Ein Beitrag aus unserer Blogreihe »Zukunftsfähig Wirtschaften«

Zero Waste: das grüne Büro

So geht Zero Waste: vier Schritte zum Grünen Büro

Nachhaltiges Wirtschaften geht über unser eigentliches Geschäftsmodell hinaus, es beginnt bereits bei der täglichen Büroarbeit. Egal ob Einzelunternehmer:in oder großes Team – ein bewusster Umgang mit Ressourcen spart in jeder Branche Müll und verringert den Materialverbrauch. Gerade im Büroalltag können wir Zero Waste vergleichsweise einfach umsetzen, die neue Gewohnheit wird rasch zur Normalität.

Schritt 1 – Papiersparen für Fortgeschrittene

Die Verwendung von Druckerpapier in Recyclingqualität und ein möglichst sparsames Ausdrucken von Unterlagen ist heute in vielen Büros bereits gelebte Praxis. Doch seien wir ehrlich: Ganz ohne Papier geht es nicht. In diesen Fällen können wir den Papierverbrauch mit ein paar Tricks auf ein Minimum reduzieren: Wer etwa die Seitenränder und Zeilenabstände seiner Dokumentvorlagen um lediglich einige Millimeter verringert, kann die Länge der Schriftstücke um 40% reduzieren, ohne das Erscheinungsbild merklich zu verändern. Darüber hinaus verhindert eine voreingestellte Autokorrektur im Word-Programm nicht nur fehlerhafte Ausdrucke, sondern auch lästige Korrekturen, also Arbeitszeit und Nerven. Beim Druckergerät selbst sollte doppelseitiges Drucken in Schwarzweiß als Standardoption ausgewählt sein.

Damit die Motivation zum Papiersparen hoch ist, können Kolleg:innen sich gegenseitig herausfordern: Die erfolgreichsten Müllsparer:innen der Woche werden etwa mit einem Stück Kuchen gewürdigt. Einzelunternehmer:innen hingegen stellen das Druckergerät in einige Entfernung – diese kleine Hürde wirkt Wunder.

Schritt 2 – Stifte für die Ewigkeit

Trotz digitaler Arbeitswelt sind Schreibgeräte weiterhin in Gebrauch. Oft ist uns nicht bewusst, dass das Wegwerfen von Textmarkern, Eddings, Flipchartstiften etc. eigentlich pure Verschwendung ist. Ein Blick auf den Stift und der Vermerk refillable verraten, dass der Hersteller Nachfülltinte anbietet, um die Filzmine mit ein paar raschen Handgriffen wieder funktionstüchtig zu machen. Und um Kugelschreiber möglichst lange zu nutzen, wird einfach die Mine ausgetauscht.

Damit sich das Wiederbefüllen bewährt, empfehle ich, bereits beim Kauf der Schreibgeräte die passenden Nachfülltinten bzw. Kugelschreiberminen mitzubestellen. In Teams sollte geklärt werden, wer für das regelmäßige Auffüllen – etwa der Flipchartstifte im Besprechungsraum – zuständig ist.

Diese scheinbar kleinen Maßnahmen haben bemerkenswertes Potenzial:  Würden alle österreichischen Einpersonenunternehmer:innen einen Kugelschreiber aus Kunststoff auch nur zweimal mit einer Wechselmine wiederbefüllen, so könnten sie gemeinsam über 6 Tonnen Plastikmüll sparen.

Schritt 3 – Verschwendungsfrei genießen

Eine Tasse Kaffee verursacht 60 bis 100 Gramm CO2-Emissionen. Damit nicht auch noch Unmengen an Einwegverpackungen anfallen, sind Einzelportionen ein absolutes No-Go. Egal ob recyclebare Aluminiumkapsel oder kompostierbarer Kaffeepad – beides verbraucht zusätzliche Ressourcen. Besser sind selbst nachfüllbare Kaffeekapseln oder gleich ein (Second Hand-) Vollautomat. Wer wenig Kaffee trinkt, greift am besten zum Espressokocher oder zur French Press.

