Freiheit wird dort zum Thema, wo viele Menschen zusammenleben. Robinson Crusoe lebte nicht in Freiheit, er lebte nur allein. Freiheit in einer Demokratie bedeutet, dass die Mehrheit nicht einfach tun kann, was sie will. Aber auch für den Einzelnen ist mit der Freiheit immer Verantwortung verbunden. Freiheit ohne Verantwortung wäre Narrenfreiheit, Rücksichtslosigkeit, Egoismus.

Die Pandemie zeigt uns deutlich, dass gerade dort, wo mein Handeln Auswirkungen auf andere Menschen hat, die Räume bloßer Eigenverantwortung enger gesteckt sind. Ich habe bisweilen den Eindruck, wir leben in einer hedonistischen Gesellschaft, die das möglichst nicht will. Weil es oft um maximale Freiheit des Selbst und minimale Verantwortung der Gesellschaft gegenüber geht.

In Krisenzeiten, wie wir sie gerade erleben, zeigt sich besonders, dass die Balance zwischen Freiheit und Verantwortung anspruchsvoll und zugleich brüchig ist. Das betrifft sicher auch staatliche Maßnahmen, die immer darauf geprüft werden müssen, ob sie verhältnismäßig sind. Umgekehrt sind Menschen dort, wo sie im Ausleben ihrer Freiheit anderen Schaden zufügen, nicht frei, sondern unsozial und eine Gefahr für die Allgemeinheit. Hier muss der Staat eingreifen und Regeln erlassen. Hier müssen wir uns alle fragen: Wie viel Verantwortungslosigkeit können wir zulassen? Wie viel Verantwortung müssen wir einfordern? Am Ende wünsche ich uns allen individuelle Entscheidungen, die zum Besten der Allgemeinheit sind.