Die Grüne Wirtschaft hat im November 2017 im Wirtschaftsparlament Wien den Antrag auf Evaluierung der Wiener Nachtwirtschaft gestellt, bzw. auf eine Studie, die Grundlagen für Handlungsvorschläge liefert. Die Ergebnisse dieser Studie liegen der Wirtschaftskammer mittlerweile vor.

Die WK – konkret der Spartenobmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft – leitet daraus ab, dass es alle notwendigen Servicestellen schon gibt und dass man nur plakativer an die Sache herangehen müsse, um die Nachtwirtschaft zu fördern.

Der Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft Wien und Vizepräsident der WKW, Hans Arsenovic, kritisiert die Interpretation der Studie.

Wir brauchen EINE Anlaufstelle für Nachtwirtschaftstreibende

Vielmehr fordert er die Einsetzung einer/s NachtbürgermeisterIn: Wien lukriert aus der Nachtwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 440 Millionen Euro pro Jahr, sie ist also ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Und doch hinkt die Wiener Clubszene hinter anderen her. Deshalb braucht die Nachtwirtschaft wie andere Metropolen eine zentrale Anlaufstelle

Szenetourismus als Wiener Wirtschaftsfaktor

Metropolen wie London, Paris und Amsterdam haben lange schon Nachtbürgermeister, und auch viele deutsche Städte sind gerade dabei, diese einzuführen. Denn für den Tourismus ist die Clubkultur, vor allem in Hinblick auf die jüngere Zielgruppe, ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung, wo man seinen Urlaub verbringt. Wien ist eine junge, rasch wachsende Stadt und mittlerweile das jüngste Bundesland. Die unter-30-Jährigen sind die größte Altersgruppe und kommen nicht nur zum Studieren, sondern auch zum Feiern.

Sie und tausende TouristInnen pro Monat wollen das in einer guten Qualität tun: Kultur erleben. Und das nicht nur zwischen 9 und 18 Uhr.

Hürdenabbau anstatt bürokaratischer Stolpersteine

Diversität macht eine Stadt zu dem, was sie ist. Kleine Veranstaltungen bereichern die Nachtkultur. Sie sehen sich aber oft massiven bürokratischen Hürden gegenüber.

Aus sozialer Sicht steht fest, dass eine aktive Clubkultur eine Brückenfunktion zwischen den AnrainerInnen und den Wirtschaftstreibenden ausüben kann. Damit schon im Vorfeld Hürden angesprochen und Konflikte beigelegt werden können. Eine aktive Nachtwirtschaft bindet zudem schwächere bzw. sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen ein.

Und dieses Potenzial zum Interessenausgleich ist bei Weitem nicht ausgeschöpft.

Eine Wirtschaftskammer für die Wirtschaft

Die Wirtschaftskammer ist gefordert, sich an dem laufenden Prozess der Stadtregierung als Stakeholder einzubringen. Die Grüne Wirtschaft wird das auf jeden Fall tun und nicht nur am Rande zusehen, wie zu einem so wichtigen Thema die Weichen gestellt werden.

Ob die zu errichtende Stelle dann Nachtbürgermeister oder MA2412 heißt, ist zweitrangig. Zuallererst muss sie Anlaufstelle für in der Nachtwirtschaft tätigen UnternehmerInnen, für Kulturschaffende und AnrainerInnen gleichermaßen sein und hier einen Interessenausgleich schaffen.