Eine Heldinnengeschichte aus unserer Reihe »Geschichten des Gelingens«.
Damals in Berlin 2014
Im Februar 2014 sind Diana und Clarissa in Berlin und lassen sich dort von den vielen coolen Vintageläden inspirieren. Beide teilen sie die Begeisterung für die Mode der 70er, 80er und 90er Jahre. Jedes Jahrzehnt hat für sie ein eigenes Lebensgefühl, eigene Vibes. Die Möglichkeit, diese verschiedenen Modestile auszuprobieren, sich individuell damit auseinanderzusetzen, vermissen sie in Graz. Es gibt zwar Vinzi- und Carlaläden, aber keine kuratierten Secondhand-Vintageläden. »Also, wenn es das bei uns nicht gibt, dann müssen wir es halt selbst machen,« so schildert mir Diana die Motivation zur Gründung ihres Unternehmens. Diana und Clarissa sind da gerade einmal 19 Jahre alt, gehen in die Schule (Clarissa) bzw. studieren (Diana) in Graz.
Wie die Unternehmensgeschichte der Dogdays of Summer zu einer Geschichte des Gelingens wurde, erfahrt ihr hier.
Clarissa und Diana gehen ihrer Berufung nach. Sie haben allerdings weder Geld noch zeitliche Ressourcen. Im Rahmen ihres Studiums auf der FH muss Diana einen Online-Shop programmieren. Diese Gelegenheit wird ergriffen und gleich an ihr Vorhaben – einen Webshop für Vintagekleidung – angepasst. Im Sommer 2014, nach ihrem Berlinaufenthalt, erleben Clarissa und Diana eine intensive, heiße Zeit, wahrliche Dogdays of Summer. Aus dieser Erfahrung kommt es auch zum Unternehmensnamen. Sie ziehen sich zu einer Arbeitssession in das Haus von Dianas Eltern zurück und arbeiten intensiv an der Programmierung des Webshops und ihrer Unternehmensidee. Blauäugig, ohne Businessplan, aber mit viel Begeisterung, Leidenschaft und glücklichen Zufällen. So eine glückliche Fügung ist, dass Johanna dazu kommt. Johanna, die eine Leidenschaft für Zahlen hat und das Modekolleg besuchte, ergänzt die beiden hervorragend. Das Trio ist komplett und diese Unternehmenspartner:innenschaft hält bis heute.
Erfolgsgeheimnis: lösungsorientiert – leidenschaftlich – partnerschaftlich
Das ursprüngliche Gründungsmotiv ist die Begeisterung für die Styles und das Lebensgefühl vergangener Jahrzehnte, dazu kommt recht bald der Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanke, durch den sie von ihren Eltern geprägt wurden. Sie wollen Menschen dazu inspirieren, ressourcenschonend und umweltbewusst zu handeln und zu leben. »Wir glauben, dass jede und jeder von uns einen Teil zu einer besseren Zukunft beitragen kann. Wir machen den ersten Schritt mit nachhaltiger Kleidung, indem wir vorhandenen Stücken ein neues Leben schenken. Unsere Produkte zeichnen sich durch Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit aus. Diese zwei Prinzipien sind uns besonders wichtig. So ist jedes Vintage-Teil durch sein Alter so gut wie einzigartig. Perfekt also, um Individualität zu zelebrieren und den eigenen Stil zu unterstreichen. Und wir wirtschaften nachhaltig, weil wir etwas bereits Vorhandenes wiederverwenden.« Allen dreien ist es wichtig, mit den Dogdays einen Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft zu leisten. So gilt für sie der Leitsatz: »Wir müssen Kleidung, die hier gekauft wurde, auch hier bei uns wiederverwerten und dürfen nicht zulassen, dass sie als Müll im globalen Süden landet.«
Jetzt wird es ernst.
