UnternehmerInnen unterstützen, klarere Rahmenbedingungen schaffen: Selbstständige erzählen über ihre aktuelle Situation – Grüne Wirtschaft OÖ präsentiert Vorschläge für ein erfolgreiches Comeback der Wirtschaft aus der Covid-Krise
Größte Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg: Klein- und Einpersonen-UnternehmerInnen besonders betroffen

Die größte Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg schwappt derzeit als Begleiterscheinung der Covid-Pandemie über uns hinweg. Während große Unternehmen mit möglichen Werksschließungen bzw. großflächigem Stellenabbau Schlagzeilen machen, müssen viele  Klein- und Einpersonen-UnternehmerInnen oftmals von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt täglich um ihr wirtschaftliches Überleben kämpfen. „Natürlich ist die epidemiologische Situation ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, was im Seminar- und Veranstaltungsbereich möglich ist. Gleichzeitig muss einem aber bewusst sein, dass davon zehntausende Existenzen abhängen können. Wenn kleine UnternehmerInnen in Konkurs gehen haben sie keine soziale Absicherung in Form eines Arbeitslosengeldes“, ruft Bernhard Seeber, Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft Oberösterreich in Erinnerung.

Umso wichtiger ist es daher, dass auch trotz des Corona-Virus entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden, um den Fortbestand der Einzel- und KleinunternehmerInnen zu sichern. „Die Selbstständigen bemühen sich, Konzepte und Möglichkeiten zu finden, wie sie ihrem Beruf auch in diesen herausfordernden Zeiten erfolgreich nachgehen können. Dazu brauchen sie aber Unterstützung. Hier sind vor allem die Wirtschaftskammer und Dachverbände gefordert, geeignete Rahmenbedingungen für ihre Berufsstände vorzuschlagen und zu verhandeln“, fordert Seeber.

Notwendig sind aus Sicht der Grünen Wirtschaft branchenspezifische Hygienekonzepte und Maßnahmen, damit ein angemessenes Risikomanagement gewährleistet ist. Wenn von UnternehmerInnen diese Voraussetzungen geschaffen werden, kann auch über eine Erhöhung der Zahl von TeilnehmerInnen, etwa bei Kursen, Seminaren und Tourismusveranstaltungen nachgedacht werden. Seeber: „Ob bei einem Kurs- oder Seminarangebot 10 oder 30 Personen teilnehmen dürfen, kann entscheidend für das wirtschaftliche Überleben von Selbstständigen sein.“

UnternehmerInnen erzählen: Selbstständige über ihre aktuellen Erfahrungen und die Folgen der Covid-Krise 

Doris Jungbauer bietet Gesundheitskurse (Yoga, Qigong) an. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen dürfen dazu in geschlossenen Räumen nur noch maximal 10 Personen zusammenkommen, wenn es keine zugewiesenen Sitzplätze gibt, die nicht verlassen werden dürfen. Dies ist z.B bei einem Yoga-Kurs aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich, ein solches Angebot im Freien abzuhalten, scheitert derzeit an der Witterung. Viele VeranstalterInnen haben dadurch massive Einbußen, weil die erlaubte Zahl der KursteilnehmerInnen reduziert werden musste und sich zudem verunsicherte InteressentInnen wieder abmelden. „Somit müssen Leute, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, nach Hause geschickt werden“, berichtet Jungbauer. Vor dem gleichen Problem steht Ilona Roth, die als Tanzpädagogin arbeitet und bei der Abhaltung ihrer Kurse ebenfalls von der Zahl der erlaubten TeilnehmerInnenzahl abhängig ist. Für sie wäre es daher sinnvoll, Kurse im Gesundheits-Präventionsbereich nicht mit der Abhaltung von privaten Feierveranstaltungen oder anderen Zusammenkünften gleichzusetzen.

Untersuchungen zeigen, dass sich die Covid-Krise auch auf die menschliche Psyche negativ auswirkt. Umso wichtiger ist es, Angebote im Gesundheits-Präventionsbereich aufrechterhalten zu können und so einen Beitrag zu leisten, dass die Menschen die aktuelle Zeit auch psychisch gut überstehen.

