WAS UNS BEWEGT #WUB

Was bewegt dich? Was bewegt mich? Darüber macht sich unser Regionalsprecher August Lechner regelmäßig in seinem Meinungsbeitrag Gedanken …

 


Schützen, was wir nützen!

Der 3. März ist Tag des Artenschutzes. Grundsätzlich wurde dieser Tag eingeführt, um wildlebende Arten, die durch Handelsinteressen gefährdet sind, zu schützen. Aber warum gefährdet der Handel eigentlich so viele Arten? Verkennen wir zu oft den Nutzen unserer tierischen Zeitgenossen?

Frei nach dem Motto: »Wir schützen, was wir nützen« begab ich mich auf die Suche nach den ganz besonderen Spezies, ohne deren Unterstützung unser Esstisch ziemlich leer aussehen würde.


Fündig wurde ich auf der Windschutzscheibe. In meiner Kindheit fuhren wir von Zeit zu Zeit nach Wien, um Verwandte zu besuchen. Nach einer einstündigen Fahrt quer durch Niederösterreich galt es aber erst einmal die Tankstelle aufzusuchen. Dort wurde eine riesige Zahl an Insekten von der Scheibe gekratzt. Heute, einige Jahrzehnte später, ersparen wir uns diesen Zwischenstopp. Die Windschutzscheibe bleibt sauber. Ein Grund zur Freude? Ich finde nicht. Spätestens jetzt sollte uns der pure Egoismus zur Handlung zwingen.

Ohne Bienen kein Honig – so weit, so klar, oder? Es geht aber um viel mehr: Wildbienen, Hummeln, Käfer, Ameisen, Würmer – sie alle bestäuben unsere Nutzpflanzen, sorgen für Humus und dafür, dass unsere Felder feucht und fruchtbar bleiben. Gurken, Kürbisse, Karotten, Avocados, Birnen, Äpfel und vieles mehr, sie alle sind auf die hochspezialisierten Helfer angewiesen. Und wer jetzt denkt, dass das gute alte Steak auch ohne Beilage schmeckt, übersieht, dass auch das Rind sein Futter benötigt.

Aber was hält in den letzten Jahren unsere Windschutzscheiben sauber? Wieso ist die Anzahl herumschwirrender Insekten derart zurückgegangen? Bei so viel Bio und Regionalität, wie uns die Werbung verspricht, müssten die Felder doch überquellen vor lauter kleinen Helferleins.

Dazu fällt mir leider die Geschichte von den Südtiroler Apfelbauern ein, die vor kurzem in der Zeitschrift »Falter« veröffentlicht wurde. Weil diese sich zu Unrecht mit Vorwürfen konfrontiert sahen, zu viel Pestizide zu verwenden, reichten sie Klage wegen übler Nachrede ein. Daraufhin wurden von der zuständigen Staatsanwaltschaft die Pestiziddaten von insgesamt 681 Apfelbaubetrieben aus der Südtiroler Region Vinschgau beschlagnahmt und ausgewertet. Vinschgau, das klingt doch schon nach »Ferien am Bauernhof, Bioregion und Natur pur«. Doch das Ergebnis ist erschütternd: Zwischen Anfang März und Ende September gab es keinen einzigen Tag, an dem im Vinschgau nicht gespritzt wurde. Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Einsätze kamen mehrere Mittel gleichzeitig auf die Plantagen. Dabei wurden am selben Tag bis zu neun verschiedene Mittel, unter anderem auch das umstrittene Totalherbizid Glyphosat, gespritzt.

Wenn wir dieser Tage den Tag des Artenschutzes begehen, sollten wir unbedingt mehr Egoismus an den Tag legen. Ein reichgedeckter Frühstückstisch ist doch cool, oder? Schützen wir unsere Nutztiere! Und ja, dazu gehören auch Insekten.

August Lechner
Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft NÖ

 

P.S.: Du möchtest etwas tun? Unterstütze mit deiner Stimme das Summen, Brummen, Zwitschern und Zirpen unserer Natur und unterschreibe HIER den Aktionsplan Artenschutz von Global 2000.