Bei unseren Betriebsbesuchen in Wien liefern sich die Unternehmer:innen sich ein wahres Wettrennen, wer mit seinen innovativen Lösungen für mehr Begeisterung sorgt. Dazu erhalten wir spannende Einblicke und tauschen uns aus, wie eine zukunftsfähige und ökologischere Welt aussieht.

Greenwell Energy

Was passiert eigentlich mit kleinen Gas- oder Ölbohranlagen, deren Betrieb sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt? Greenwell Energy hat die Lösung: Das innovative Wiener Unternehmen adaptiert alte Bohrungen und macht daraus Geothermie-Anlagen. Durch den einfachen und ressourcenschonenden Umbau der vorhandenen Bohrlöcher wird Wärme für Glashäuser, Aquakultur, die Herstellung von Insektenprotein sowie Fermentation und Trocknung von Lebensmitteln gewonnen werden.

Die Idee im Zentrum des Geschäftsmodells von Asetila Köstinger und Robert Philipp: Anlagen werden direkt neben den Bohrlöchern errichtet, um den Wärmeverlust so niedrig wie möglich zu halten. Ein weiterer Vorteil für die Abnehmer:innen: Die Investitionskosten trägt Greenwell Energy, die Kund:innen zahlen nur die Pacht für die Fläche inklusive Wärme.

Laut den Unternehmer:innen stellen vor allem die baurechtlichen Rahmenbedingungen, die meist nur alte, fossile Anlagen berücksichtigen, ein wesentliches Hindernis für innovative Ansätze dar. Die Politik muss die gesetzlichen Anforderungen dem technologischen und unternehmerischen Fortschritt im Sinn einer ökologischeren Wirtschaft anpassen.

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Neue Energiequellen entdecken: GW-Regionalsprecher Hans Arsenovic, GW-Bundessprecherin Sabine Jungwirth, Asetila Köstinger und Robert Philipp (von links).

SENNsenn

Vegane Käsealternativen gibt es mittlerweile viele, doch richtig überzeugt waren die Gründer:innen von SENNsenn von keiner. Also machten sie sich selbst ans Werk. Bei der intensiven Suche nach dem Grundprodukt fand das an der Boku angesiedelte und forschende Unternehmen den idealen Rohstoff: Marillenkerne. Sie sind gut verfügbar und enthalten viel Fett und Eiweiß – genau das braucht es für eine gute Milchalternative.

Noch wird intensiv geforscht und getüftelt, doch bald will SENNsenn den ersten veganen Bergkäse auf den Markt bringen. Die positive Stimmung in den Erzählungen, Plänen und Zielen der jungen Unternehmer:innen sind ansteckend. Leise Kritik war hörbar, wenn es um die Benachteiligung von innovativen, ökologisch produzierten Lebensmitteln gegenüber althergebrachten Produkten ging: Auch in diesem Bereich braucht es faire, zeitgemäße Rahmenbedingen und alte Privilegien müssen überdacht werden.

SENNsenn
Sabine Jungwirth und Hans Arsenovic (rechts) beim Probieren.

Vello Bike

Sie sind aus unserem Stadtbild nicht mehr wegzudenken: Klapp- und Falträder boomen, ihre  Marktanteile steigen rasant. Das Wiener Unternehmen Vello Bike ist mittlerweile ein großer Name auf dem Markt – nicht ohne Grund. Vello will nicht nur ein leicht transportables Rad für die letzte Meile produzieren, sondern das alte Image des Klapprads als unbequeme kleine Schwester eines herkömmlichen Fahrrads loswerden. Vello Bikes sind genauso komfortabel wie herkömmliche Fahrräder und auch für längere Radtouren geeignet.

Im Gebäude der alten k. u. k. Parfümerie in Wien produziert das Unternehmen Falträder, die ein Teil der Mobilitätswende sind. Bei aller Euphorie über die aktuelle Fördersituation (z. B. Faltrad-Förderung) wünschen sich die Unternehmer:innen, dass der aktuelle Pfad der Ökologisierung der Mobilität konsequent weiter beschritten wird: Wir sind am richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel.

Vello Bikes

Rebel Meat

Wie bringt man Kinder dazu, mehr Gemüse zu essen? Rebel Meat gibt mit seinen Produkten eine Antwort. Das Unternehmen produziert nachhaltige und biologische Tiefkühlprodukte wie Hühnernuggets und Fleischbällchen. Das Besondere daran: Den tierischen Grundprodukten ist etwa die gleiche Menge Bio-Gemüse beigemischt. Das tut dem Geschmack keinen Abbruch und hilft verzweifelten Eltern.

Das 2019 gegründete Wiener Unternehmen hat bereits unzählige Preise gewonnen. Rekordverdächtig schnell wurden seine Produkte in die Angebotspalette der großen Supermärkte aufgenommen. Rebel Meat achtet sehr genau auf die Herkunft und Qualität der Grundprodukte: Alles ist in Bio-Qualität und Fleisch wird nur von österreichischen Bäuer:innen bezogen. CEO Philipp Stangl machte deutlich, dass gerade im hart umkämpften Lebensmitteleinzelhandel steuerliche Vorteile für ökologisch und sozial hergestellte Produkte notwendig sind, um auch in diesem Bereich die Wende hin zur Klimaneutralität zu schaffen.

Rebel Meat

Fazit

Wir bedanken uns bei allen Unternehmer:innen für die spannenden Einblicke. Unser Fazit: Die aktuellen wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen belohnen an vielen Stellen noch immer altes, fossiles Wirtschaften und benachteiligen Innovation und Transformation. Genau an diesen Stellschrauben sollten wir drehen, um den ökologisch und sozial wirtschaftenden Unternehmer:innen den Aufbruch zu ermöglichen.

Die Erzählungen der Erfolge derjenigen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, zeigen aber auch: Gute Ideen setzen sich durch – trotz aller Krisen, Herausforderungen und Hindernisse. Eine starke Motivation für alle, die an ihrem Beitrag für die ökologische Wirtschaft von morgen arbeiten.