Nach dem Webshop geht es bald in Richtung Präsenzshop. Ein Popup-Store in der Kaiserfeldgasse für 2 Monate zum Testen November und Dezember 2016 wird eröffnet. Auch hier ergreifen sie Möglichkeiten, die sich gerade ergeben und sie bekommen wieder Unterstützung aus ihrem Umfeld. Eine befreundete Immoblienmaklerin ermöglicht ihnen in ihrem Büro den Popup-Store zum Ausprobieren in der Kaiserfeldgasse. Jetzt wird das Unternehmen ein ernstzunehmendes Projekt, das zuvor als studierenden Projekt abgetan wurde. Aus dem Popup-Store wird dann relativ rasch ein dauerhafter Shop für 1 1/2 Jahre in der Josefigasse. Seit 2018 bespielen sie rund 200m2 in ihrem Shop in der Volksgartenstraße. Erst jetzt können sie von ihrem Unternehmen leben, eigenes Einkommen generieren und mittlerweile 5 Mitarbeiter:innen beschäftigen.
Bewährungsproben. Krisenzeit. Neue Normalität
Foto: Diana Ranegger
Knapp 1 1/2 Jahre nach der Eröffnung des Shops in der Volksgartenstraße kommt die erste richtige Bewährungsprobe mit Corona und Lockdown. Diese Herausforderung können sie aber ganz gut bewältigen, da ihr Webshop schon vorher professionell aufgestellt war. Mittlerweile aber leben sie mit den Krisen des letzten Jahres – Ukrainekrieg, Energiekrise, Inflation und Teuerung. Diana geht davon aus, dass uns Krisen auch in den nächsten Jahren begleiten werden, denn, auch wenn alle anderen Krisen vielleicht eine Ende haben, die Klimakrise wird nicht so schnell verschwinden. Dennoch blickt Diana zuversichtlich in die Zukunft, weil ihr Unternehmen nicht auf schnellem Wachstum und hohem Risiko aufgebaut ist, sondern sich bis jetzt immer gut an äußere Gegebenheiten angepasst hat.
Warum machen wir das?
»Zum einen ist es für uns sicher eine Form der Selbstverwirklichung. Wir konnten persönlich durch unser Unternehmer:innentum wachsen. Auch, dass wir drei uns so gut verstehen, uns gegenseitig so unterstützen und motivieren ist ein großes Geschenk. Was noch dazu kommt ist die Inspiration für unsere Kund:innen und daran anschließend deren Feedback. Zunächst einmal ist es voll schön zu sehen, wenn wir ein:e Kund:in bei der Suche nach dem passenden Kleidungsstück erfolgreich unterstützt haben. Noch schöner aber ist es, wenn jemand sagt: ‘He, ihr habt wirklich nachhaltig in mir etwas verändert und mich inspiriert, Secondhand einzukaufen und überhaupt nachhaltig einzukaufen und zu leben.’«
Wie geht’s weiter?
Foto: Hanna Fasching
»Wir sind schon weit gekommen mit unserem Unternehmen, dennoch können wir uns nicht ausruhen. Es gibt gerade im Secondhandbereich, überhaupt in der Mode- und Textilbranche, große Herausforderungen. Die Märkte werden gerade überflutet von Fast-Fashion-Kleidung, vor allem aus China. Diese Shops stellen täglich 10 000 neue Kollektionen online, mit billigster und schlechtester Qualität. Die Herausforderung für uns wird sein, wie wir weiterhin zu guter Qualität kommen. Und wir haben schon neues Abenteuer vor uns: Upcycling, aus kaputten Teilen ein neues qualitativ hochwertiges Produkt zu schaffen.«
Die Heldinnen: Diana, Clarissa, Johanna
Die Erzählerin: Diana hat Helene ihre Geschichte erzählt.
Das Unternehmen: Dogdays of Summer
Diana Ranegger, Johanna Kohlenberger und Clarissa Kober gründeten 2014 den Vintageshop. Heute findet ihr Dogdays of Summer in der Volksgartenstraße 4-6 in Graz und im Internet.
Jänner 2023