Prof. Reinhard Steurer kritisiert die vielen Märchenerzählungen in der Klimaschutzpolitik

Auf Einladung der Grünen Wirtschaft hielt gestern Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU Wien, in der Wirtschaftskammer Salzburg einen Vortrag über die Klimakrise, in die wir ungebremst hineinsteuern. Ein globaler Temperaturanstieg von 3 Grad bringe unsere Zivilisation in Gefahr. Zugleich tue die heimische Politik seit Jahren so, als müsse sich nichts ändern. Ziele wie die Klimaneutralität bis 2040 bezeichnet er als angenehme Märchenerzählung.

Der Klimawandel in Österreich ist längst Realität. Allein seit 1990 ist die durchschnittliche Temperatur hierzulande um 2,5 Grad gestiegen. Für Reinhard Steurer keine Überraschung, sondern die Logik der Physik: Weltweit wurden seit 1990 mehr CO2 Emissionen ausgestoßen als in der gesamten Menschheitsgeschichte davor. Fossile Energien machen nach wie vor 80 Prozent der Weltenergie aus.

Was auf dem Spiel steht, zeigen für ihn einfache Zahlen: Der Temperaturunterschied zwischen der letzten Eiszeit und dem Holozän, das vor 11.000 Jahren begann und die Entwicklung menschlicher Kultur ermöglichte, betrug nur 3 Grad. „Jetzt legen wir in kürzester Zeit 3 Grad oben drauf.“ Damit drohe der Kollaps unserer Zivilisation, wie wir sie kennen.

Klimaschutz: angenehme Märchenerzählungen

Anstatt wirkungsvolle Klimaschutzpolitik zu machen, hätten wir eine Scheinklimapolitik: Einerseits würden immer neue Klimaschutzziele festgeschrieben, andererseits würde den Bürger:innen suggeriert, es müsse sich nichts ändern. Für Steurer Täuschung und angenehme Selbsttäuschung. Wir würden uns einreden, dass wir den Klimaschutz ernstnehmen, und zugleich an der Klimaverschmutzung festhalten. Technischer Fortschritt und Freiwilligkeit würden keinesfalls ausreichen, um die Treibhausgase signifikant zu reduzieren. Wer „Klimaschutz mit Hausverstand“ fordere, würde die Probleme und Lösungen nicht verstehen.

Josef Scheinast: tun, was wir für richtig halten

Diese Kritik teilte Josef Scheinast, Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft. „Es lebt sich leichter, nichts über die Klimakrise wissen zu wollen und das Problem zu verdrängen. Das ist jedoch weder erwachsen noch zukunftsfähig. Wir dürfen nicht nur auf Handlungsanweisungen der Politik warten, sondern müssen tun, was richtig ist.“