Bettina Steinbrugger und Annemarie Harant (Foto: Erdbeerwoche)

PIONIERINNEN NACHHALTIGER FRAUENHYGIENE

Meine Regel. Mein Planet. Eine Frau benötigt in ihrem Leben zigtausende Produkte für Monatshygiene. »Ganz schön viel, dafür, dass der Großteil dieser Produkte konventionell und ohne Rücksicht auf soziale oder ökologische Auswirkungen hergestellt wird«, dachten sich Annemarie Harant und Bettina Steinbrugger, die Gründerinnen von erdbeerwoche, einem jungen Start Up aus Wien.

Nach jahrelanger intensiver Beschäftigung mit nachhaltigen Produkten kamen die beiden zu dem Ergebnis, dass der Frauenhygienebereich in der Nachhaltigkeitsdebatte meist (noch) vollständig ausgeklammert wird. Ein Grund dafür ist die noch immer weit verbreitete Tabuisierung der Menstruation. Daher gründeten die beiden im Jahr 2011 erdbeerwoche. Im April 2016 wurde diese in die erdbeerwoche GmbH überführt.

Frauen sollen über die Vorteile nachhaltiger Frauenhygiene Bescheid wissen und Zugang zu den Alternativprodukten ihrer Wahl haben. Annemarie Harant und Bettina Steinbrugger wollen nachhaltige Frauenhygiene in den Mainstream bringen.

 

Was hat euch motiviert, ein Unternehmen zu gründen?

Bettina und Annemarie: Eigentlich mehr zufällig stießen wir vor einigen Jahren auf die Meldung eines Biotampon-Herstellers, der über die Problematik konventioneller Tampons und Binden aufklärte. Dass diese Meldung unser Leben verändern und uns zu Unternehmerinnen machen sollte, hätten wir zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gedacht.

Als intensive Recherchen ergaben, dass es vom Bio-Apfel bis zum Bio-T-Shirt schon in fast jedem Bereich eine nachhaltige Alternative gibt, außer im Frauenhygienebereich, war uns schnell klar: Irgend jemand muss diese Nische füllen – die erdbeerwoche war geboren. Ganz nebenbei wollen wir auch eines der letzten Tabus unserer Zeit brechen: das der weiblichen Regel.

Wann und warum habt ihr in eine GmbH umgewandelt? Was sind eure Erfahrungen damit?

Das organische Wachstum unseres Unternehmens brachte uns 2016 an den Punkt, an dem wir entschieden, dass eine GesbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) nicht mehr die richtige Rechtsform für unser Unternehmen ist – noch dazu weil eine GesbR ja eigentlich gar keine Rechtsform ist, sondern nur die Einzelunternehmerinnen, als die wir hinter der GesbR standen. Es war an der Zeit, der erdbeerwoche eine eigenständige Rechtspersönlichkeit zu verleihen. Gleichzeit ist natürlich auch die Haftungsfrage ein Thema, das uns schlussendlich zur Gründung der erdbeerwoche GmbH bewogen hat.

Wie war die Zeit der Nach- und Vorauszahlungen? Habt ihr euch darauf vorbereitet?

Da wir schon einige Jahre vor der GmbH Gründung als Einzelunternehmerinnen tätig waren, waren uns diese Themen bereits gut bekannt. Und dank unseres Steuerberaters waren wir darauf auch gut vorbereitet. Die schwierige Planbarkeit und schwankende Einkünfte sind und bleiben aber mit unter die größten Herausforderungen, vor denen wir als Selbstständige stehen.

Was würdet ihr anderen Gründer*innen raten?

Es ist wirklich wichtig, sich vor der Gründung ausreichend zu informieren: Was gibt es schon am Markt, welche Lücke will ich schließen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Außerdem sollte man sich Kooperationspartner suchen. Und nicht zuletzt: Im Team zu gründen, macht viel mehr Spaß als alleine. Zudem kann das in Krisenzeiten überlebensnotwendig sein.

Was ist »grün« an eurem Unternehmen?

So ziemlich alles – außer unserem Logo – das ist natürlich rot! All unsere Produkte – von der Organyc-Biobinde bis hin zur Menstruationskappe – unterliegen strengen Kriterien an Qualität und Nachhaltigkeit. Sie sind entweder biologisch abbaubar oder wiederverwendbar, natürlich vegan und tierversuchsfrei, außerdem in recyclebaren Verpackungen verpackt und CO2 neutral versandt.

Wir sind stolz darauf, bisher über 5,7 Millionen herkömmliche Menstruationsprodukte durch unsere nachhaltigen Alternativen ersetzt zu haben.
Auch als Team ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig: Wir fahren wo immer möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. mit dem Rad. Und wir lassen uns unser biologisches Mittagessen vom Lokal ums Eck in unsere mitgebrachten Lunch-Boxen packen.

Verbesserungspotenzial gibt es natürlich immer – und deshalb arbeiten wir tagtäglich daran, noch grüner zu werden.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Katharina Thum.

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