Ein Beitrag aus unserer Blogreihe »Zukunftsfähig Wirtschaften«

Die Donut-Ökonomie ist eine Wirtschaftstheorie, die Umweltschutz mit sozialer Gerechtigkeit verbindet. Dieses Wirtschaftsmodell geht auf die britische Ökonomin Kate Raworth zurück. Mit der Donut-Ökonomie soll es gelingen, die zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern:

  1. Allen Menschen müssen die wesentlichen Lebensgrundlagen zur Verfügung stehen.
  2. Gleichzeitig muss die Wirtschaft sicherstellen, dass sie dabei die lebenserhaltenden Systeme der Erde nicht überstrapaziert.

Diese beiden Anforderungen setzen in der Donut-Ökonomie den Rahmen, in dem sich das wirtschaftliche Leben bewegen soll. Den Namen hat das Wirtschaftsmodell von seinen zwei Kreisen: Einem äußeren und einem inneren Kreis, die an das Gebäck mit dem Loch in der Mitte erinnern.

Donut Ökonomie

Die Donut-Ökonomie – Ein Modell mit Kreisen.

Im Unterschied zu den klassischen Wirtschaftstheorien, die mit Kurven arbeiten, veranschaulicht die Donut-Ökonomie ihre Theorie mithilfe zweier Kreise. So steht der äußere Kreis für die begrenzten Ressourcen des Planeten, wie Klima, Biodiversität, Boden, Wasser, der nach außen nicht überschritten werden darf. Der innere Kreis steht für grundlegende gesellschaftliche Bedürfnisse, wie Bildung, Wohnen, Nahrung, gesellschaftliche Teilhabe, Arbeit und darf nach innen nicht überschritten werden. Im Loch des Donuts liegen die sozialen Herausforderungen, wie Armut, Kriege, soziale Ungleichheit, Kriege. Eine gerechte Wirtschaft achtet darauf, dass sie innerhalb dieser Kreise eingebettet bleibt. Nur innerhalb der beiden Kreise ist ein gutes und sicheres Leben in einer intakten Umwelt möglich.

Die Donut-Ökonomie, eine etwas andere Wirtschaftstheorie.

Im Gegensatz dazu begreifen sich viele herkömmliche Wirtschaftsmodelle als in sich geschlossene Systeme. Sie betrachten dabei hauptsächlich die finanziellen Abläufe. Andere Einflüsse wie zum Beispiel Umweltschäden, die Industrie oder Handel verursachen, kommen in den Modellen kaum vor.

Diesen Unterschied in den Ansätzen der Wirtschaftsmodelle demonstriert die Organisation Doughnut Economics zum Beispiel anhand der grundverschiedenen Erwartungshaltungen an Unternehmen:

  • Die Erwartungshaltung der Donut-Ökonomie – »Wie viele Vorteile können wir durch dieses Unternehmen erzielen?« Bei der Frage geht es um den Zweck, den das Unternehmen verfolgt: Kann es Werte schaffen, die der Gemeinschaft und der Umwelt nützen?
  • Die Erwartungshaltung herkömmlicher Modelle – »Welche finanziellen Werte können wir aus dem Unternehmen herausziehen?« Die Donut-Ökonomie beanstandet, dass Unternehmen größtenteils auf maximalen Profit ausgerichtet sind. Den Nutzen erzielen dann mitunter nur einige Wenige.

Die Donut-Ökonomie strebt eine Balance zwischen Wirtschaft, Umwelt und sozialen Zielen an. Daher ist das Wachstum des BIP kein vorrangiges Ziel, anders als bei den konsumorientierten Wachstumstheorien. Vielmehr verlangen die Herausforderungen wie Klimawandel und soziale Ungleichheit nach ambitionierteren und global geltenden Wirtschaftszielen. Das zeigt zum Beispiel die derzeitige ungleiche Verteilung des Wohlstands. Das Wirtschaftsmodell von Kate Raworth ist Teil des großen Ganzen auf unserem Planeten. Mit den Kreisen schafft es die Verbindung von Gesellschaft und Umwelt.

