SPRECHER BERNHARD SEEBER ZU BESUCH IN DER MODEWERKSTATT BERND BECKER IN LINZ

Die Modewerkstatt von Bernd Becker ist mein nächstes Ziel. Ein Artikel über die kreative Verarbeitung eines alten Segels zu einer Jacke hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Nun möchte ich mehr über ihn erfahren, denn ich selbst bin ja in der Modebranche „aufgewachsen“. In der Stockhofstraße 11 angekommen, erblicke ich eine außergewöhnliche Auslage und öffne neugierig die Tür zu Bernd Beckers Modewerkstatt.

Bernhard Seeber und Bernd Becker im Gespräch

Im Geschäftsraum merkt man gleich, hier trifft sich traditionelles Handwerkskönnen mit höchster Kreativität. „Meine Begeisterung ist bereits in meiner Jugend entstanden. Irgendwann habe ich einen Dufflecoat gesehen und wollte unbedingt einen haben. Gefunden habe ich aber keinen, der meinen Vorstellungen entsprach. Da ich aber ein fotografisches Gedächtnis habe, habe ich mir einfach einen eigenen entworfen und genäht.“ Mit dem ersten ersparten Geld hat er sich dann die erste Nähmaschine gekauft und seitdem hat ihn seine Leidenschaft für das Entwerfen neuer Designs und das Schneiderhandwerk nicht mehr losgelassen.

Upcycling ist in Mode

Bernd hat hohe Ansprüche an die Qualität, er schaut auf die Details und liebt es kreative, ungewöhnliche Projekte umzusetzen. So nahm er auch die Herausforderung an, für einen Kunden aus einem alten Schiffssegel eine Jacke zu nähen. „Wenn ich etwas mache, dann mit Perfektion“ betont Bernd Becker und zeigt uns sichtlich stolz das Ergebnis. Es ist ein Gilet das äußerst präzise genäht und auch im Innenteil perfekt von ihm verarbeitet wurde. Aber auch für Änderungen von Kleidungsstücken ist Platz in Bernd Beckers Modewerkstatt, denn ihm geht es um das Handwerk und um die Leidenschaft. „Ich ändere Kleidungsstücke, dass man nichts erkennen kann – oder es ist am Ende besser als das Original“ bringt er seine Arbeitsweise auf den Punkt. Darum kann Bernd Becker auch nicht verstehen, wie es Menschen geben kann, die nicht arbeiten wollen.

Stundenlöhne sind zu niedrig

Gerade in der Textilbranche fehlt es an Nachwuchs. Eine praxisnahe Ausbildung in den Schulen, Engagement von Einsteiger:innen in dieses Berufsfeld und ein höherer Stundenlohn sind wichtig. Dass Stundenlöhne in der KFZ-Branche deutlich höher sind, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Hier sieht er die Regierung und die Wirtschaftskammer in der Verantwortung, um die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, und mehr junge Menschen in handwerkliche Berufe zu bringen, statt auf die Universitäten.

In Linz hat Bernd Becker eine große Stammkundschaft und ist mit seiner Mitarbeiterin ausgelastet. Oft ist es für ihn als kleine Schneiderei schwierig gute Stoffe auch in kleineren Mengen beziehen zu können. Er bevorzugt Firmen in Europa, es kommt auch vor, dass ihm Kund:innen alte Kleidungsstücke mitnehmen und er daraus neue Modelle entstehen lässt.

Aber es ist ihm auch wichtig seinen Kund:innen im Geschäft eine besondere und angenehme Atmosphäre zu bieten. Vor allem die weihnachtliche Dekoration und die Auslagegestaltung sind ihm wichtig und auch hier legt er wie immer Wert auf die kleinen Details.

Ich beschließe bald wieder vorbei zu kommen, bedanke mich für das Gespräch und freue mich auf den nächsten Besuch in der Modewerkstatt von Bernd Becker.

Kontakt: https://at.linkedin.com/in/bernd-becker-b7361912a