In größeren Betrieben sind Heißgetränkeautomaten oft die erste Wahl. Auch hier gibt es eine Trick, um den Einwegmüll zu reduzieren: Der Becherauswurf wird deaktiviert, die Mitarbeiter:innen füllen Cappuccino oder Kakao einfach in die mitgebrachte Lieblingstasse.

Mineralwasser in PET-Einwegflaschen hat ein Imageproblem und wird daher zunehmend durch Mineralwasser in Mehrwegglasflaschen ersetzt. Zero Waste Profis gehen einen Schritt weiter und setzen gänzlich auf Leitungswasser. Das spart die Flaschenproduktion, Rückhollogistik und Recycling. Glaskaraffen in den Besprechungsräumen und Büros laden zum regelmäßigen Auffüllen ein. Wer frische Zitronenmelisse am Fensterbrett züchtet, kreiert aus Leitungswasser und Melisseblättern im Handumdrehen ein Geschmackserlebnis.
TIPP: Morgens die Glasflaschen mit Leitungswasser füllen, je einen Zweig Zitronenmelisse beigeben und im Kühlschrank aufbewahren.

Ein verpackungsfreies Mittagessen stellt manchmal eine besondere Herausforderung dar. Nicht jedem gelingt es, eine selbstgekochte Mahlzeit mitzubringen. Zum Glück denkt auch die Gastronomie allmählich um: Erste Betriebe bieten bereits Speisen in Mehrwegbehältnissen der Firma Skoonu an. Wer diese Möglichkeit nicht hat, lässt sich das Essen bei der Abholung in das eigene Behältnis packen.

Schritt 4 – konsequente Mülltrennung

Das richtige Mülltrennen ist seit Jahrzehnten etabliert, und eigentlich ein alter Hut – sollte man meinen. Doch was im Privaten ganz gut klappt, gelingt im Büro deutlich schlechter. Papier landet gerne im Restmüll, und auch die Aludose vom Energiedrink wird in den einzigen verfügbaren Abfallkorb geworfen. Besonders Biomüllkübel fehlen in heimischen Büros häufig – doch ausgerechnet sie könnten das Klima schützen: Apfelbutzen, Bananenschalen, Kaffeesud oder Teebeutel, die im Restmüll landen, enden in der Müllverbrennungsanlage. Dort verursachen gerade dieser feuchten organischen Abfälle unnötig hohe Treibhausgasemissionen.

Mit einem Biomistkübel in der Teeküche und etwas Bewusstseinsbildung unter den Mitarbeiter:innen ist das Problem rasch gelöst, und aus den vermeintlichen Abfällen wird in Kompostieranlagen wertvoller Humus. Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, wird selbst aktiv: mit einem eigenen Kompost auf der Grünfläche am Firmenareal oder einer Wurmkiste in der Teeküche.

Alleine durch konsequente Trennung des Biomülls verringert sich der Restmüll um bis zu 40 Prozent. Wenn gut gekennzeichnete Trennbehältnisse auch für die anderen Abfallfraktionen zur Verfügung stehen, sollte der Restmüll (fast) verschwunden sein.

Fazit

Die Möglichkeiten, ein ressourcenschonendes Grünes Büro nach dem Zero Waste Prinzip umzusetzen, reichen natürlich noch viel weiter. Von cleveren Büroartikeln wie der klammerlosen Klammermaschine, von müllfreien Tagungen bis zu nachhaltigen Goody-Bags für Kund:innen. Unser eigenes Unternehmen spart letztlich nicht nur Beschaffungs- und Entsorgungskosten, sondern gewinnt im Gegenzug an Glaubwürdigkeit und stärkt seine Arbeitgebermarke unter der Generation Greta. Wer die Kund:innen teilhaben lässt am »Abenteuer Grünes Büro«, etwa in Blogartikeln, wird auch die Kund:innenbindung festigen.

Evelyn Rath, im Juli 2022

Links:

Evelyn Rath, Zero Waste Expertin, Rednerin, Autorin: www.visionmuellfrei.at

Restaurants mit Mehrweggeschirr: https://skoonu.com/Restaurants

Wurmkiste für die Indoor-Kompostierung: https://wurmkiste.at/biomuell-klima/