Wie sich die Donut-Ökonomie umsetzen lässt.

Die Donut-Ökonomie will die Strukturen der Wirtschaft von Grund auf umbauen. Dafür ist auch ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. Denn die gewohnten Konsummuster – kaufen und dann im Abfall entsorgen – tragen zur Überlastung der natürlichen Ressourcen bei. Deshalb entwickelt die Donut-Ökonomie Denkansätze für alternatives Konsumverhalten. Die Prinzipien der Praxis sollen in der Gesellschaft ein Bewusstsein für diesen Wandel schaffen. Einige Beispiele:

  • Die menschliche Natur unterstützen und die Vielfalt fördern. Dabei steht die Gemeinschaft im Vordergrund, die sich um das Wohlergehen ihrer Mitglieder kümmert. Die Donut-Ökonomie betrachtet den Haushalt als den Kern der Wirtschaft. Hier findet soziale Arbeit statt. Ohne sie könnte eine Gesellschaft nicht funktionieren. Daher sollten diese Arbeiten entsprechend Anerkennung und Belohnung finden. Zur Denkweise der Donut-Ökonomie passen Unternehmensformen, die auf einem Gemeinschaftsgedanken aufbauen, statt auf starre Hierarchien zu setzten. Das sind zum Beispiel Genossenschaften oder selbstverwaltete Unternehmen, bei denen die Mitarbeiter auch gleichzeitig Eigentümer des Unternehmens sind.
  • Erneuern statt verbrauchen. Bei der Donut-Ökonomie geht es darum, Waren zu teilen oder sie zu reparieren. Dadurch hält sich der Verbrauch innerhalb der Grenzen der Belastbarkeit. Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft, Cradle to Cradle und nachhaltiges Design sind dabei Voraussetzung, damit die Herstellung der Waren mit möglichst wenig Produktionsmitteln auskommt.

Die Donut-Ökonomie will Unternehmen und Kommunen dazu bringen, sich auch nach sozialen und ökologischen Werten auszurichten. Hier sieht Kate Raworth allerdings in der Finanzwirtschaft den dringendsten Veränderungsbedarf, da diese Branche auf immerwährendes Wachstum ausgerichtet sei. Anstelle des BIP-Wachstums schlägt Kate Raworth Indikatoren vor, die den Fortschritt der Gesellschaft messen. Anstelle von Aktienkursen bewertet sich das Unternehmen beispielsweise daran, was es gegen Armut tut oder wie es zum Erhalt der Umwelt beiträgt. Bei der Umsetzung in der Praxis müssen die sieben Prinzipien der Donut-Ökonomie beachtet werden.

Mittlerweile wird die Idee der Donuts-Ökonomie in Städten und Kommunen angewandt. Raworths Theorie verlangt keine spezifischen Regeln, die angewendet werden müssen. Es obliegt den Initiatoren, auf lokaler Ebene zu entscheiden. Dabei ist das Festlegen von Standards der erste Schritt für den Aufbau einer Donut-Ökonomie. Schaut man sich Amsterdam an, so bindet die Stadt Ziele der Donut-Ökonomie in eine Kreislaufwirtschaft mit ein, die Bestandteile von Konsumgütern, Baumaterialien und Lebensmittelprodukten reduziert, wiederverwendet und recycelt.

Helene Zand im August 2022

Links:

Kate Raworth, Die Donut-Ökonomie: Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört, 2018 

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How to live within the Doughnut. Kate Raworth: https://www.youtube.com/watch?v=QaGA2i0IcSQ

Vergleichende Übersicht. Donut-Ökonomie – Gemeinwohl-Ökonomie: https://web.ecogood.org/de/menu-header/blog/vergleichende-ubersicht-donut-okonomie-gemeinwohl-okonomie/