Ein Beitrag aus unserer Blogreihe »Zukunftsfähig Wirtschaften«

WAS IST EIN COWORKING SPACE?

»Coworking bedeutet frei übersetzt nichts anderes als zusammenarbeiten. Es handelt sich dabei um eine in Silicon Valley entstandene Arbeitsform, in der man sich mit anderen Menschen den Arbeitsplatz teilt. Dementsprechend sind typische Coworking-Arbeitsplätze große und moderne Büros, ganze Etagen, Lofts, Fabrikhallen oder andere geräumige Gebäudearten digitalfriday-coworking

Im urbanen Bereich sind Coworking Spaces bereits etabliert. Es handelt sich dabei um Orte, wo Menschen zusammen kommen, um gemeinsam, aber nicht unbedingt miteinander zu arbeiten. In Österreichs größeren Städten wird das Modell seit rund 10 Jahren realisiert. Ab 5 bis zu 100 Arbeitsplätzen variieren die Größen. Mit ganz unterschiedlichen Angeboten richten sich die urbanen Coworking Spaces vorwiegend an Ein-Personen-Unternehmen (EPU`s) und hier wiederum an eine bestimmte Branche (Unternehmensberater*innen, PlanerInnen, Kreativbranche) oder an alle Interessierten, womit branchenübergreifende Kooperationen entstehen können.

Durch die Transformation der Arbeitswelt und den Trend in Richtung zeit- und ortsungebundenes Arbeiten durch die Digitalisierung entstehen vielfältige und innovative Arbeitsorte, die modernen Arbeits- und Lebenskonzepten entsprechen.

Coworking

Welche Vorteile bieten Coworking Spaces im ländlichen Raum?

Der ländliche Raum sieht sich vielerorts mit der Herausforderung der Abwanderung konfrontiert. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene zieht es in den urbanen Raum. Hier bieten flexible Arbeitsformen und -orte die Möglichkeit, dieser Entwicklung zu begegnen. Im Unterschied zu urbanen Coworking Spaces warten Coworking Spaces am Land mit einer Besonderheit auf: Die Zielgruppen, die für die Nutzung von Coworking Spaces  in Frage kommen, sind viel heterogener. Neben Unternehmer:innen sind es z.B. auch Angestellte, die den Coworking Space als Home Office nutzen.

Der Trend, auch in ländlichen Gebieten Coworking Spaces anzubieten – sei es auf Initiative von Unternehmer:innen oder seitens von Kommunen, einer engagierten Gemeinschaft oder als Maßnahme der Wirtschaftsförderung  – nimmt daher langsam auch in Österreich Fahrt auf.

Vorteile für Kommunen:

  • Positive Struktur- und Regionalentwicklung: Durch den Zuzug von Familien können strukturschwache Regionen gestärkt werden und die Infrastruktur für alle (wieder) verbessert werden, sei es die Erschließung mit öffentlichem Verkehr oder die Möglichkeit wohnortnah einzukaufen. Somit ist Coworking am Land mit seinem Beitrag zur Daseinsvorsorge gesellschaftlich wünschenswert.
  • Mit den Veranstaltungsräumen im Coworking Space entstehen multifunktionale Orte, die auch für kulturelle Veranstaltungen oder Projekt-Treffen der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden können.
  • Das kommunale Angebot trägt zur positiven Imagebildung bei und fördert die Identifikation mit der Gemeinde
  • Die Möglichkeit mobilen Arbeitens fördert den Zuzug in periphere Gebiete und damit deren Belebung.
  • Unternehmensgründungen erhöhen die Steuereinnahmen
  • Coworker:innen von auswärts beleben den Tourismus

Vorteile für Betriebe:

  • Fachkräftesicherung durch Erweiterung des Fachkräfte-Einzugsgebiets
  • Mehrwert durch Nutzung von Veranstaltungsräumen für bereits etablierte Betriebe

Vorteile für Coworker:innen:

  • Einbettung in ein Netzwerk und Möglichkeit für Kooperationen
  • Austausch und Inspiration durch andere Unternehmer:innen
  • Trennung von Privatem und Beruf
  • Work-Life-Balance durch mehr Lebensqualität und Freizeit statt langer Anreise zum Arbeitsplatz
  • Finanzielle Vorteile aufgrund Entfall langer Anreisen

Vorteile für Umwelt und Klima:

  • Eine nachhaltigere Arbeitswelt
  • Kurze Wege minimieren Treibhausgasemmissionen und tragen zum Umwelt- und Klimaschutz bei.

