Braucht Nahversorgung ein Update? Ideen für den heimischen Teller.
Dieses brisante Thema diskutierten wir im Rahmen unserer Reihe »Grüne Wirtschaft im Gespräch« moderiert von Krista Sommer mit spannenden Gästen.
Biobäurin und Landwirtschaftskammer-Rätin Brigitte Amort aus Tristach, baut Kartoffeln und altes, heimisches Getreide an und vermarktet dieses auch selbst.
Sie sieht in ihrem biologischem Anbau auch einen wirtschaftlichen Nutzen für Kund:innen: »Meine Produkte sind frei von Kunstdünger und chemischen Spritzmitteln, daher nicht der starken Preissteigerung unterworfen!«. Nahversorgung ist für die Osttiroler Landwirtin ein Auftrag und reicht weit über den Verkauf ihrer Produkte hinaus, »bei mir können die Kartoffel auch gelagert werden, dadurch sehe ich meine Kund:innen regelmäßig und lerne sie kennen«. Amort profitiert in ihrem Wirtschaften von Zusammenschlüssen Gleichgesinnter, »es braucht Beratung und Hilfestellung, denn als Landwirt:in kannst du das nicht alles alleine bewältigen«. Sie appelliert auch an die Politik, regulierend auf die Energiepreise einzugreifen.
Geograph Robert Hafner ist davon überzeugt, dass »lokale Kreisläufe gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen enorm wichtig sind«. Um Lebensmittel leistbar für Alle zu halten, braucht es auch die Möglichkeit des Tauschens. Krisen bieten Chancen, die neue Wege aufzeigen.
Die »Geiz ist geil-Mentalität« ist leider die Gegenbewegung zu fairer Bezahlung, ist der Wissenschaftler überzeugt.
Die Chancen für eine sozial/ökologische Transformation sieht Hafner nur in Teilbereichen. Er beobachtet international, dass in größeren Höhen, kleinteiliger gearbeitet wird, weniger große Landmaschinen eingesetzt und auch weniger Kunstdünger verwendet und daher insgesamt naturnaher produziert wird.
»Maschinen und Digitalisierung können niemals den Menschen ersetzen, sie dienen nur zur Unterstützung«, ist Hafner überzeugt. Zu hoher Maschineneinsatz würde auch oftmals zu Verschuldung und Abhängigkeit der Landwirt:innen führen.
Die Schönberger Lebensmittelhändlerin Ramona Kofler sieht die Nahversorgung als »Dienst an den Mitmenschen« und hat sich aus diesem Grund auch vor 17 Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder Thomas Gietl dazu entschieden, den örtlichen Nahversorger zu übernehmen.
»Wir sind ein Kommunikationstreffpunkt im Ort«, beschreibt Kofler ihre Rolle als Nahversorger. Leider fehle oft das Bewusstsein für qualitätsvolle Lebensmittel und deren Preis, denn »die Kund:innen werden von den Handelsriesen zu Aktionskäufer:inen konditioniert« ist die Lebensmittelhändlerin überzeugt.
Um bei der übergroßen Konkurrenz durch die Supermärkte bestehen zu können, beschreitet das Geschwisterpaar neue, erfolgreiche Wege. Sie bieten neben regionalen Produkten auch ein Mittagessen samt Hauszustellung an.
»Für manche bin ich oftmals der einzige Kontakt am Tag«, weiß Gietl von seinen Essenslieferungen zu berichten.
Ein Abend mit leidenschaftlichen Akteur:innen und spannenden Erkenntnissen.