Muss man tatsächlich ein A******** sein um Erfolg zu haben? Und wie kann ein öko-soziales Unternehmen nachhaltig funktionieren? Zu diesen und anderen Fragen hat die Grüne Wirtschaft Wien am 8. Oktober 2019 zu einer Podiumsdiskussion in den Presseclub Concordia eingeladen. Nach einem Eingangsstatement des Autors Klaus Werner-Lobo, haben Sabine Jungwirth (Bundessprecherin Grüne Wirtschaft), Lena Hödl (Female Founders), Sina Trinkwalder (Manomama, Soziale Unternehmerin in der Textilbranche, Autorin, Aktivistin) und Rainer Voss (ehemaliger Investmentbanker) unter der Moderation von Michael Nikbakhsh (Ressortleiter Wirtschaft PROFIL) darüber diskutiert.

Klaus Werner-Lobo hat 2001 das erste Mal sein Buch „Schwarzbuch Markenfirmen“ veröffentlicht, welches sich mit den Machenschaften der größten Weltkonzerne beschäftigt. Er erzählte, dass es Anfang der 2000er Jahre vor allem um jene Rohstoffunternehmen ging, die durch politische und soziale Diskriminierung sowie Umweltzerstörung erfolgreich geworden waren. In der Neuauflage 2014 wurde dann auch der Wandel der Wirtschaft in Richtung Kommunikationsfirmen wie Google, Facebook und Apple näher beschrieben. „Wirtschaft kommt von “Werte schaffen” und wir müssen uns überlegen, welche Werte wir schaffen wollen.“  Er betonte, dass es nicht um die Charaktereigenschaft an sich ginge, sondern um das System das dahinter stecke. Da nützte es auch nichts, wenn Unternehmen unter dem Deckmantel von „Corporate Social Responsibility“ versuchten, die Strukturen im Kleinen besser zu machen. Vielmehr müssten wir als Gesellschaft uns darauf konzentrieren, das System dahinter nachhaltig und sozial zu verändern.

Sabine Jungwirth betonte in der Diskussion, dass jedes Unternehmen Gewinne erzielen möchte, aber es im Ermessen der Unternehmer*innen liege, jeden Tag selbst zu entscheiden, wieviel und zu wessen Lasten. Aber es gebe auch sehr viele Veränderungen: So passiere im Bereich der Social Bussinesses viel. Wichtig sei aber auch, dass Unternehmen in die Verantwortung genommen werden müssten und diese dürfe nicht auf die Konsument*innen abgewälzt werden. So brauche es z.B. klarere Spielregen bei den Umweltkennzahlen, die österreichische Unternehmen veröffentlichen. „Derzeit können sich Unternehmen aussuchen, welche Zahlen veröffentlicht werden. Natürlich werden da nur die guten Zahlen gezeigt. Das muss sich ändern!“

Sina Trinkwalder wollte mit ihrem Textilunternehmen „Manomama“ ein Unternehmen gründen, um soziale und ökologische Probleme zu lösen. Am Anfang wurde sie von niemanden ernstgenommen und hatte keine Investor*innen. Sie musste daher alle Investitionen aus eigener Tasche bezahlen. Auch heute peile ihr Unternehmen eine schwarze Null als Betriebsergebnis an. Betriebswirtschaftlich betrachtet wäre das zwar ein Fiasko, volkswirtschaftlich betrachtet ein „Regenbogen pinkelndes Einhorn“. Durch ihr Unternehmen, das Langzeitarbeitslose und andere Benachteiligte vom “dritten Arbeitsmarkt” beschäftigt, spart sich die Gemeinde Unmengen an Sozialausgaben.

Rainer Voss erzählte viel aus seinem Leben als Investmentbanker und wie diese Arbeit das Leben der Menschen massiv beeinflusse. „Wir fetischisieren Arbeit und brauchen ein großes Umdenken.“ Die Großkonzerne hätten zwar oft den größten negativen Impact, könnten aber umgekehrt durch ihre Strukturen den Druck in die richtige Richtung massiv erhöhen. Und damit tatsächlich in großem Ausmaß etwas verändern.

Mit Lena Hödl hatten wir auch eine Diskutantin aus der Start-Up Szene, die sich damit beschäftigt, Projekte und Ideen von Frauen zu fördern. Sie vertrat die Meinung, dass in der Start-Up-Szene Rendite oft noch das oberste Ziel seien aber, dass sich auch das langsam verändere. Vor allem den Jungen ginge es vermehrt auch um (Social) Impact und auch die Investor*innen orientierten sich nachhaltiger. „Die nächste Generation möchte vor allem einen Job mit Impact. Ich denke, dass sich auch große Konzerne ändern werden müssen, um gute Arbeitnehmer*innen anzulocken.“

 Vielen Dank an die Diskutant*innen und die Besucher*innen!