»Das größte Hindernis ist der Überbesitz«

Katrin mit orangenen Shirt.
Katrin Miseré ©Thomas Kierok

Seit 2012 arbeitet Katrin Miseré als Ordnungscoach. Damit war sie die erste, die diese Dienstleistung angeboten hat – seitdem gibt es auch den Gewerbeschein »Aufräumcoach«. Zehn Jahre später hat es sich Katrin zum Ziel gemacht, andere Menschen für ihren Beruf zu begeistern. Nun bietet sie auch Lehrgänge an.

2022 hat die Unternehmerin den Wortschutz für das Leuchtturm Ordnungsprinzip® angemeldet: »Das ist mein Ansatz, den ich über die Jahre entwickelt habe. Die Menschen rufen mich an, weil sie sich Ordnung wünschen: damit ihr Alltag leicht abläuft, damit endlich der Streit in der Familie aufhört, damit sie endlich die Sachen machen können, die ihnen Spaß machen, damit sie zuhause zur Ruhe kommen können.« Fast immer, sagt sie, ist das größte Hindernis der Überbesitz. Deshalb ist der Kern ihres Berufes und der erste Schritt ihrer Klient:innen: Ausmisten und somit loslassen.

Das fällt den Kund:innen oft schwer. Da setzt Katrin an: Sie unterstützt Menschen, sichere Entscheidungen zu treffen und Struktur in den Alltag zu bringen. »Mein Ansatz ist ziemlich klar: Ich falte nichts zu Tode oder nutze den letzten Millimeter aus, damit möglichst viel in das Zuhause passt. Denn dann wird das Wegräumen so mühsam, dass man es nicht mehr macht.«

Was aufräumen nun mit Nachhaltigkeit zu tun hat und warum Katrin selbstständig geworden ist, ohne das je zu planen, erzählt sie uns im Interview:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Katrin Miseré: Ganz ehrlich? Ich wollte nie selbständig sein. In meiner Ursprungsfamilie war ein sicherer Job und ein festes Gehalt ein sehr hohes Gut. Mich hat also quasi das Leben zwangs-inspiriert. Als ich mit Ende 30 mit unserem zweiten Sohn schwanger war, ging mein damaliger Arbeitgeber in Konkurs. Ich habe lange überlegt, was ich nun tun soll. Denn ich wollte auf jeden Fall die ersten Jahre bei meinen Kindern sein. Da schien die Selbständigkeit plötzlich sehr attraktiv. Die Freiheit, sich die Zeit einteilen zu können – das war ein 1:0 gegen ein Angestelltenverhältnis. Der Kommentar einer Freundin – »Mach das mit dem Ausmisten doch beruflich« – hat den Anstoß gegeben. Es gab quasi kein Risiko, weil ich kaum vorinvestieren musste.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

Ich helfe Menschen mehr Ordnung in ihre Umgebung zu bringen. Dabei ist der erste Schritt immer, ihnen zu helfen, sich von ihrem belastenden Überbesitz zu trennen. Meine Kund:innen sind dabei natürlich immer auch mit ihrem Konsumverhalten konfrontiert. Beim Aussortieren geht es deshalb natürlich auch um die Fragen: Wie ist es zu diesem Überbesitz gekommen? Wie kann ich das in Zukunft vermeiden?

Zu meinen Kund:innen außerhalb Wiens fahre ich ausnahmslos mit dem Zug. Ich habe auch gar kein Auto, das ich nutzen könnte.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

Meine Mission ist es, meine Kund:innen von ihrem schädlichen Überkonsum zu emanzipieren. Schädlich ist der für sie selbst, aber natürlich auch auf zwei anderen Ebenen: der Umwelt und den Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern. Ich möchte meinen Kund:innen Wege zeigen, wie sie im Einklang mit ihren wirklichen Bedürfnissen konsumieren können. Denn ja – es macht Spaß Dinge zu kaufen. Auch mir. Aber ich wünsche mir, dass wir alle die vielen Aspekte, die am Ende auf der Rechnung eines Kaufes stehen, mitdenken.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Vanessa Zwieb

Links:

Website: www.katrin-schafft-platz.at
Instagram: @katrinschafftplatz
Facebook: Katrin schafft Platz – Dein Ordnungscoach
LinkedIn: Katrin Miseré


Fotocredit Titelbild: Marion Hofer | Hofer & Hofer Fotografie