Filmproduzentin Lena Weiss über Green Filming und ihren neuen Film „Heimsuchung“

Im Dezember 2022 hat der Nationalrat ein neues, innovatives Fördermodell für die Filmwirtschaft beschlossen. Ein Meilenstein für den Filmstandort Österreich, an dem Alexander Dumreicher-Ivanceanu von der Grünen Wirtschaft, Obmann des Fachverbands für Film- und Musikwirtschaft in der WKÖ, wesentlich beteiligt war. Mit einem besonderen Bonus fördert das neue Modell nachhaltige Filmproduktionen und solche mit einem höheren Frauenanteil.

Warum das wichtig ist und was es für Österreichs Filmwirtschaft bedeutet, erklärt Filmproduzentin Lena Weiss im Interview. Der aktuelle Film „Heimsuchung“ ihrer Produktionsfirma Glitter & Doom gilt als Pilotprojekt des Green Filmings.

1. Was bedeutet „Green Filming“ eigentlich?
Lena Weiss (© Alexander Dirninger)
Lena Weiss (© Alexander Dirninger)

Lena Weiss: Im Jahr 2006 veröffentlichte die UCLA eine Studie, die belegt, dass die Filmindustrie im Großraum von Los Angeles nach der Erdöl-Raffinierung der Industrie-Zweig mit dem höchsten Beitrag zur Luftverschmutzung ist – noch vor der Luft- und Raumfahrt.

Die Filmindustrie ist also kein sauberes Business. Seit einigen Jahren gibt es den Versuch, die CO₂-Emissionen und die Umweltbelastung von Filmproduktionen durch gezielte Maßnahmen zu reduzieren. Das versteht man unter Green Filming.

2. Was bedeutet das konkret beim Filmen?

Mit unserer Green Film Consultant Barbara Weingartner haben wir überlegt, wie wir die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Klima reduzieren können.

Durch zwei E-Vans als Produktionsfahrzeuge haben wir 2,3 Tonnen CO₂ im Vergleich zu Diesel-Vans eingespart. Das entspricht etwa einem Flug von Wien nach Los Angeles. 95 Prozent der Materialien bei Requisiten und Möbeln, die wir verwendet haben, waren gebraucht. Weitere Maßnahmen waren zum Beispiel zwei vegetarische Tage beim Catering, eine klare Mülltrennung und -reduktion und noch vieles mehr.

3. Was ändert sich für die österreichische Filmbranche durch das Fördermodell?

Da ist ein großer Stein ins Rollen geraten. Die internationalen Produktionen werden massiv zunehmen und wir müssen uns beeilen, genug Fachkräfte auszubilden und die Infrastruktur zu schaffen, um den Bedarf abzudecken.

Der Grüne Bonus kann für ein Umdenken sorgen, indem sich alle Produktionen ernsthaft überlegen, welche Maßnahmen sie ergreifen können.

4. Was wünschst du dir für die Zukunft der österreichischen Filmbranche?

Ich habe den Grünen Bonus mit den Kolleg:innen in der Wirtschaftskammer entwickelt. Dass er jetzt umgesetzt wurde, ist großartig.

Als nächster Punkt auf meiner Liste steht eine Nachwuchsförderung, die es in Österreich derzeit de facto nicht gibt. Auch die etablierten Unternehmen werden den Nachwuchs aufgrund des Fachkräftemangels dringend brauchen. Gemeinsam mit Lixi Frank und Dominik Tschütscher habe ich bereits ein detailliertes Konzept entwickelt – es fehlt nur noch der politische Wille zur Umsetzung.


Heimsuchung_FilmplakatTipp:

Am Dienstag, 16. Mai, ist der Film „Heimsuchung“ (Regie: Achmed Abdel-Salam) um 19:30 Uhr im Votiv Kino De France zu sehen.

Direkt davor gibt es noch eine Diskussionsrunde zum Thema „Nachhaltigkeit in der österreichischen Filmbranche – Realität und Zukunftsvisionen anhand des Green-Filming-Pilotprojekts HEIMSUCHUNG“.