Traditionshandwerk modern

Sonja vor einem Holzregal mit Seife, ein Seifenstück in der Hand. Lächelnd.
Sonja Baldauf © Wiener Seife

Mit der Wiener Seife ist Sonja Baldauf seit 2006 selbstständig. Damals hat sie beschlossen, die Seifentradition des Wiener Seifensieders Friedrich Weiss weiterzuführen. So hat es die gebürtige Vorarlbergerin in die Bundeshauptstadt verschlagen. Bis heute ist ihr Beruf etwas, dass Sonja mit Stolz erfüllt: „Seife ist etwas Besonderes.“

Die Liebe zum Handwerk hat die Unternehmerin von Klein auf mitbekommen. Sie kommt aus einer Handwerkerfamilie, Qualität spielte schon in Kindheitstagen immer eine Rolle in ihrem Leben. „Wenn ich an meinen Papa zurückdenke: Der hat immer alles von Hand gemacht.“ Später machte Sonja eine kaufmännische Ausbildung und war dann als Grafikdesignerin für Verpackungen in der Kosmetikbranche tätig. Dort sammelte sie Erfahrung, was gute Kosmetik ausmacht und wie sie schön verpackt werden kann.

Im Interview erzählt Sonja, was sie am Handwerk schätzt und sie grüne Gedanken einfließen lässt:

Was hat dich inspiriert, dich selbstständig zu machen?

Sonja Baldauf: Mich hat dieses Handwerksstück in meiner Hand inspiriert – dieses traditionelle Seifenprodukt, das seinen Ursprung in Wien hatte. Ich dachte mir: Es muss weiterleben. Herr Weiss hat damals sein Seifenunternehmen in Stadlau gehabt, es wäre schade gewesen, wenn es nach seiner Pensionierung verschwunden wäre. Diese Entscheidung hatte viele Konsequenzen: Unternehmensgründung, den Standortwechsel der Seife, die Schweiz zu verlassen, wo ich mit meinem Mann gelebt habe, und vieles mehr. Anfangs war es hart, aber aufzugeben stand nie zur Debatte.

Alles was von Hand gemacht ist, können wir selbst beeinflussen und hat immer etwas Individuelles. Wenn etwas von Maschinen produziert wird, dann wird das schwierig bis unmöglich.

Was ist »grün« an deinem Unternehmen?

Jedes einzelne unserer Produkte an sich ist grün. Wir produzieren nur mit natürlichen Inhaltsstoffen, ganz ohne künstliche Zusätze. Die Verseifung aus Fetten und Laugen ist unser Produkt. Wir verseifen selbst, dafür brauchen wir keine Maschinen, keine Tenside und keine Energie. Die Wiener Seife hat insgesamt einen sehr niedrigen Energieverbrauch. Auch unseren Transportwegen sind nachhaltig: Fast alle unsere Filialen sind in Wien, die Wege sind kurz. Einzig für unseren Standort in der Schweiz müssen wir längere Wege in Kauf nehmen.

Wofür brennst du als Unternehmerin?

Natürlich brenne ich zu allererst für mein Produkt und mein Unternehmen. Aber ich brenne auch für meiner Mitarbeiter:innen. Ohne sie könnte ich das alles nicht machen. Es ist nicht immer einfach, ich verlange viel von ihnen. Aber sie müssen verstehen, dass wir es nur gemeinsam schaffen, die Wiener Seife am Leben zu halten. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Handwerksbetrieb wie wir es sind, 20 Mitarbeiter:innen hat. Die Wiener Seife ist nun mal reine Handarbeit. Für jedes Stück Seife mehr brauche ich auch mehr Mitarbeitende.

Nicht zuletzt brenne ich auch für meine Kund:innen und deren Zufriedenheit. Es ist ein Kreislauf: Wenn wir – also ich und meine Mitarbeiter:innen – die Pickerl schief auf das Produkt kleben, dann leidet die sichtbare Qualität. Dann sinkt die Zufriedenheit der Kundschaft. Das wollen wir nicht und mir ist wichtig, dass wir hier alle an einem Strang ziehen und gemeinsam das Beste aus der Wiener Seife herausholen.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Vanessa Zwieb

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Fotocredit Titelbild: © Wiener Seife