Eric Frey, leitender Redakteur des Standard, hielt bei unserer Denkwerkstatt im Landhotel Yspertal am 9. März 2019 einen spannenden Impulsvortrag.

Freys Vertrauen in häufig kritisierte Technologien – also Gentechnik, CCS ( Carbon Dioxide Caption and Storage Technology), Digitalisierung und Kernfusion – sorgte für angeregte Debatten und erweiterte die Diskussion für die spätere Visionsarbeit. Folgende Thesen hat er präsentiert:

Experimente

Eine moderne Gesellschaft braucht Experimente und den Wettbewerb neuer Ideen –  in der Politik und im Unternehmertum.  Österreich benötigt mehr Unternehmertum, Menschen, die etwas unternehmen, ausprobieren und wagen.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist eine großartige Entwicklung, die das Leben verbessern und die Gesellschaft wohlhabender machen wird. Die größte Gefahr dabei ist die zunehmende Konzentration von Marktmonopolen, die den Wettbewerb verringern. Die Politik muss hier gegensteuern.

Keine Sorgen sollte man sich um den Verlust von Jobs machen. Es wird genug neue Arbeit geben: von Altenpflege bis zu PsychotherapeutInnen. Die Freizeit wird zunehmen, aber das vor allem dank flexibler Arbeitszeitmodelle, nicht durch allgemeine Arbeitszeitverkürzung.

Das bedingungslose Grundeinkommen wäre eine grundsätzlich richtige Antwort, wirft aber große Probleme bei der Umsetzung auf. Das betrifft vor allem die Finanzierung. Allein durch hohe Vermögenssteuern kann man in einer globalisierter Wirtschaft die Finanzierung nicht sicherstellen. Zu überlegen und auszuprobieren sind eine Flat-Tax-Erbschaftssteuer, Bodensteuern und eine Wertschöpfungsabgabe.

Klimawandel

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung. Und er wird sich verschlimmern, weil die Politik grundsätzlich nicht reagiert. Das sieht man daran, dass auch umweltbewusste Länder wie Deutschland (Kohlekraftwerke) und Österreich (niedrige Mineralölsteuer) nicht ausreichend handeln. Die Politik des erhobenen Zeigefingers funktioniert hier nicht. Und auch vernünftige Maßnahmen wie CO2-Steuern und Klimazölle (Ausgleichsabgaben) sind nur schwer durchzusetzen.

Die beste Hoffnung sind Forschung und Entwicklung neuer Technologien: nicht nur Erneuerbare Energien und E-Mobilität, sondern auch CO2-Speicherung (CCS) und Forschung in die Kernfusion.

Neue Chancen ergeben sich auch durch die Urbanisierung: Moderne Städte sind klimaschonend und grün, daher gehören diese gefördert. Die ländliche Entwicklung hingegen fördert Versiegelung und Energieverbrauch.

Landwirtschaft

Die Zukunft der Landwirtschaft ist durch den Klimawandel geprägt. Es drohen Nahrungsmangel, Vergiftung der Umwelt und Insektensterben. Steigender Fleischkonsum in den Schwellenländern lässt sich aber schwer einbremsen.

Die Auswege sind eine »biologische Gentechnik«, vor allem CRISPR/Cas (molekularbiologische Methode, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern), die Nutzung von Insekten als Proteinquellen und Vertical Farming (tragfähige Landwirtschaft und Massenproduktion pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse im Ballungsgebiet der Städte in mehrstöckigen Gebäuden). Nostalgie-Landwirtschaft wird die Menschheit in Zukunft nicht ernähren können. Anti-Wissenschaft soll den Rechten überlassen werden.

Du willst mehr über diese Veranstaltung erfahren? Hier gibt es eine kurze Nachlese der Denkwerkstatt.

Eric Frey und Sabine Jungwirth, Foto: Claus Muhr
Sabine Jungwirth und Eric Frey bei der Denkwerkstatt im Landhotel Yspertal, 8. und 9. März 2019 (Foto: Claus Muhr)