Krieg, Inflation, Energiekrise, Klimawandel, Migration,… – es gibt viele Themen, die gerade Ängste vor der Zukunft schüren, vor allem in der Mittelschicht. Das Gefühl, ärmer zu werden und die Kontrolle über die Dinge zu verlieren – das nagt an der Zuversicht.

Der Staat soll es jetzt richten, wie schon in der Pandemie, als so viel Geld wie nirgendwo in Europa eingesetzt wurde, um Unternehmen und Arbeitnehmer:innen zu unterstützen. Doch können wir – Unternehmen und Bürger:innen – vom Staat vollen Ersatz erwarten, wo uns die Inflation – vor allem wegen der steigenden Energiepreise – so hart trifft wie seit Jahrzehnten nicht mehr? Was passiert mit unserer Demokratie, wenn die Gesellschaft an ihre Grenzen gelangt? Wird sie den politischen Spannungen standhalten? Neben einem aktiven Staat, der z.B. in den Energiemarkt eingreift, korrigiert und steuert, wird es in Zukunft auch mehr Eigenverantwortung und Solidarität brauchen – Letzteres ein scheinbar altmodischer Begriff, der zwischen den gesellschaftlichen Partikularinteressen unterzugehen droht.

Klar wollen wir, dass es uns morgen mindestens genauso gut geht wie heute. Tatsächlich müssen wir aber wieder lernen, mit größeren Verlusten umzugehen. Wir müssen ehrlich sagen: Es könnten ein paar harte Jahre werden. Wir brauchen als Gesellschaft und Einzelne Resilienz, um mit Krisen gut umzugehen und unsere Zukunft neu zu gestalten. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Die Klimaerwärmung ist in vollem Gange, mit allen Konsequenzen. Und die Energiewende muss kommen. Die gute alte Zeit der billigen fossilen Energie ist vorbei. Der Angriffskrieg Russlands hat das lediglich beschleunigt, nicht ausgelöst.

Zugleich gilt immer noch: Unsere Gesellschaft ist viel wohlhabender und mit viel mehr Möglichkeiten ausgestattet als Gesellschaften früherer Zeiten, die ebenfalls mit vielen Problemen und Katastrophen konfrontiert waren. Warum sollten wir gerade jetzt ohnmächtig sein?

Zur Resilienz gehört für mich unbedingt auch eine lebendinge und funktionierende Demokratie. Wenn sie Schaden nimmt, wird unsere Gesellschaft massiv gestört und unfähig, mit den großen politischen und ökologischen Krisen unserer Zeit umzugehen. Lassen wir es nicht so weit kommen.