Die Adresse Jochen-Rindt-Straße 1 klingt sehr nach Industriegebiet, doch als wir an einem sehr nebeligen Novembertag vor dem Gebäude der AfB ankommen, beweist die gute Erreichbarkeit und die Nähe zum bewohnten Gebiet, dass doch viele Menschen unterwegs sind. Also in Geh- bzw. Busnähe der »AfB social & green IT«, wo Endkund:innen runderneuerte Geräte kaufen können.

Eine Grätzl-Werk-Stadt-Geschichte von Sonja Franzke.

Der Standort in Wien ist einer von zwei österreichischen und 18 weiteren in ganz Europa.

Foto: Grüne Wirtschaft

Ich staune nicht schlecht, als ich höre, dass große Firmen, die routinemäßig im Schnitt alle drei bis vier Jahre ihre IT-Geräte erneuern, auch noch Geld für die gebrauchten Laptops, Standrechner und Server bekommen. Es gibt also nicht nur einen Markt für den Ankauf und immer größer werdende Konkurrenz, will man als Refurbisher wiederverwertbares Material bekommen. Da nutzt auch die soziale Komponente nur bedingt, die die AfB zusätzlich zum Nachhaltigkeitsaspekt ihren Kund:innen garantiert.

Denn neben der überaus wichtigen Aufgabe die Werknutzungsdauer von Geräten zu verlängern, gibt die AfB auch behinderten Personen einen Arbeitsplatz. Das Firmenkürzel steht tatsächlich für Arbeit für Menschen mit Behinderung. Von den rund 70 Mitarbeiter:innen haben fast 50 Prozent Menschen eine Beeinträchtigung. Dazu gibt es Wien noch eine Kooperation mit ReIntegra, um in Schulungsprogrammen auch die Chancen für den ersten Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Foto: Grüne Wirtschaft

Bei unserem Besuch geht Dieter Hundstorfer, einer der Partnermanager der AfB Österreich, mit uns den Weg, den Geräte von der Abholung bzw. Anlieferung im Lager bis zum Verkauf im Ladengeschäft in Inzersdorf bzw. zur Verpackung für den Online-Versand zurücklegen, nach.

Es herrscht gute Stimmung in den Lager- und Arbeitsräumen, immer wieder kommt ein Kollege vorbei und grüßt fröhlich. Trotz der vielen Technik und Sicherheit kommt das Menschliche sicher nicht zu kurz. Zudem ist Datensicherheit das oberste Prinzip. Ein sehr wichtiger Aspekt für die zuliefernden Kund:innen ist natürlich der Umgang mit den Daten, die mit der Hardware »mitgeliefert« werden.

Die angelieferte Ware kommt versiegelt und wird sofort in einen videoüberwachten Sicherheitskäfig gesperrt. »Ah, hier kommt der Mann aus Hollywood,« witzeln wir durch das Käfiggitter, als der Zuständige das Schloss rasch versperrt. Er lacht über das ganze Gesicht, trotzdem hätten die Besucher:innen keine Chance, an die Daten zu gelangen.

Der zuliefernde Kunde bekommt am Schluss des gesamten Aufbereitungsprozesses ein Factsheet, das sämtliche technischen Gerätespezifikationen aufweist und in welchem Zustand das Gerät war.

Nebenbei führt Herr Hundstorfer die speziell entwickelten Transportboxen vor, die den Kund:innen zum Sammeln zur Verfügung gestellt werden. Sie stellen sicher, dass kein Gerät beim Lagern und Transport leiden muss und gleichzeitig der Gefahrenguttransport ordnungsgemäß gekennzeichnet ablaufen kann. Also der bestmögliche Umgang, um dem Altmaterial ein verlängertes Leben zu ermöglichen.

Die Konkurrenz ist groß

Foto: Grüne Wirtschaft

Die Konkurrenz auf dem Markt ist mittlerweile sehr groß und teilweise werden haarsträubende Preise für den Ankauf von gebrauchten Laptops & Co bezahlt. Doch was AfB seinen Kund:innen zusätzlich bietet: Die Gesellschaft stellt den Mitarbeiter:innen die Geräte auch zum Rückkauf zur Verfügung. Also wenn beispielsweise ein Unternehmen ihr gesamtes Equipment verkauft, wird dieses aufbereitet und der bzw. die Mitarbeiter:in kann ihren Firmen-PC vorab reservieren und für private Zwecke zurückkaufen.

Immer wieder kommen Mitarbeiter:innen vorbei, jeder ist mit Dieter per Du und es ist ihm extrem wichtig, dass wir nicht merken, wer von seinen Kolleg:innen mit Einschränkungen lebt.

Wie geht es einer sozial und grün wirtschaftenden, gemeinnützigen GmbH in Inzersdorf, fragte Sonja Franzke den Partnermanager. Die Nachfrage nach wiederhergestellten gebrauchten technischen Geräten ist sowohl bei Zulieferern, als auch bei Kund:innen groß. Wie man Datensicherheit für die zuliefernden Betriebe herstellt und wie man eine Mannschaft schafft, in der Inklusion wirklich gelebt wird, erzählte er mit großer Überzeugung, der Bestbieter zu sein.

Und dass Herrn Hundstorfer jegliches Greenwashing ein Graus ist, macht er deutlich, er kommt schließlich aus der Abfallwirtschaft, war bei MA 22 und MA 48 beschäftigt und ist über ein Abfallvermeidungsprojekt mit der AfB in Kontakt gekommen. Nach der Präsentation seiner Abschlussarbeit  – frei nach dem Motto: »Red oder schreib net nur gscheit, mach!« hat er nach seinem Sozialmanagement-Diplomlehrgang die Chance zum Wechsel in die Privatwirtschaft vollzogen.

Sein großer Wunsch an die Politik?

Foto: Grüne Wirtschaft

Die öffentliche Hand soll die Verwendung von aufbereiteten Geräten auch im eigenen Ermessensbereich verankern. Also nicht nur über die Bundesbeschaffungsgesellschaft, sondern beispielswiese auch Projekte zum gemeinsamen Bestellen von refurbished PCs für Schulen. Denn es wäre durchaus machbar und sinnvoll, klassen- oder schulweise denselben Gerätetyp zur Verfügung zu stellen, das erleichtert den Unterricht und schafft Bewusstsein, das vielleicht länger hält als andere wie zum Beispiel der Reparaturbonus.

Und sein Wunsch an die Grüne Wirtschaft?

Wir planen unseren nächsten Standort in Oberösterreich und freuen uns auf zuliefernde Kund:innen wie die Voestalpine, Uniqa und Siemens, wollt ihr da für uns netzwerken?

Somit quasi erledigt, lieber Herr Hundstorfer.

Folien: Kreislaufwirtschaft bei Afb