Grüne Wirtschaft OÖ setzt sich für lang angekündigte Verbesserungen ein

Über 500.000 Schiffstouristinnen und -touristen besuchten Oberösterreich im Jahr 2018, viele landeten auch in Linz an. »Das ist einerseits erfreulich, andererseits besorgniserregend. Denn bei jährlichen Steigerungen von 15 bis 20 Prozent, wie wir sie seit Jahren sehen, verdoppelt sich der Schiffstourismus alle vier Jahre« sagt Bernhard Seeber, Sprecher der Grünen Wirtschaft Oberösterreich und Linzer Gemeinderat.

Der schiere Umfang dieser Form des Reisens stellt Linz schon heute vor völlig neue Herausforderungen. Das südliche Ufer der Donau platzt förmlich aus allen Nähten. In diesem Bereich besteht dringender Handlungsbedarf, um weiterhin für einen qualitätsvollen Aufenthalt für Gäste und Bewohner*innen zu sorgen. Darüber sind sich sowohl Politik als auch Vertreter*innen der Tourismusbranche bewusst.

Dieses Thema beschäftigt auch die Arbeitsgemeinschaft »Zukunftswerkstatt Lebensraum Linz Donau«, eine Gruppe engagierter austriaguides, der staatlich geprüften Fremdenführer*innen. Sie entwickelten – unterstützt von der Grünen Wirtschaft Oberösterreich – in einer Zukunftswerkstatt Visionen und Perspektiven für einen qualitätsvollen Tourismus in Linz.

Schiffsanlegestellen als Problemzonen

»Generell ist die Infrastruktur rund um die Anlegestellen ein großes Thema. Dabei geht es um sehr konkrete Dinge, wie das Vorhandensein und die Sauberkeit von Toilettenanlagen. Aber auch größere Fragen, wie die Zufahrt mit Reisebussen sowie die Belastung durch Lärm und Gestank der Schiffsgeneratoren, gehören geklärt. Denn es ist der Linzer Luft nicht zuzumuten, dass die Stromgeneratoren der Schiffe ständig in Betrieb sind, weil kein Landstrom angeboten wird. Auch die Abfallentsorgung ist mangelhaft. Langfristig gehört die gesamte Infrastruktur neu geplant«, erläutert Johann Gutenbrunner, austriaguide und WKO-Funktionär, die gravierendsten Problemfelder.

Vom Linzer Gemeinderat wurde bereits am 17. September 2017 ein Infrastrukturpaket zur Sicherung der Steigerung der Wertschöpfung durch die Kabinenschifffahrt auf der Donau beschlossen. Dennoch beginnt im heurigen Jahr eine weitere Saison ohne irgendwelche Verbesserungen an den Schiffsanlegestellen.

Die Belieferung und die Abfallentsorgung der Schiffe sorgen gemeinsam mit Personentransporten für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf dafür nicht gedachten Flächen. »So kommen dort Fußgänger*innen und Radfahrer*innen häufig in sehr gefährliche Situationen. Eine in Summe unzumutbare Verkehrslage«, ist für Johann Gutenbrunner und Bernhard Seeber klar. Hier muss dringend von Spezialist*innen ein Konzept für eine Verbesserung erstellt und rasch umgesetzt werden.

Allein die bestehenden Anlegestellen werden die Steigerungen kaum mehr bewältigen können. Erforderlich werden neue Anlegestellen sowie eine bessere Koordination der Schiffsgäste und verträgliche Transportkonzepte für die an- und abreisenden Touristenmengen. »Wir müssen über den Tellerrand hinausdenken. Es geht auch um eine lebenswerte Stadt und nicht zuletzt um neue Einnahmequellen für die leere Stadtkasse«, ist Bernhard Seeber, Sprecher der Grünen Wirtschaft OÖ und Gemeinderat in Linz, überzeugt.

Zukunft des Schiffstourismus

Gemeinsam mit den austriaguides wurde aber auch ganz grundlegend über Zukunftsthemen diskutiert: Masse oder Klasse? Wie kann die Zukunft eines ausgewogenen und verträglichen Donau-Tourismus in Linz aussehen?
Seitens der Arbeitsgemeinschaft der austriaguides will man die öffentliche Diskussion und Meinungsbildung anregen und plant dazu bereits eine Veranstaltung.

Bernhard Seeber, der auch Wirtschaftssprecher der Linzer Grünen ist, unterstützt diese Initiative der austriaguides und wird sich weiterhin für dieses Thema einsetzen: »Wir wollen zufriedene Gäste und einen stadtverträglichen und qualitätsvollen Tourismus in Linz. Wie das möglich sein kann, dafür braucht es endlich eine Auseinandersetzung von den politisch Verantwortlichen, den Vertreter*innen der Tourismusbranche und darüber hinaus.« Im nächsten Gemeinderat wird er dazu eine umfangreiche Anfrage einbringen.

 

Foto: Johann Gutenbrunner und Bernhard Seeber an der Schiffsanlegestelle © Claus Muhr