilen.

Doch neben all den Onlineaktivitäten darf auch das Persönliche nicht zu kurz kommen und so wurden vor Corona und werden danach auch wieder Grätzlspaziergänge mit Trude Neuhold vom Bezirksmuseum organisiert und gemütliche Grätzltreffen, wo sich Interessierte und Unternehmer*innen austauschen und vernetzen. Das bisher größte Projekt des Grätzls ist das Umweltfest. Die Intention dieses Festes ist Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimaschutz noch mehr im Grätzl zu verankern. Unterstützung hat Christine direkt in der Pfarre Dornbach gefunden, wo sich ein eigenes Team um die konkrete Umsetzung genau dieser Themen kümmert. Federführend hier ist Martin Krill, selbst Unternehmer im Bereich erneuerbarer Energien. Coronabedingt musste das Fest zwar um ein Jahr auf den 12. Juni 2021 verschoben werden, doch schon im Herbst geht es weiter mit der konkreten Planung und den nächsten Schritten, etwa der ÖkoEvent Zertifizierung, allen behördlichen Bewilligungen und der Sponsorensuche.

Ein zweites Projekt, das viel Zuspruch durch die Community bekommt, ist ein Bauernmarkt am Rupertusplatz. Die Umsetzung ist allerdings ziemlich herausfordernd, denn es gilt sich mit vielen verschiedenen magistratischen Ämtern abzustimmen und deren Auflagen einzuhalten, viele Gespräche mit Anrainern, GrätzlbewohnerInnen und potentiellen MarktstandlerInnen zu führen und einen Großteil der Kommunikationsarbeit zu koordinieren. „Für eine private und ehrenamtliche Initiative eine echte Challenge“, meint Christine und fügt hinzu: „Die proaktive Unterstützung solcher Projekte von Seiten der Stadt Wien könnte man noch ausbauen. Wir sind jedenfalls sehr froh, dass wir bei der Umsetzung auf die Hilfe der Bezirksvorstehung zählen dürfen, die uns mit Rat und Tat zur Seite steht.“

Insgesamt hat sich das Grätzl in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt. Dornbach und Neuwaldegg waren Vorstädte von Wien, erreichbar mit der ersten Straßenbahn und bekannt für ihre Gaststätten. Heute, als Teil von Hernals, ist die Region vor allem ein Wohnviertel mit hoher Lebensqualität. Für kleine Unternehmen im Einzelhandel ist es merkbar schwierig geworden, sich in Gassenlokalen anzusiedeln oder Nachmieter*innen zu finden. Viele Geschäfte stehen deshalb leer. Ein Umstand, den auch Christine nachdenklich anmerkt. Darum nützt sie die Facebook Gruppe und den Newsletter immer wieder, um den regionalen Unternehmer*innen eine Plattform zu bieten und die Grätzlbewohner*innen daran zu erinnern, in den lokalen Geschäfte und Restaurants auch regelmäßig einzukaufen, wenn sie wollen, dass diese langfristig bestehen bleiben. Ein schönes Beispiel ist die einzige Greisslerei, die sich trotz aller Widrigkeiten und mit viel Wertschätzung der Menschen seit Jahren hält und demnächst bei der ehemaligen „Nossi“ neu einziehen wird.

Themen gibt es also genug, ebenso Menschen, die sich mit diesen Themen in Dornbach-Neuwaldegg auseinandersetzen. Es ist die ehrenamtliche Initiative von engagierten Menschen, denen ihr Grätzl einfach am Herzen liegt und die ihre Lebensqualität und ihre Umgebung zu verbessern und mitgestalten wollen. Für ihr Grätzl selbst wünscht sich Christine, dass dieses freundschaftliche, wertschätzende Miteinander bestehen bleibt und sich weiterentwickelt.

Menschen aus dem Grätzl für das Grätzl. Es funktioniert!

 

Kontakt

f: https://www.facebook.com/groups/DornbachNeuwaldegg/

e: dornbachneuwaldegg@gmx.at

i: https://dornbachneuwaldegg.wordpress.com/