WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken …

 


Ein guter Tag hat 100 Punkte!

Ich hab da eine interessante Internetseite gefunden: www.eingutertag.org. Mittels der App »Ein Guter Tag« kann man sich ganz einfach den eigenen CO2-Fußabdruck ausrechnen. Nach zwei Minuten, so dachte ich, sei es gewiss: »Ja, ich bin es, das leuchtende Beispiel eines aufgeklärten Ökoaktivisten. Mein Ressourcenverbrauch ist im tiefsten Keller gelandet, quasi unsichtbar.« Doch leider kam alles anders als gedacht. Ganze 42 Punkte bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Doch, woran liegt das eigentlich?


Schon länger beschleicht mich ein böser Verdacht und nun hat sich diese Vorahnung bestätigt: Je höher das Umweltbewusstsein einer Gesellschaft, desto höher ist deren CO2-Ausstoß. Klingt eigenartig? Ist es aber gar nicht und lässt sich leicht erklären. Das größte Umweltbewusstsein finden wir in höheren Bildungsschichten und hohe Bildung erfährt man dort, wo viel Geld zu Hause ist. Jetzt müssen wir nur noch 1 + 1 zusammenzählen und erhalten prompt die Lösung: Wer viel Geld hat, konsumiert!

Selbst wenn wir es schaffen, die Hälfte unseres Konsums runterzudrehen (und damit bei unseren Nachbarn bereits als verhaltensauffällig eingestuft zu werden), müssen wir uns eingestehen, dass wir mit dem erzwungenen, ungewollten Konsumfasten anderer Teile dieser Erde kaum mithalten können.

Einen interessanten Ansatz liefert das Institut für Klima, Umwelt und Energie in Wuppertal, genauer gesagt dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter Michael Kopatz. Er meint: Schnelle Änderung würde eine Verkürzung der Arbeitszeit bringen! Das damit verringerte Einkommen würde sich recht einfach kompensieren lassen.

  • Würden wir nämlich die gewonnene Freizeit dafür nutzen, frisches Gemüse selber zu kochen oder unsere Wäsche liebevoll aufzuhängen, anstatt sie im Trockner energieintensiv schrankfertig zu bekommen,
  • würden wir lieber längere Bahnfahrten in Kauf nehmen und ein Buch lesen, statt schnell mit dem Auto zum nächsten Termin zu hetzen oder
  • würden wir einen Workshop besuchen, um kleine Reparaturen selber durchzuführen, dann könnten wir eigentlich durchaus mit weniger Geld auskommen.

Vor allem aber würde sich das auf unseren Konsum auswirken: Freizeit, Freude, Wohlgefühl. Das sind die wahren Shopping-Killer.

Freiwillige Arbeitszeitverkürzung durch freiwilligen Verzicht auf höheres Einkommen? Hört sich nach der Philosophie unserer Jugendlichen an. Die also, die unser schönes System in Frage stellen und uns eine gehörige Portion Fachkräftemangel bescheren. Schön langsam komme ich zu einer wichtigen Erkenntnis: Vielleicht haben wir doch nicht alles falsch gemacht.

Die nächste Generation hat es anscheinend längst begriffen: Fasten befreit!

August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft NÖ