Am Freitag hat die Grüne Wirtschaft Burgenland zur “Betonwanderung” mit dem Bodenökologen Dr. Markus Puschenreiter geladen.

Beton – was? Was ist eine Betonwanderung? Unternehmer:innen, andere Interessierte und sogar zwei Ziegen sind gestern auf ungewöhnlichen Pfaden unterwegs gewesen. Im Eisenstädter Industriegebiet haben sie gute und schlechte Beispiele für Bodenverbrauch, Begrünung und Wegführung entdeckt. Markus Puschenreiter hat die großen Zusammenhänge erklärt: warum es wichtig ist, fruchtbaren Boden zu erhalten und welche Maßnahmen wirksam sind, um auf versiegelten Flächen die Aufenthaltsqualität und Naturverträglichkeit zu steigern:
  • Versiegelung
    Bodenverbrauch in Österreich: 11,5 ha/Tag. Bodenverbrauch 2020: 42 km2 – das ist die Größe von Eisenstadt.
    „In Österreich wurden bis zum Jahr 2020 insgesamt 5.768 km² produktiver Böden verbraucht. Das entspricht 7 % der Landesfläche und 18 % des Dauersiedlungsraumes.“ (https://www.umweltbundesamt.at/news210624). www.hagel.at: Zähler zur verbauten Agrarfläche in Österreich seit 1. Jänner 2023
  • Verdichtung: durch schwere Fahrzeuge in der Landwirtschaft und im Bausektor
  • Erosion durch Wasser und Wind: in Deutschland gehen im Schnitt 1-3 Tonnen Boden pro Jahr durch Erosion verloren
  • Überflutungen und Muren
  • Humusverlust: bis zu 50 % des Kohlenstoffs im Boden sind durch Umwandlung in Ackerland verloren gegangen; weitere Humusverluste durch Abbau und Erosion
  • Versalzung: vor allem in Gebieten mit häufiger Bewässerung
  • Kontamination: mehr als 70.000 Altstandorte und Altablagerungen sind in Österreich bekannt (https://www.umweltbundesamt.at/altlasten)
  • Verlust der Artenvielfalt: Weltweit sterben täglich rund 150 Arten aus (https://www.umweltdachverband.at/themen/naturschutz/biodiversitaet/alarmstufe-rot/)
  • Klimawandel verschärft die Situation

Was kann jede einzelne Person bzw. die Politik tun?

 Begrünungen im öffentlichen Raum:

  • Beschattung
  • Kühlung durch Verdunstungskälte
  • Verbesserung der Luftqualität
  • Lärmschutz
  • Verbesserung der Biodiversität
  • Raumentwicklung: nachhaltige, attraktive Gestaltung, Erholungsraum
  • Verkehrsführung: gliedernde Elemente im Verkehrsraum
  • Wassermanagement: temporäre Wasserspeicherung und Entlastung der Kanalisation bei Starkregen

Wasserrückhaltung im Siedlungsbereich

  • Versickerungsflächen schaffen (Rasenziegel, Schotterrasen, etc.)
  • Einbau/Förderung von Regenwasserzisternen
  • Wasserrückhaltung über Dachbegrünungen
  • Schaffung von Retentionsräumen
  • Den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum geben
  • Begrünungen nach dem Schwammstadtprinzip

Qualitativer Bodenschutz auf kommunaler/regionaler Ebene

  • Verbesserung der Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit
  • Begrünungsmaßnahmen
  • Vermeidung von Bodenverdichtung (z.B. bei Baumaßnahmen)
  • Durchführung von Bodenrekultivierungsmaßnahmen
  • Verwendung von wasserdurchlässigen Belägen (z.B. Rasengittersteine, Schotterrasen, Holzpflaster, etc.)
  • Beitrag zum Klimaschutz: Boden kann zur Senke für Treibhausgase (v.a. CO2) werden

Quantitativer Bodenschutz auf kommunaler/regionaler Ebene

  • Vermeidung von weiteren Versiegelungen, z.B. durch Nachverdichtung
  • Entsiegelungsmaßnahmen
  • Raumplanungsexpertise miteinbeziehen
  • Bewusstseinsbildung, Bodenschutz thematisieren

Unterstützung und Informationsmaterial z.B. Bodenbündnis Österreich

Bodenbündnis Österreich: Empfehlungen

  • Thema Bodenschutz in der Gemeinde thematisieren
  • Wissen aneignen (z.B. im Lehrgang Kommunale/r Bodenschutzbeauftragte/r)
  • Bodenfunktionsbewertung durchführen
  • Planungsbüros miteinbeziehen
  • Gemeindeeigene Böden an Biobauern verpachten