Marco Vanek ist Reiseveranstalter und begleitet auch Gruppenreisen. Nachdem er eine von ihm geplante Genuss-Reise nach Slowenien aufgrund der Covid-Reisebeschränkungen nicht mehr möglich war, wollte er kurzfristig eine Alternative in der benachbarten Region Südoststeiermark organisieren. Doch dies ist auch nicht mehr möglich, da nach der strengen Auslegung der aktuellen Gesetzeslage durch die WKO, eine Verköstigung der TeilnehmerInnen nur mehr im Beherbergungsbetrieb möglich ist. Damit fallen Verkostungen oder auch Kellerführungen in Österreich unter die strenge 10-Personen-Grenze. Gruppenreisen insbesondere mit einem Reisebus sind unter diesen strengen Auflagen mit max. 10 TeilnehmerInnen (inkl. Reisebegleiter) nicht mehr kostendeckend.

„Ich wünsche mir daher praxistauglichere Auslegungen der Hygienevorschriften. Mit entsprechendem Abstand, einem Mund-Nasen-Schutz, sobald der Sitzplatz verlassen wurde und der Möglichkeit die Hände zu waschen oder zu desinfizieren sollten Indoor-Führungen bzw. Verkostungen außerhalb von Gastrobetrieben auch mit mehr als 10 Personen erlaubt sein“, ist Vanek überzeugt.

Hygienekonzept und Co.: Konkrete Lösungsvorschläge für mehr Sicherheit für Selbstständige

Erhöhte TeilnehmerInnen-Obergrenzen für Veranstaltungen und Kurse im Gesundheits-/Präventions-/Seminar-/Freizeitwirtschaft- und Tourismusbereich für 25 bis 30 Personen, wenn folgende Punkte gegeben sind:

  • Branchenspezifische Hygienekonzepte und Maßnahmen zum Risikomanagement – Dabei müssen folgende Parameter berücksichtigt werden: Ausreichend große Räume (Erarbeitung eines branchenspezifischen Schlüssels) mit der Möglichkeit diese regelmäßig ausreichend zu lüften.
  • Gewährleistung des Sicherheitsabstandes (Kursleitung ist dafür verantwortlich)
    Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz stehen bereit
    Gegebenenfalls stellt der/die VeranstalterIn eigene Matten/Decken zur Verfügung und desinfiziert diese regelmäßig (z.B. bei Yoga-Kursen)
  • Gekennzeichnete Sitz/Stehplätze mit ausreichend Abstand bei Seminaren
    TeilnehmerInnen werden zu Beginn der Veranstaltung auf das jeweilige Hygienekonzept hingewiesen – dieses wird auch erläutert.
  • Das jeweilige Hygienekonzept ist sichtbar im Raum anzubringen bzw. auszuhändigen. Die TeilnehmerInnen haben dies schriftlich zu bestätigen. Der/die VeranstalterIn muss eine entsprechende Dokumentation anfertigen und diese bei Bedarf der Behörde aushändigen

Unsere Vorschläge haben wir auch bereits bei unseren KollegInnen im Nationalrat und im Gesundheitsministerium deponiert, die dort positiv aufgenommen worden sind. Dennoch sind in erster Linie die Interessensvertretungen gefordert, damit Selbstständige die Möglichkeit haben, in Covid-Zeiten zu einer neuen Geschäftsnormalität zu kommen. „Ich hoffe sehr, dass in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium die Rahmenbedingungen für die UnternehmerInnen schon bald noch detaillierter ausgearbeitet werden und klarer nachvollziehbar sind, damit Selbstständige ihr erfolgreiches wirtschaftliches Comeback starten können“, so Seeber.

v.l.n.r.: Bernhard Seeber Sprecher Grüne Wirtschaft OÖ, Doris Jungbauer Gesundheitsprävention und Qigong, Ilona Roth Tanzpädagogin