Was unterscheidet Coworking Spaces am Land von jenen in Städten?

  • Aufgrund der Digitalisierung und der Pandemie hat sich die Arbeitswelt verändert. Die Nutzung von Arbeitsorten wurde flexibler, davon profitieren Coworking Spaces am Land.
  • Die Zielgruppe ist heterogener: Nicht nur Selbständige und Freelancer:innen, sondern auch Angestellte nutzen die neuen Arbeitsorte. Die Branchen sind breiter und decken ein größeres Spektrum der Arbeitswelt ab.
  • Coworking auf dem Land braucht andere wirtschaftliche Geschäftsmodelle, die Rolle der Kommunalpolitik und auch der Wirtschaftsförderung bei der Finanzierung ist am Land eine größere.
  • Die Schaffung und Nutzung eines funktionierenden Netzwerks beim Aufbau und Vermarktung ist wichtiger als im urbanen Bereich. Eine Gründer:innen-Gemeinschaft ist genau so wichtig wie die Immobilie.

Welche Ausstattung bieten Coworking Spaces am Land?

  • Sie bieten ein technisch best ausgestattetes Arbeitsumfeld mit schnellem Breitband-Internet, Besprechungsräumen für Meetings sowie Eventraum für Workshops und Veranstaltungen mit Ausstattung für Multimedia und Videokonferenzen, Bereiche für ungestörtes Telefonieren, (Tee)-Küche, Freiflächen mit Relax-Angeboten u.v.m.
  • Im Angebot sind Dauerarbeitsplätze mit abschließbarem Büro ebenso wie Flex coworking Arbeitsplätze zur flexiblen Nutzung

Zielgruppen:

  • Unternehmer:innen, die in der Region arbeiten wollen: Ein-Personen-Unternehmer:innen, Gründer:innen, start ups
  • Berufstätige, die nicht täglich in ihre Firma anreisen, sondern aus dem Homeoffice im Coworking Space arbeiten
  • Lokale Dienstleistungsbetriebe
  • Ansässige Betriebe mit Bedarf für Meeting-Räume

Coworking Spaces in der Steiermark – am Beispiel Gleisdorf, Weiz und Passail

CoWo-Projekte in Gleisdorf, Weiz und Passail wurden und werden im Rahmen eines Leader-Projekts der Energieregion Weiz-Gleisdorf geplant und umgesetzt. Dabei wurde erstmals in der LEADER-Region in insgesamt 13 Gemeinden der Bedarf für Coworking Spaces erhoben. Diese Nachfrage wurde daraufhin in speziell auf die Gemeinden angepassten Konzepten zusammengefasst. Projektbegleitend wurde ein eigenes Netzwerk aufgebaut und eine umfassende Marketingkampagne umgesetzt. Darauf aufbauend werden im Rahmen von Folgeprojekten erste Coworking Spaces im Almenland und in der Energieregion Weiz-Gleisdorf realisiert. Das LEADER-Projekt wird durch Bund, Land Steiermark (A17) und Europäischer Union gefördert.

Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie im Rahmen eines Partizipationsprozesses in enger Abstimmung mit den künftigen Nutzer:innen konzipiert werden. Auf Basis der Bedarfserhebung werden die Räumlichkeiten adaptiert: Einzelarbeitsplätze und Meetingräume genauso wie Flexworking desks sollen die ganz unterschiedlichen Anforderungen abdecken. Im Nutzungsmix sind auch Dienstleistungsbetriebe angedacht.

Die Bewohner:innen in Weiz, Passail und Gleisdorf haben damit die Möglichkeit, wohnortnah in gut ausgestatteten Arbeitsplätzen zu arbeiten statt in Betriebsnähe zu übersiedeln oder täglich zu pendeln. In wenig genutzten oder leerstehenden Räumlichkeiten kann sich neues Potential entfalten. Oft sind es ganz besondere Orte wie alte Fabriken oder Bahnhofgebäude, die durch Coworking mit neuem Leben erfüllt werden. Der Aufbau einer Community und eine Anschubfinanzierung leisten dabei einen wichtigen Beitrag zum Gelingen.

Andrea Pavlovec-Meixner im November 2022

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Coworking Weiz: https://www.innovationszentrum-weiz.at/wirtschaftsstandort/Coworking-Space-Weiz

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